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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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und brach ihm die Nase. Der Schmerz hob ihn förmlich hoch, und er blieb einen Moment mit krummen Beinen über mir in der Schwebe. Während ich mich freirangelte, hakte ich einen Fuß um seinen Knöchel und brachte ihn zu Fall. Er landete auf seinem Hinterteil und umfasste dabei mit beiden Händen seinen Oberschenkel an der Stelle, wo der Kugelschreiber steckte. Er drückte so fest zu, dass seine Finger ganz weiß aussahen. Als sich das weiße Bein seiner Arbeitshose dunkelrot verfärbte, beugte ich mich über ihn, packte eine Handvoll Haare und riss kräftig.
    Im Weglaufen hörte ich seine Fingernägel über die Wand kratzen, während er sich aufrichtete. Ich fiel gegen die Tür, riss sie auf und stolperte die Treppe hinunter. Junior und Xena füllten die Fenster meines Highlanders aus, das Weiß in ihren Augen war über zwei Straßen hinweg zu sehen. Während ich im Zickzack auf sie zulief und dabei dem fahrenden Verkehr auswich, ließ Junior den Motor an und warf meine Tür auf. Meine linke Hand krampfte ich weiterhin um die herausschauenden Haare, während ich auf den Fahrersitz plumpste und losfuhr. Die Fahrertür fiel von selbst zu, als der Highlander losraste.
    Morton Frankel stand im zweiten Geschoss, umklammerte das Geländer mit seinen roten Händen wie mit Klauen und blickte uns nach.

[home]
    33
    L loyd füllte die Türöffnung ganz aus, als hätte er Angst, ich könnte mir mit sanfter Gewalt einen Weg in sein Haus bahnen. Ein Labormitarbeiter hatte mir mitgeteilt, dass er heute früher nach Hause gegangen war, also war ich mit fliegenden Fahnen zu ihm gefahren, nachdem ich einen aufgeregten Junior auf dem Gehweg vor Hope House abgesetzt hatte. Xena, die auf dem Rücksitz meines Schuldgefühlmobils schnarchte, würde also einen weiteren Tag in der
Casa de Danner
wohnen. Lloyd hatte sich meinen Bericht gelassen angehört und sich nicht vom Fleck gerührt. »Ich kann dir nicht mehr helfen, Drew.«
    »Das
ist
es, Lloyd. Hier dran hängt jetzt wirklich alles.« Ich hob die Plastiktüte, damit er die sechs Haare von Morton Frankel sehen konnte, die flach darin lagen. Vier von ihnen hatten sogar eine schöne Haarwurzel, teilweise hingen noch weiße Hautfetzen daran. Die reinste DNA -Fundgrube.
    »Es hat sich herumgesprochen, dass wir gestern Nacht zusammen im Labor waren. Henderson hat mich heute Morgen höchstpersönlich an meinem Arbeitsplatz erwartet. Ich kann es mir nicht leisten, meinen Job zu verlieren, unsere Krankenversicherung.« Seine Stimme verhallte. »Es steht hier nicht gut, Drew. Deswegen bin ich auch zu Hause.«
    »Das tut mir leid.«
    Er starrte mich an. »Mir tut es auch leid. Aber ich kann dir nicht helfen. Ich halte mich hier nur so gerade eben über Wasser.«
    »Wo kann ich sonst noch hingehen?«
    »Geh den offiziellen Weg.«
    »Wir wissen beide ganz genau, dass ich das nicht tun kann, ohne im Gefängnis zu landen.«
    »Du musst dein Auge von jemand anschauen lassen.«
    »Damit bekomme ich auch keine DNA -Analyse von diesen Haaren.«
    »Du hast sie dir auf unrechtmäßige Art beschafft. Du bist in seine Wohnung eingebrochen. Das ist illegal und unmoralisch. Du hast da eine Grenze überschritten, Drew. Es ist nicht meine Schuld, wenn du andere Leute nicht dazu bringen kannst, diese Grenze mit dir zu überschreiten.«
    »Dieser Kerl hat das Ganze inszeniert, um mich als Mörder hinzustellen. Er weiß, wer ich bin. Wo ich wohne. Was bedeutet, dass er kommen wird. Ich sitze hoffnungslos in der Patsche, Lloyd.«
    »Ich etwa nicht? Ich bin heute nach Hause gerast, weil Janice Nasenbluten bekam, das nicht mehr aufhören wollte. Es hat fünfundvierzig Minuten gedauert, bis wir die Blutplättchen reinkriegen und die Blutung stoppen konnten.« Er war offensichtlich nicht bereit, mir in die Augen zu sehen, und senkte den Blick. »Tut mir leid, Drew, aber Janice und ich müssen uns um uns selbst kümmern.«
    Knarrend fiel die Tür zu. Ich stand da mit meinen sechs Haaren in der Hand und hörte, wie sich seine Schritte entfernten.
     
    »Weißt du, was passiert, wenn dich jemand ins Gesicht schlägt? Es tut weh,
das
passiert. Keine weißen Explosionen vor den Augen. Keine blendenden Blitze. Es tut einfach nur scheißweh.«
    Chic betupfte mein geschwollenes Auge mit einem alkoholgetränkten Wattestäbchen. »Und da du nicht Derek Chainer bist, den die Kugel bloß an der Schulter streift oder der immer nur irgendwelche hübschen Veilchen davonträgt, wird das jetzt auch länger weh tun als nur ein Kapitel

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