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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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sollte. Ich versuchte es, aber sie zog einfach die Tür zu, und ich trat rasch einen Schritt zurück. Ihr Gesicht hatte sich verfinstert, und sie fummelte am Schaltknüppel herum, dann sagte sie: »Das war der netteste Abend, den ich seit langer Zeit gehabt habe«, als wäre diese Feststellung extrem beunruhigend.
    »Geht mir genauso.«
    Sie lächelte. »Wir sehen uns, Drew.«
    Dann fuhr sie los. Wie auf ein geheimes Signal begann der Nachbarsjunge wieder seine Bläserserenade.
    Diesmal war es »The best is yet to come« von Tony Bennett.
    OUT of the TREE
OF
LIFE , I just picked me a PLUM .
    Während ich mitpfiff, ging ich ins Obergeschoss und ließ Xena aus dem Badezimmer. Hier gab es zwar keinerlei Polstermöbel, die sie hätte zerkauen können, aber dafür hatte sie bei der Badematte gute Arbeit geleistet und zur Sicherheit auch noch ihre Wasserschüssel umgeworfen.
    Sie folgte mir in mein Büro. Ich zog meinen Notizblock aus der Hosentasche und legte ihn links neben meiner Tastatur auf den Tisch. Die geladene . 22 legte ich daneben. Mein Handwerkszeug.
    Wie sich die Zeiten doch geändert hatten.
    Ich ließ mich in meinen Stuhl plumpsen und steckte mir einen Kugelschreiber hinters linke Ohr. Vierzig Kilo Dobermann-Rottweiler-Mischung rollten sich auf meinen Füßen zusammen. Das Haus war still, die Fenster schwarze Rechtecke, vereinzelt gepunktet von den Lichtern des Valley. Ein kleines Flugzeug blinkte sich vom Van Nuys-Flughafen in die Nacht. Meine Fingerspitzen ertasteten die Erhebung meiner OP -Narbe und dann die ganz leicht fühlbaren Buchstaben auf der Tastatur.
    In diesem Moment saß Morton Frankel vielleicht gerade mit Kaden und Delveckio im Verhörzimmer, im heißen Lichtkegel der Tischlampe. Vielleicht gab er ihnen gerade alle möglichen Antworten – was mit Geneviève und Kasey Broach geschehen war.
    Mit uns allen.
    Oder vielleicht würde es auch nicht so einfach sein. Vielleicht würde die Befragung noch mehr Fragen aufwerfen, noch mehr Kapriolen, mehr Sackgassen und jäh im Nichts endende Spuren. Vielleicht war Morton Frankel ja wirklich nur ein netter Kerl mit einem eingedellten Volvo, der sich eben nicht gerne als Requisit für meine Romanhandlung zur Verfügung stellen wollte.
    Ich saß vor der leeren Seite. Die, genauso wie ich, darauf wartete, dass dem Chaos endlich Ordnung abgerungen wurde.

[home]
    32
    D ie Stimme drang viel zu laut aus meinem Handy-Kopfhörer. »Wir sind bei Ihrem Haus. Wo zur Hölle sind Sie?«
    »Kaden?«
    »Und was ist mit Ihrer Festnetznummer los?«
    »Ich warte immer noch darauf, dass die Telefongesellschaft Pac Bell mir exzellenten Service bietet.«
    Auf dem Rücksitz rülpste Xena. Junior kicherte – eine weitere Bresche in der mühsam einstudierten niedergeschlagenen Miene, die er zur Schau trug, seit ich ihn abgeholt hatte. Wir sollten seinen Hund zu dem neuen Zuhause bringen, das er angeblich aufgetan hatte. Junior redete viel zu gern, als dass er effektiv hätte schmollen können.
    »Wo ist die Waffe?«, wollte Kaden wissen.
    »Oben, auf meinem Schreibtisch.«
    »Wo sind Sie?«
    »Ich bringe gerade einen Hund zurück.«
    »Superschlau.«
    »Ich dachte mir, Sie fänden es vielleicht nicht so toll, wenn ich Ihnen die 6 mm in einem wattierten Umschlag auf der Veranda hinterlege.«
    »Wir wollen, dass Sie zu Hause sind, um uns die verdammte Waffe geben zu können.«
    »Es ist Mittag. Sie haben gesagt, Sie würden vormittags kommen.«
    In der Morgendämmerung war es mir schwergefallen, ein gewisses Angstgefühl abzuschütteln. Ich war auf den Tag genau eine Woche aus dem Gefängnis heraus und wachte immer noch mit der Panik auf, von engen Betonmauern umgeben zu sein. In der Hoffnung, meine Stimmung aufzuhellen, hatte ich ein Müslischälchen mit Pistazien für Gus auf die Veranda gestellt, aber er war nicht aufgetaucht. Zweifellos war ihm unterwegs das Verdauungssystem eines Kojoten in die Quere gekommen. Ich ging zurück an meinen Computer, wobei ich mich so verlassen fühlte wie ein Landstreicher in einem Stück von Beckett. Wütend hämmerte ich auf meine laut klappernde Tastatur ein, ein klackerndes Relikt aus alten Zeiten, das ich für genau solche Stimmungen aufbewahrte.
    Bevor ich losfuhr, hatte Chick mich angerufen. Ihm war von den billigen Plätzen her ein Gerücht zu Ohren gekommen, dass Morton Frankel nicht gerade als Leichtgewicht bekannt war. Sondern als Krimineller der übelsten Sorte. Ich war also umso glücklicher, dass ich offen mit Kaden und

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