Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
Vom Netzwerk:
sackten nach unten, als würden seine Gedanken ihn herabziehen.
    Ich fuhr um die Ecke, hielt am Gehweg wieder an und wählte. »Detective Unger, bitte.«
    Wenige Sekunden später nahm Cal ab.
    »Hier ist Drew. Ich bin eine Ecke von Lloyd Wagners Haus entfernt. Du musst sofort hierherkommen, und bring auch bewaffnete Leute mit. Lloyd hat einen Volvo mit einer Delle an der richtigen Stelle, den er in Braun überlackiert hat. Seine Frau hat Leukämie. Es gibt in Los Angeles nur zwei Knochenmarkspender, die für sie in Frage kämen. Eine von ihnen war Kasey Broach.«
    Ich hörte knarzendes Holz, als Cal sich hinsetzte. »Und der andere Treffer war Geneviève?«
    »Nein«, sagte ich. »Sissy Ballantine.«
    »Hast du gerade Sissy Ballantine gesagt?«
    »Ja. Warum?«
    Cals Stimme klang angespannt. »Mir ist eben eine Entführungsmeldung auf den Tisch geflattert. Sissy Ballantine ist vor ein paar Stunden vor ihrem Haus in Culver City entführt worden. Ihr Nachbar hat gesehen, wie ein Typ sie in einen weißen Van gezerrt hat.«
    Ich stellte den Hebel auf P und schaltete den Motor aus.
    »Bleib, wo du bist«, befahl Cal. »Geh nicht in die Nähe dieses Hauses. Wir sind unterwegs.«
    »Seht zu, dass ihr herkommt.«
    »Bleib von dem Haus weg. Versprich mir das, Drew.«
    Ich klappte das Handy zu, holte den Wagenheber aus dem Kofferraum und ging die Straße zurück.

[home]
    43
    S o leise wie möglich schlich ich mich durch die Hecken des Nachbargrundstücks an. Die Garagentür war heruntergelassen worden, und von hinten hörte ich das Geräusch von Klebeband, das von der Rolle gerissen wird. Ich verlangsamte meine Atemzüge, schlich mich an das Seitenfenster der Garage und stieg dabei durch einen duftenden Wacholderstrauch. Ein staubiges Rollo verdeckte die Scheibe, aber wo sich die steifen Lamellen ein wenig bogen, konnte ich ins dämmrige Innere der Garage blicken.
    Lloyds Rücken und Beine ragten aus dem Heck seines Vans heraus. Zu seinen Füßen lag eine Plastikplane. Als er wieder ganz zum Vorschein kam, hatte er die Rolle mit dem Isolierband zwischen den Zähnen und ein Teppichmesser in der Hand.
    Ich zog mich wieder zurück und warf ab und zu einen Blick über die Schulter. Lloyd hatte die Küchentür nicht zugemacht, und ich schlüpfte hinein. Schmutzige Teller, Krümel und leere Gläser hatten die Arbeitsplatten zugewuchert, die ich erst vor ein paar Tagen geputzt hatte. Ein halb aufgegessener Burrito lag auf der Gummimanschette des Müllschluckers – Lloyd tat sein Bestes, den Haushalt zu führen.
    Mit dem Wagenheber in der Hand betrat ich in Verteidigungshaltung den Korridor, an dessen Ende der Lichtstreifen unter der Tür hervorschien. Über dem nervösen Ticken der Küchenuhr und dem würdevollen Geräusch der Standuhr im Wohnzimmer hörte ich das Sirren von medizinischen Geräten. An der Wand hingen der Reihe nach die Fotos von Lloyd und Janice, die wie eine Reise durch ihr Eheleben waren. Das Hochzeitsfoto, auf dem sie beide strahlten und sich aneinanderklammerten wie das verknallte Pärchen auf dem Abschlussball. Ihr kleiner Flitzer von hinten, mit den langen Streifen Toilettenpapier und den angebundenen Blechdosen.
Alles Gute
hatte jemand auf die Heckscheibe geschrieben. Am Pool in Hawaii, aufgeschlagene und umgedreht hingelegte Taschenbücher auf Liegestühlen, daneben mit Fruchtspießen dekorierte Cocktails. Ich war mir des Geräuschs meiner Schritte auf den leicht verzogenen Flurdielen sehr bewusst, und mein Atem ging heftig, als ich mich dem Lichtstreifen näherte. In Janice’ Haar hatten sich schon die ersten grauen Strähnen geschummelt, als sie vor El Capitan, dem riesigen Monolithen im Yosemite-Nationalpark, fotografiert worden waren. Herzliche Lachfältchen zogen sich durch ihre Gesichter, wie sie händchenhaltend an einem gusseisernen Tisch auf einer Piazza saßen. Auf den meisten Bildern sahen sie eher den Partner an als die Kamera, als könnten sie einfach nicht anders, als hätten sie ein Geheimnis vor dem Rest der einsamen Welt.
    Ich war mittlerweile vor der Schlafzimmertür angekommen und legte meine Hand auf den knollenartigen Türknauf. Das Summen der medizinischen Apparaturen hinter der Tür blendete das Ticken der Uhren und meine Gedanken so gründlich aus wie ein weißes Rauschen. Nach bester abgedroschener Erzähltradition fiel mir vor dieser Tür wieder ein, wie ich einmal vor einer anderen gestanden und es nicht über mich gebracht hatte einzutreten.
    Bevor ich den Mut ganz verlor,

Weitere Kostenlose Bücher