Blackout
mich an, wenn du herausfindest, was immer du herausfindest.«
Ich hatte die Abdeckung meines Plexiglasverdecks zurückgeschoben, und die Sitze gaben Wärme ab. Ich schloss die Augen und ging jedes Glied der Ermittlung durch wie die Perlen eines Rosenkranzes. Woher sollte ich wissen, wer ein Motiv hatte, Mort einen Mord anzuhängen? Ich wusste überhaupt nichts über ihn. Ich starrte auf den phantastischen Ausblick, die größte Sackgasse der Welt. Schrittweise dämmerte es mir – Preston und Chic lagen daneben mit ihrem Ansatz, zuerst nach dem Motiv zu suchen. Im Grunde ging es um die Gelegenheit.
Nicht:
Warum
hätte jemand Mort die Tat anhängen sollen? Sondern: Wer
konnte
sie ihm anhängen?
Ich dachte an die verräterische Delle im rechten Kotflügel von Frankels Volvo. Im Geist ordnete ich die bekannten Fakten neu an, und was ich sah, gefiel mir überhaupt nicht.
Ich rief im Krankenhaus an und bat darum, in die Station von Big Brontell durchgestellt zu werden.
Eine übertrieben freundliche Angestellte nahm ab. »Tut mir leid, aber der ist kurz was essen gegangen. Er ist aber bald wieder zurück.«
Ich hinterließ meine Handynummer, die sie netterweise notierte, dann fuhr ich die letzten zwei Meilen nach Hause. Xena hatte meine Turnschuhe aus dem Kleiderschrank geholt und die Spitzen zu Brei zerkaut, aber die Tatsache, dass sie mir gestern Nacht wahrscheinlich das Leben gerettet hatte, schien mir ein Paar Nikes wert zu sein. Ich wärmte einen Fleisch-Taco auf und füllte es ihr in eine Salatschüssel, um sie für ihr schlechtes Benehmen zu belohnen. Dann ging ich in mein Büro und holte den Polizeibericht des ersten Mordfalls sowie sämtliche Notizen hervor, die ich im Laufe der Ermittlung angehäuft hatte.
Ich war schon halb die Treppe hinunter, als ich stehen blieb, wieder zurückging und mir mein Manuskript griff.
Während ich quer durch die Stadt fuhr, drehte ich sämtliche Beweise hin und her und versuchte, sie zu einem stimmigen Bild zusammenzufügen.
Ich fand ein paar Varianten, aber keine wollte mir so recht gefallen.
Obwohl die Sonne um vier Uhr noch hell schien, sah man in den Fenstern von Frankels Wohnung die Lichter brennen, eine Erinnerung an den nächtlichen Besuch der Detectives. Ich fuhr die Straße entlang, vorbei am Hotdog-Stand, vorbei an dem Stoffgeschäft mit den unheimlichen Schaufensterpuppen, die dort im Schaufenster lehnten, und parkte das Auto auf einem bewachten Parkplatz. Frankels Kfz-Mechaniker auf der gegenüberliegenden Straßenseite war gerade dabei, die Werkstatt abzuschließen. Ich kam dazu, als er die Gittertür abschloss.
»Hallo, ich bin Drew. Ein Nachbar von mir hat mir Ihre Werkstatt empfohlen. Mort?« Ich streckte ihm die Hand hin, und er hob entschuldigend seine Hand hoch, auf der das Schmieröl sich in den Linien der rauhen Haut abgesetzt hatte.
Er hatte wunderbar kunstvolle Tätowierungen, Drachen und vollbusige Nymphen, die beide Arme bedeckten. Die Farbe ging genau bis zu seinen Handgelenken. »O ja, klar. Mortie.«
»Er hat gesagt, Sie leisten tolle Arbeit.«
»Von der Delle bis zum Totalschaden.«
»Sie müssen gut sein. Mortie geht ja sonst nicht gerade verschwenderisch mit seinem Lob um, stimmt’s?«
»Nein, wirklich nicht.«
»Sie haben diese Delle für ihn weggemacht.«
»Genau.«
»Ich hab auch so eine an meinem Auto. Bin morgens zu meinem Auto gekommen, und da war sie plötzlich da. Am Kotflügel, über dem Vorderrad.« Ich schüttelte indigniert den Kopf, als würde ich mich maßlos über diesen imaginären Gesetzesbrecher ärgern. »Genau wie bei Mort. Keinen Zettel hinterlassen, nichts.«
»Er glaubt ja, dass ihm irgend so ein Arschloch mit dem Fahrrad dagegengedonnert ist.«
»Unsere Autos parken nebeneinander. Ich glaube, der Typ hat mein Auto zur gleichen Zeit beschädigt. Letzte Woche Mittwoch.«
Der Mechaniker schüttelte den Kopf. »Morts Auto ist aber erst vor ein paar Tagen beschädigt worden. Sie wissen doch, wie Mort ist – der stand gleich am nächsten Morgen bei mir auf der Matte.«
»Sind Sie sicher?«
»Natürlich bin ich sicher. Er hat das Auto sofort am Dienstag bei mir vorbeigebracht, und ich hab es ihm fertig gemacht, bis er von der Arbeit zurückkam.«
In genau der Nacht, als ich die Beschreibung des Fahrzeugs von Junior bekommen hatte, war also diese Delle in Morts Kotflügel aufgetaucht. Und abgesehen von Junior gab es nur eine einzige Person, die wissen konnte, wo sich diese Delle befinden musste.
Ich
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