Blackout
rochen und sich weigerten, überhaupt Notiz von mir zu nehmen, bevor sie mich vom Rücksitz zerrten. Ein paar Reporter waren gerade in der Nähe des Parker Center herumgehangen, weil ein Gerücht im Umlauf war, dass ein angeklagter Vergewaltiger für seine Verhandlung in die Stadt gebracht werden sollte. Da er nicht aufgetaucht war, hatten sie glücklich mit mir vorliebgenommen, wie ich an ihnen vorbei ins Polizeigebäude geführt wurde. Oben angekommen, hatte man mich ein paar Stunden mit mir allein gelassen. Wer auch immer behauptet hat, dass man unter Druck kreativer wird, hat Scheiße erzählt.
Die Tür flog auf und Kaden spazierte herein. Zugeknöpfte Manschetten, Schulterhalfter. Er roch nach Kreide und Kaffee. Hinter ihm putzte sich Delveckio gerade die Nase.
»Wir haben Kasey Broachs T-Shirt im Waschbecken des Kellers von Geneviève Bertrands Haus gefunden«, begann Kaden.
Der Waschkeller. Ich war nicht mal schlau genug, Beweisstücke zu finden, die extra für mich hingelegt worden waren.
»Und Ihre Fingerabdrücke waren übers ganze Haus verteilt«, ergänzte Delveckio.
»Natürlich. Ich war oft dort, bevor wir uns trennten.«
»Wir haben Sie in der Straße gesehen, in der sie gewohnt hat«, sagte Kaden.
»Ich bin spazieren gefahren.«
Kaden fasste die Tischplatte mit festem Griff. »Wollen Sie etwa bestreiten, dass Sie vor ein paar Stunden in ihr Haus eingebrochen sind?«
»Ich werde weder etwas bestätigen noch bestreiten, bevor ich mit einem Anwalt gesprochen habe.«
»Warum fordern Sie nicht gleich jetzt einen Anwalt an?«
»Weil wir dann nicht weiterreden könnten. Ich weiß, dass Sie glauben, etwas gegen mich in der Hand zu haben. Wahrscheinlich irgendetwas ganz Schreckliches. Und ich will wissen, was das ist.« Ich schwitzte mein Hemd durch. »Das seh ich doch an dem ganzen Aufzug. Neun Polizeiautos hinter mir her, Handschellen, der selbstgefällige Zug, den Sie schon wieder um den Mund haben. Also, was haben Sie? Haben Sie das Mädchen, mit dem ich auf den Highschool-Ball gegangen bin, in meinem Vorgarten gefunden, wie sie sich das Tulpenbeet von unten anguckt?«
»Sie haben überhaupt kein Tulpenbeet im Vorgarten«, warf Delveckio ein.
»Ich weiß, aber Hortensien sind doch auch schon was.« Knisternde Stille. Ich wollte sie nicht noch mehr in die Länge ziehen. »Na los«, sagte ich. »Bringen wir’s hinter uns.«
»Wir waren gerade losgefahren, um Sie festzunehmen, als ein anonymer Anruf bei uns einging, dass Sie vorhaben, in Miss Bertrands Haus einzubrechen.«
»Warum waren Sie gerade losgefahren, um mich festzunehmen?«
Er warf eine durchsichtige Tüte auf den Tisch, in der sich ein Haar befand, das mir bekannt vorkam. »Dieses Haar stimmt mit mehreren von den Haaren überein, die der Redondo-Beach-Vergewaltiger in den letzten drei Jahren an seinen Tatorten verloren hat.«
»Ich … wie bitte?«
»Er trägt eine Skimaske, wenn er zuschlägt, und nach sieben Vergewaltigungen haben wir überhaupt nichts von ihm außer ab und zu mal ein braunes Haar.« Kaden musterte mich. »Könnte
Ihre
Haarfarbe sein.«
»Blödsinn. Wenn Sie fertig sind, dann behaupten Sie wahrscheinlich, dass ich mit Jimmy Hoffa das Baby von Charles Lindbergh aufs Töpfchen gesetzt habe.«
»Können Sie mir mal erzählen, warum zur Hölle Sie
unser
Labor beauftragt haben, eine Haarprobe von einem gesuchten Vergewaltiger zu analysieren?«
»Die Techniker haben einen Treffer gelandet, und Ordean hat Angst gekriegt«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihnen.
»Natürlich. Er ist bloß ein beschissener Fernsehschauspieler. Die Deppen vom kriminaltechnischen Labor, die ihn beraten, haben das Haar unters Mikroskop gelegt und es mit Proben von ungelösten Fällen abgeglichen. Als sie sahen, dass sie einen Jackpot hatten, haben sie sich fast überschlagen. Ordean hat erklärt, dass Sie ihm dieses Haar gegeben haben. Er hat keine Ahnung, wo Sie es herhaben.«
»Was glauben Sie denn, wo ich es herhabe?«
Kaden streckte die Hand aus und betastete mit dem Daumen die Schwellung an meinem Auge. »Von Morton Frankel.«
Ich fuhr zurück, und sie lachten.
»Warum waren Sie bei Geneviève Bertrands Haus?«, wiederholte Kaden.
»Jemand hat heute Nacht versucht, in mein Haus einzubrechen, und wollte mich danach mit seinem braunen Volvo überfahren. Das hier hat er zurückgelassen.« Mit klirrenden Handschellen zog ich die Tüte mit dem Streichholzbriefchen aus meiner Hosentasche – das war ihnen entgangen, als sie
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