BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
übermüdet, was das Risiko von Fehlern drastisch steigerte. Viele Tätigkeiten konnten nicht oder nur reduziert ausgeführt werden, die regelmäßige Reinigung und Dekontaminierung der Kleidung oder von Schutzanzügen war da noch eine der harmlosesten.
Staatssekretär Rhess unterbrach Michelsens Gedanken.
»Zum Abschluss aber noch eine gute Nachricht«, sagte er. »Die internationale Zusammenarbeit klappt bis jetzt ausgezeichnet. Die vorgesehenen bilateralen Prozesse und jene innerhalb der Europäischen Union laufen wie vorgesehen. Dank dieser supranationalen Zusammenarbeit konnte so zum Beispiel sehr schnell festgestellt werden, dass es sich um eine bewusste Manipulation der Stromnetze handelt und nicht um eine Verkettung unglücklicher Zufälle. Ich bitte daher, die europaweite Zusammenarbeit weiterhin nach Kräften zu unterstützen. Auch wenn«, fügte er hinzu, »wir Hilfsmaßnahmen weder in Anspruch nehmen noch leisten werden können. Das wird sicher eine der größten Herausforderungen der kommenden Tage. Deshalb hat das Außenamt erste Sondierungen für internationale Hilfe aufgenommen, natürlich in Koordination mit den Brüsseler Stellen. Danke noch einmal für Ihre Aufmerksamkeit.«
»Internationale Hilfe?«, fragte der Ministerpräsident von Brandenburg. »Woher soll die kommen?«
»Aus den USA , Russland und der Türkei in erster Linie.«
»Carepakete, oder wie?«, flachste der Brandenburger.
»Das muss schon mehr sein«, erwiderte Rhess. Er hatte sich kaum gesetzt, da fragte die Ministerpräsidentin von Hessen: »Haben wir denn eine Ahnung, wer die Manipulation vorgenommen hat und warum?«
»Nein«, antwortete der Innenminister. »Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.«
»Die Frage ist doch«, meldete sich der Verteidigungsminister zu Wort, »warum ausgerechnet Europa? Wer könnte Interesse daran haben? Wirtschaftlich bringt es niemandem einen Vorteil, einen der größten und stärksten Märkte der Welt so zu beschädigen. Über eine halbe Milliarde Konsumenten kaufen gern Waren aus Russland, China, Japan, Indien und den USA . Geht es Europa schlecht, leiden auch die anderen großen Volkswirtschaften darunter. Dasselbe gilt für einen Militärschlag. Die diplomatischen Beziehungen zu den großen Nationen sind gut, auch wenn es, wie wir wissen, zuletzt Spannungen mit Russland und China gab. Natürlich stehen wir laufend in Kontakt mit den Kommandozentralen der NATO . Aber zurzeit haben wir keine Anhaltspunkte für feindliche Aktivitäten irgendwelcher Nationen.«
»Organisierte Kriminalität, zur Erpressung von Lösegeld?«, schlug der Gesundheitsminister vor.
»Bislang sind keine Forderungen eingegangen. Außerdem muss jeder, der so etwas versucht, damit rechnen, dass er auf der ganzen Welt gejagt wird.«
»Womit wir bei der momentan wahrscheinlichsten Variante sind: ein Terrorakt«, sagte der Innenminister.
»In diesem Ausmaß?«, fragte der Verkehrsminister ungläubig.
»Vielleicht war er ja gar nicht so groß geplant. Erinnern wir uns an den 11. September 2001 in New York. Die Terroristen wollten die Türme des World Trade Centers treffen. Mit deren Einsturz hatten sie wahrscheinlich nicht gerechnet.«
»Aber warum Europa?«, hakte der Verkehrsminister nach. »Seien wir ehrlich, oberstes Ziel der Islamisten sind doch die USA .«
»Ich sage nur Madrid und London 2005«, erinnerte der Innenminister, »die vereitelten Attentate auf Züge in Deutschland 2007 und diverse andere. Wir sind ein Verbündeter im weltweiten Kampf gegen den Terror. Deutsche Truppen kämpfen in Afghanistan, wir unterstützen den Boykott gegen den Iran, soll ich noch mehr aufzählen? Gründe gibt es genug, wenn man welche braucht.«
»Meine Damen und Herren«, unterbrach der Bundeskanzler die Diskussion, »ich denke, Gebot der Stunde ist die Versorgung der Bevölkerung und die Sicherung der öffentlichen Ordnung. Ich danke dem Innenministerium, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die informativen Ausführungen. Angesichts der Situation schlage ich die Ausrufung des Katastrophenfalls in allen Bundesländern vor. Der Bund übernimmt die Führung und Koordination. Ein permanenter Krisenstab unter Leitung des Innenministeriums ist bereits eingerichtet. Das Parlament selbst oder der ständige Ausschuss werden in den kommenden Stunden alle rechtlichen Grundlagen schaffen, um Sicherheit und Ordnung im Land aufrechtzuerhalten.«
»Wie weit informieren wir die Bevölkerung?«, fragte Rhess.
Der Kanzler warf
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