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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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spürte deutlich die Brise auf meinem plötzlich glühend heißen Gesicht. »Sie arbeiten aber schnell«, sagte ich.
    »Er hat’s total mit diesem Auto. Man dürfte ihm eher eins auf die Nase dreschen als sein Auto verbeulen. Obwohl ich nicht scharf drauf wäre, ihm eins auf die Nase zu dreschen.«
    »Nein«, pflichtete ich ihm bei, »wär ich auch nicht scharf drauf.«
     
    Ich saß in meinem Auto, stützte die Ellbogen aufs Lenkrad und vergrub mein Gesicht in den Händen. Meine Augen schmerzten, vor allem, als ich sie mir rieb.
    Jetzt musste ich vorsichtig vorgehen und jede Eventualität berücksichtigen. Es blieben nur zwei Möglichkeiten, die Delle in Morts Kotflügel zu erklären. Da die erste so unglaublich war, konzentrierte ich mich auf die andere. Wenn Junior seine Geschichte mit dem Volvo irgendwie ausgeschmückt hatte, wäre ich damit automatisch auf eine falsche Spur nach der anderen geraten. Aber diese Delle im Kotflügel – ein beachtlicher Zufall in diesem ganzen Szenario – war einfach zu unwahrscheinlich. Ich musste mir Gewissheit verschaffen.
    Ich rief im Hope House an und erklärte Caroline, wie ich die Zeit verbracht hatte, seitdem ich mich von ihr verabschiedet hatte.
    »Irgendwann hast du dann aber eine hübsche Anklage gegen das LAPD zusammen«, meinte sie.
    »Im Moment ist es für mich am allerwichtigsten, dass du dir von Junior alle Informationen bestätigen lässt, die er mir über diesen braunen Volvo gegeben hat. Leg ihn auf die Folterbank oder was auch immer für Methoden ihr Psychologen da anwendet.«
    »Daumenschrauben.«
    Ich bedankte mich bei ihr, dann hielt ich, um zu tanken und mir eine Cola zu kaufen, an der Tankstelle, wo mir Junior seine große Liebe zum Zigarettenrauchen bewiesen hatte. Der Himmel begann sich am Rand schon orange zu verfärben, und die Konturen der Gebäude und Bäume nahmen dieses Licht auf. Mein Handy klingelte.
    »Junior ist sich absolut sicher mit dem Volvo«, sagte Caroline. »Er sagt, er ist beleidigt, dass du sein Gedächtnis anzweifelst.«
    »Natürlich ist er beleidigt. Sag ihm, dass ich ihn beim nächsten Big-Brother-Abend entschädigen werde.« Ich stieg wieder in meinen Highlander, ließ den Motor an und fuhr los.
    Fünfzehn Minuten später stand ich gegenüber vom Haus des Mörders in North Hollywood.

[home]
    41
    I ch parkte einen halben Block entfernt unter den wasserfallartig herabhängenden Zweigen eines Pfefferbaums. Schatten sprenkelten die Windschutzscheibe, und trockene Blätter kratzten übers Dach. Von meinem Aussichtspunkt aus waren nur die Garage und eine Ecke des Hauses zu sehen.
    Die Szenerie verlangte geradezu nach einem Setting à la
film noir
 – dramatische Beleuchtung, düsterer Himmel, pessimistische Wolken. Aber manchmal ist Los Angeles einfach furchtbar unkooperativ. Der Abend war zwar wieder ein wenig dunkler geworden, das schon, aber der restliche Sonnenschein verlieh dem Ganzen so eine nette Gleichmäßigkeit, so eine Vorstadt-Plattheit. Die Restwärme hing noch in der Luft, in der erstickenden, unbewegten Luft des Valley. Es roch nach Erde und gebratenem Fleisch. Über meinem Kopf flog träge ein Jet Richtung Burbank.
    Die Garagentür stand offen, die Heckklappe des Vans ebenfalls – offensichtlich war er gerade bei der Arbeit, obwohl ich aus meiner begrenzten Perspektive keine Bewegung ausmachen konnte. Der Van war jetzt das Fahrzeug seiner Wahl – er wollte es nicht riskieren, noch einmal mit dem anderen Auto zu fahren.
    Ich wollte es einfach nicht glauben – ich
konnte
es fast immer noch nicht glauben –, aber wer sonst kam in Frage? Wer hätte in mein Haus einbrechen, mir Blut abnehmen und es auf Kasey Broachs Leiche verteilen können? Wer konnte am Tatort ein Haar verlieren, ohne selbst in Verdacht zu geraten? Wer war so hilfsbereit gewesen, solange ich die falsche Spur verfolgte? Wer hatte Schriftproben von mir, nach deren Vorlage er meine Handschrift auf dem Streichholzbriefchen fälschen konnte? Wer hatte mir nur den Fingerabdruck von Richard Collins gezeigt, nachdem er sich vergewissert hatte, dass der Fingerabdruck, den ich genommen hatte, nicht seiner war? Wer hatte aus allen möglichen Besitzern brauner Volvos, die ich ausfindig gemacht hatte, ausgerechnet Mort ausgewählt, weil er der Verbrecher war, der am ehesten für ein noch schwereres Vergehen in Frage kam? Wer hatte ungehinderten Zugang zu jeder Ausrüstung und Datenbank und ausrangierten Waffen? Wer konnte ganz genau wissen, wie er die

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