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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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so sentimental, ein paar Trophäen aufzubewahren – einen Schal, den Gürtel von einem Bademantel, ein Armband.« Er hielt inne und biss sich auf die Lippen. »Es gibt da nur ein kleines Problem, Danner. Eines von seinen Haaren stammte von einem Überfall, den er in der Nacht des zweiundzwanzigsten Januar am Redondo Pier verübt hat. So gegen elf Uhr nachts. Klingelt’s bei Ihnen, wenn Sie dieses Datum und diese Uhrzeit hören?«
    Um diese Zeit war Kasey Broach entführt worden.
    Die Enttäuschung überwältigte mich, und ich sank auf meinem Stuhl zusammen.
    Delveckio schenkte mir ein mattes Grinsen. »Wenn Frankel also nicht gerade einen Helikopter gechartert hat, um an diesem Abend seine Runde zu drehen, dürfte er damit aus dem Spiel sein.«
    »Wer hat sich sein Auto ausgeliehen?«, fragte ich.
    »Wir untersuchen das«, versprach Kaden. »Aber wir nehmen an, dass er es benutzt hat, um nach Redondo zu fahren und Lucy Padillo zu vergewaltigen.«
    »Es war das richtige Auto«, beharrte ich. »Die Delle am rechten vorderen Kotflügel, alles.«
    Delveckio warf das Streichholzheftchen auf den Tisch. »Wir haben das vom Labor überprüfen lassen. Keine Fingerabdrücke darauf, was uns ein bisschen spanisch vorkommt, weil es ja schließlich Streichhölzer sind. Aber es kommt noch viel besser, das wird Ihnen gefallen: Die Handschrift stimmt nicht mit der von Frankel überein. Wissen Sie, mit wessen Schrift man eine Übereinstimmung festgestellt hat?«
    Kaden lächelte. »Mit Ihrer.«
    Ich machte den Mund auf, merkte aber, dass mir nichts mehr einfiel, was ich hätte sagen können.
    »Sie jagen einfach ein Phantom, Danner.« Kaden faltete eine Kopie auseinander – die Schrift in dem Streichholzbriefchen neben einer Probe meiner eigenen Handschrift aus einem Formular der Kfz-Meldestelle, das ich irgendwann letztes Jahr ausgefüllt hatte. Charakteristische Übereinstimmungen waren in Rot eingekreist. Man musste nur einen Blick darauf werfen, um zu erkennen, dass die Argumente absolut überzeugend waren.
    »Druckbuchstaben kann man am einfachsten fälschen«, sagte ich leise. Ich wusste zwar nicht, ob das stimmte, aber es klang gut, und ich hatte den Mut der Verzweiflung auf meiner Seite.
    Kaden und Delveckio sahen mich an wie zwei wohlmeinende Freunde, die mich gleich darauf hinweisen wollten, dass mein Gürtel nicht zu meinen Schuhen passte.
    »Klar«, sagte Kaden, »und unser guter alter Mort besucht nach seiner Schicht in der Metallfabrik den Crashkurs ›Handschriften todsicher fälschen‹.«
    »Aber trotzdem Glückwunsch«, sagte Delveckio mit gespielter Fröhlichkeit, »Sie haben einen Vergewaltiger gefasst und uns geholfen, einen Fall zu lösen. Damit wären Sie also aus dem Schneider.«
    Er streckte mir die Hand hin, aber ich war schlau genug, sie nicht zu ergreifen.
    Beide lachten herzlich.
    »So funktioniert es eben nicht«, fuhr Kaden fort, »das haben wir Ihnen ja schon zu erklären versucht. Sie wollten sich nicht benehmen, und jetzt haben wir Sie wegen Behinderung der Ermittlung dran, Körperverletzung und obendrauf noch ein paar Einbrüche. Wir haben es Ihnen nett gesagt, wir haben es Ihnen weniger nett gesagt, und wir haben Sie gewarnt, dass Sie sich in die Scheiße reiten würden. Aber Sie waren ja zu beschäftigt damit, den Schnüffler zu spielen, um uns zu glauben, dass wir es ernst meinen. Dass das Ganze Konsequenzen haben könnte. Also werden wir Sie jetzt anklagen. Denn wissen Sie, es macht uns neugierig, warum Sie so scharf darauf sind, den Mord an Kasey Broach jemand anders anzuhängen. Sie haben Ihr Alibi auf Video, fein, aber wir werden die losen Enden schon noch verbinden, denn wir wissen, dass es da Zusammenhänge gibt. Und solange wir damit beschäftigt sind, werden wir Sie drüben im Twin Towers unterbringen.«
    Kaden stand auf und packte meinen Arm mit hartem Griff am Bizeps. Dann führte er mich auf den Flur hinaus. Was sollte ich tun? Um mich schlagen und schreien? Kämpfen?
    Wir nahmen den Fahrstuhl nach unten, dann fuhren wir zu den Twin Towers. Sie zogen mich aus dem Auto, und ich stolperte ihnen wie betäubt hinterher. Einerseits konnte ich noch nicht recht glauben, dass sie mich jetzt wieder in ein Aquarium mit Mördern und Vergewaltigern sperren würden, andererseits glaubte ich es doch. Man stieß mich durch den Eingang des ersten Turms. Seine sechseckige Form, eine Komponente des vielgerühmten panoptischen Designs, verwandelte das Innere des Gebäudes ins reinste Spiegelkabinett,

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