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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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Gesicht, spülte den schlechten Geschmack aus dem Mund. Verschlafen sah sie in den Spiegel, die wirren braunen Haare fielen ihr ins Gesicht.
    Das Wasser lief. Sie hörte Musik. Sie ging auf die Toilette. Die Spülung funktionierte.
    Sie zog ihren Bademantel über und ging in die Küche. Dort saßen Marielle und Karl bei einem späten Frühstück, im Radio spielte französischer Hip-Hop. Shannon mochte ihn noch weniger als den englischsprachigen, schon gar nicht nach dem Aufwachen, aber heute war sie froh, ihn zu hören.
    »Morgen«, begrüßte sie die anderen. »Strom wieder da?«
    »Zum Glück«, sagte Karl. Der untersetzte Deutsche mit den schwarzen Locken war einer ihrer vier Wohngenossen. Marielle stammte aus der Nähe von Toulouse, Émile aus der Bretagne, dann war da noch Dajan aus einem Dorf in Ostpolen.
    Shannon schenkte sich Kaffee und Milch in eine Bol-Tasse. War der Chef der Électricité de France doch umsonst ins Innenministerium gebraust, dachte sie. Oder sein Auftauchen – was sollte er dort sonst gesucht haben? – hatte genau den erwünschten Erfolg gehabt, nämlich die Stromversorgung schleunigst wiederherzustellen.
    »Aber nicht überall«, erzählte Karl mit vollem Mund und deutschem Akzent. Gegen den sie nicht lästern durfte, ihr amerikanischer war nicht minder heftig. »In vielen Teilen des Landes frieren sie noch. Meine Eltern zu Hause wohl auch.«
    »Hast du mit ihnen gesprochen?«, fragte Shannon.
    »Nein. War kein Durchkommen. Aber in den Nachrichten hieß es, dass es auch in anderen Ländern Ausfälle gab. Überlastung wegen des Winters, sagen sie.«
    Shannon schmierte sich ein Honigbrot.
    »Die meisten öffentlichen Verkehrsmittel in Paris fahren wieder«, bemerkte Marielle.
    »Gut«, sagte Karl. »Ich muss gleich zur Uni.«
    »Am Samstag?«
    Er zuckte mit den Achseln, räumte sein Geschirr in die Spüle und verschwand. Shannon erzählte von ihrer Nacht, fragte Marielle, wie es in der Wohnung gewesen war.
    »Ging so«, antwortete diese. »Ich habe mir einen Pullover angezogen, eine Extradecke über das Bett geworfen und das Ganze verschlafen.«
    »Die beste Methode.«
    Shannon nahm eine heiße Dusche, dann setzte sie sich vor ihren Laptop und lud Material von der letzten Nacht hoch. Sie war freie Mitarbeiterin Turners, ihre nicht benutzten Aufnahmen konnte sie also auch für sich verwenden. Währenddessen surfte sie über ein paar Nachrichtenseiten und checkte ihre Accounts bei den sozialen Netzwerken. Als Nächstes schnitt sie einen kleinen Beitrag aus Bildern zusammen und stellte ihn auf YouTube.
    Danach zog sie sich warm an und ging einkaufen. Der kleine Supermarkt zwei Straßen weiter war geöffnet. Unterwegs hielt Shannon nach Folgen der vergangenen Nacht Ausschau, doch die Pariserinnen und Pariser waren schon wieder zur Tagesordnung übergegangen.
    Auf dem Rückweg traf sie vor dem Eingang ihre Nachbarin. Annette Doreuil, Mitte sechzig, immer sehr gepflegt, trug ebenfalls Einkäufe nach Hause.
    »Shannon!«, rief sie ihr entgegen. »Das war ein Abend gestern, was?«
    »Ja, ich war die ganze Nacht unterwegs«, antwortete Shannon, während sie gemeinsam zum Fahrstuhl gingen. »Der Strom kam erst gegen sechs Uhr morgens nach und nach wieder.«
    »Unsere Tochter und ihre Familie wollten aus Amsterdam kommen, aber die Flüge wurden abgesagt.«
    »Schade, ich weiß, Sie hatten sich so auf Ihre Enkel gefreut.«
    Die Kabine ruckelte, hielt zwischen zwei Stockwerken, Shannons Magen krampfte sich zusammen, doch da fuhr der Fahrstuhl schon weiter.
    »Das hätte jetzt gerade noch gefehlt«, lachte Doreuil nervös. Sie schwiegen und sahen durch die Glasscheiben der Kabinentür die Etagen vorbeiziehen, bis sie auf der vierten hielten. Shannon war froh, den Lift zu verlassen.
    Vielleicht würde sie nun doch öfter die Treppen nehmen.
    »Schöne Grüße an Ihren Mann. Hoffentlich kommen Ihre Enkel bald.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Bei Bellinzona
    Auf der Autobahn schien weniger los zu sein als sonst. Bondoni hatte ihm das Steuer übergeben. Seit sie Mailand verlassen hatten, presste Manzanos Gasfuß den Autobianchi 112 von 1970 an sein Limit bei hundertvierzig Stundenkilometer. Bondoni hatte den Wagen, der fast so alt war wie Manzano, über die Jahre in einem tadellosen Zustand bewahrt. Aber er war so laut, dass sie sich nur brüllend unterhalten konnten, was die Konversation bald zum Erliegen gebracht hatte. Bondoni hatte das Radio eingeschaltet, gemeinsam verfolgten sie die Nachrichten- und

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