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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum verbunden, hielten Kontakt zu den Krisenstäben, die in ihren jeweiligen Häusern eingerichtet wurden, und zu den Krisenstäben der einzelnen Länder. Ein Büro wurde für den Vorsitzenden der IntMinKoGr bereitgestellt, ein weiteres als dessen Besprechungs- und Arbeitsraum. Der gesamte Bereich war nur von autorisierten Personen mit Zugangscodes an den elektronisch verriegelten Türen zu betreten. Notstromaggregate mit Reserven für mehrere Wochen sorgten für das Funktionieren der Technik.
    Der Stromausfall betraf zahlreiche Bereiche des Lebens, vom Verkehr über die Lebensmittelversorgung bis zu Sicherheitsfragen. Aus entsprechend vielen Ministerien zählte Michelsen Repräsentanten. Insgesamt waren sechs Ressorts vertreten: neben dem federführenden BMI das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, jenes für Gesundheit, das BM für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, das Ministerium für Umweltschutz, Naturschutz und Reaktorsicherheit und das Auswärtige Amt.
    In den Räumen herrschte geschäftiges Treiben. Die Beamten prüften ihre Computer und Telefone, verstauten Unterlagen auf ihren Tischen und in den Rollcontainern darunter. Alle stellten sich auf eine weitere lange Nacht ein. Michelsen hatte bereits bei ihrem letzten Besuch in ihrer finsterkalten Wohnung Kleidung und Hygieneartikel für drei Tage mitgenommen. Sie wollte hier auf alles vorbereitet sein. Nachdem sie es schon zu Hause nicht gewesen war. Gerade wollte sie einen Vertreter des Technischen Hilfswerks anrufen, als die Beamtin des Ministeriums für Umweltschutz, Naturschutz und Reaktorsicherheit zu ihr eilte. In ihrem Windschatten folgte ein Mitarbeiter des Auswärtigen Amts.
    »Wir haben eben eine Meldung aus Tschechien erhalten«, sagte die Frau.
    Michelsen schielte auf ihr Namensschild: Petra Majewska.
    »Im Kraftwerk Temelín gibt es einen Zwischenfall.«
    Michelsen spürte eine kalte Hand ihren Rücken hinabgleiten. Das AKW wurde seit Jahren wegen seiner zweifelhaften Sicherheitsstandards kritisiert. Und es lag nur sechzig Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.
    »Die tschechischen Behörden sind nicht für ihre Auskunftsfreude bei Zwischenfällen in ihren Reaktoren bekannt«, bemerkte Michelsen, und die kalte Hand kroch auf ihrem Rücken wieder hoch. »Womit müssen wir rechnen, wenn sie freiwillig etwas sagen?«
    »Offiziell«, antwortete Majewska, »sind zwei von drei Dieselgeneratoren für die Notstromversorgung eines Blocks ausgefallen. Die Tschechen betonen, dass die dritte Maschine den Reaktor trotzdem in einem sicheren Zustand halten kann und die Situation vollständig unter Kontrolle sei.«
    Lieber Gott, dachte Michelsen, lass das die Wahrheit sein. Temelín lag zwar östlich der Bundesrepublik und damit in der überwiegend vorherrschenden Windrichtung. Doch das Wetter konnte drehen. Auch Tschernobyl, noch viel weiter östlich, hatte seinen verheerenden Fallout über ganz Europa verteilt. Bis heute, über ein Vierteljahrhundert später, konnten Teile der bayerischen Pilzernte und Wildschweinjagd wegen zu hoher radioaktiver Belastung nicht zum Verzehr freigegeben werden. Michelsen mochte in der gegenwärtigen Situation nicht daran denken, auch noch eine großräumige Evakuierung von Hunderttausenden Menschen vornehmen zu müssen.
    »Was sagt die Internationale Atomenergie-Organisation in Wien dazu? Haben die auch eine Meldung bekommen?«
    Hoffentlich, dachte Michelsen, Wien lag kaum zweihundertzwanzig Kilometer von Temelín entfernt.
    »Dieselben Informationen«, bestätigte Majewska.
    »Immerhin«, seufzte Michelsen. Schon öfter war es vorgekommen, dass nationale und internationale Behörden verschiedene Nachrichten erhalten hatten. Hieß es gegenüber der IAEO etwa Störfall der INES -Stufe 0 oder 1, wurde dieser gegenüber den Österreichern und Deutschen schon einmal zur »Übung« verharmlost. Wobei die Vertuschung oder Verharmlosung von Zwischenfällen durchaus gern geübte Praxis der Verantwortlichen bei vielen Betreibern auch in anderen Ländern war.
    »Bleibt dran. Fragt nach. Schaltet bei Bedarf die Ministerebene ein«, erklärte Michelsen. »Wir müssen sofort erfahren, was wirklich los ist. Oder wenn sich die Situation verschlechtern sollte.«
    Sie selbst brauchte gerade keine Notkühlung. Die kalte Hand hatte sie fest im Nacken gepackt.
    Ischgl
    »Ist Ihnen klar, was es bedeutet, wenn Sie recht haben?« Angström hatte hauptsächlich Lachfalten um die

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