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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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mit einer Aussparung für die Fernbedienung und einem Loch in der Plüscharmlehne als Getränkehalter.
    Ein rascher Rundgang, ein Haar aus einer Bürste oder einem Kamm ziehen, und dann nichts wie raus. Als ich langsam die Wohnung betrat, atmete ich den Geruch von verstaubten Gardinen und überstrapazierten Abflüssen ein. Die Tür ließ ich hinter mir einen Spalt offen und achtete darauf, dass es hier keine Hindernisse gab, die einen raschen Rückzug vereiteln könnten.
    Trotz der Kargheit und des modrigen Gestanks war die Wohnung gepflegt – Kartons in einer Ecke gestapelt, fleckenloser Teppich, eine sauber geschrubbte Arbeitsplatte in der Küche. Das Geräusch des tropfenden Wasserhahns in der Küche war verstörend laut.
    Auf dem Boden hinter der Matratze lag eine aufgeschlagene Taschenbuchausgabe von
Chainers Gesetz.
Mit Herzklopfen starrte ich das vertraute Cover an, auf dem mein Name in flammend roten Buchstaben prangte. Nach dem ganzen Suchen und Graben endlich eine konkrete Verbindung zwischen mir und Morton Frankel. Ich hob das Buch hoch und sah nach, ob er Stellen markiert hatte. Er war bis Seite 24 gekommen. Ein Kassenzettel fiel aus dem Buch und flatterte zu Boden. Ich hob ihn auf.
Chainers Gesetz,
7 , 99 $ plus Umsatzsteuer. Kaufdatum? Heute.
    Nachdem er mich gestern erkannt hatte, hatte er seinerseits auch ein wenig recherchiert. Oder war diese Recherche nur ein weiterer Beleg für seine krankhafte Fixierung auf mich? Wie ich so dastand und genau die Art von Rechten verletzte, die ich in angenehmeren Phasen meines Lebens selbst so fleißig gepredigt hatte, musste ich mir noch einmal überlegen, ob ich wirklich vorankam oder nur in Hindernisse rannte, die ich mir selbst vor die Füße geworfen hatte – die Unschärferelation von Heisenberg, angewandt auf die Konstruktion einer Handlung. Ich hatte mich in meiner eigenen Geschichte verlaufen und stieß mich an den labyrinthartigen Wänden meiner Ermittlung.
    Als ich das Buch wieder zurücklegte, machte ich mir gar nicht erst die Mühe, mir Einhalt zu gebieten. Wozu auch? Ich höre ja doch nie auf mich.
    Ein kurzer Korridor mit einem Kleiderschrank und einem Metallspind führte bis zum Bad. Ich machte das Licht nicht an und ging vorsichtig, aber stetig den Flur hinunter. An der gegenüberliegenden Wand waren die Schuhe paarweise aufgereiht, fast schon dekorativ. Ein passendes Ölgemälde von einer Farm in lilarotem Licht. Ein paar Drahtkleiderbügel waren zusammengebogen und in eine Einkaufstüte gestopft worden, die als Mülleimer diente. Der Spind verstellte den ganzen Flur, allerdings zeigten die Spuren im Staub, dass er erst vor kurzem bewegt worden war. Ich blieb davor stehen und bemerkte ein dickes Vorhängeschloss. Vielleicht hatte Frankel den Metallschrank nach dem Besuch von Kaden und Delveckio letzte Nacht hervorgezogen, zur Erinnerung, dass er den Inhalt, was auch immer das nun sein mochte, entsorgen musste.
    Ein Schweißrinnsal lief mir an den Rippen hinunter, bevor es von meinem Hemd aufgesaugt wurde.
    Ich ging in die Hocke und griff nach dem Spind, der sich brav kippen ließ, wobei sein Inhalt ratternd auf die Seite rutschte. Nachdem ich noch einmal – ziemlich bescheuert eigentlich – an dem Vorhängeschloss gezogen hatte, ging ich weiter ins Badezimmer, wo ich den Duschvorhang knatternd zur Seite schob, um sicherzustellen, dass ich allein war. Der verspiegelte Badezimmerschrank über dem Waschbecken enthielt eine Zahnbürste, die in einem Kaffeebecher steckte. In der Schublade unter dem Waschbecken lagen ein ganzer Haufen Wegwerfrasierer, ein
Hustler,
ein Stück Seife und ganz hinten ein leuchtend gelb-grüner Kamm.
    Ich nahm den Kamm heraus und hielt ihn gegen das Licht. Nicht ein einziges Haar. Ich überprüfte noch einmal die Schublade, dann das Waschbecken. Nichts, abgesehen von getrockneten Resten von Seife und Zahnpasta.
    Da drang ein farbiger Fleck auf der Schwelle in mein peripheres Blickfeld.
    Langsam drehte ich mich um, wie ein Tier, das sich in Sichtweite eines Raubtiers befindet und befürchten muss, mit jeder plötzlichen Bewegung die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Im Korridor, direkt vor der Tür, lag ein Streichholzbriefchen.
    Ein Totenschädel über zwei gekreuzten Knochen.
    Mein Mund war auf einmal ganz trocken. Es war unmöglich, dass ich die Streichhölzer übersehen hatte, als ich hier hereinkam. Obwohl ich auf die Schubladen, das Badezimmerschränkchen, das Versprechen eines Kamms fixiert gewesen war.
    Ich

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