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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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»Stopp. Bitte entfernen Sie dieses Pflaster da.«
    Ich kam seinem Wunsch nach. Er schnipste mit den Fingern, und ein Typ mit einer riesigen Polaroidkamera kam herein und machte eine Aufnahme von dem Schnitt über meinem Zeh, während ich auf dem anderen Fuß balancierte.
    Nachdem ich die restlichen Kleidungsstücke abgelegt hatte, überzeugten sie sich davon, dass ich keine weiteren Kratzer oder Schnitte hatte. Während ich mich wieder anzog, ging der Fotograf hinaus und schloss die Tür hinter sich, so dass nur Kaden, Delveckio, ein Tisch, ein Stuhl und ein blanker Spiegel an der Wand mit mir zurückblieben. Die Lichter waren heiß, und irgendjemand hatte mir Kaffee gebracht. Den musste ich jetzt trinken, und dann musste ich schön nervös werden und ganz fürchterlich auf die Toilette müssen, und dann würde ich auf einen Schlag all meine Geheimnisse enthüllen, damit man mich auf die Toilette gehen ließ. Hätte ich wenigstens gewusst, worin meine Geheimnisse bestehen sollten, hätte ich gleich etwas entgegenkommender sein können.
    Delveckio nickte mit dem Kopf zu meinem Fuß. »Sieht aus wie ein frischer Schnitt von einem Messer, finden Sie nicht auch?«
    »Oh, Sie können auch sprechen?«
    »Beantworten Sie gefälligst die Frage«, zischte Kaden.
    »Ja«, sagte ich. »Genau. Sieht aus wie ein frischer Schnitt. So, und sagen Sie mir jetzt bitte mal, worum es hier eigentlich geht?«
    »Bisschen nachlässig geworden, was?«
    »Wobei?«
    »Erzählen Sie’s mir doch.«
    Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Die heißen Deckenlampen taten bereits ihre Wirkung. »Ich hatte vorletzte Nacht wahrscheinlich einen Eindringling in meinem Haus. Ich glaube, dass jemand eingebrochen ist, als ich schlief, und dass er mir auch diesen Schnitt beigebracht hat.«
    »Aber sicher doch«, nickte Delveckio. »Der Osterhase vielleicht?«
    Ich starrte ihn an. »Aber doch nicht im Januar. Da würde ich eher auf säumige Weihnachtswichtel tippen.«
    »Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«, wollte Kaden wissen.
    »Sie waren mir ja nicht unbedingt wohlgesonnen.«
    »Und dieser … geheimnisvolle Angreifer hat Sie in den Fuß geschnitten, und Sie sind nicht mal davon aufgewacht?«
    »Ich war völlig hinüber. Es war meine erste Nacht zu Hause. Ich bin direkt danach aufgewacht, ich glaube, dass der Typ sogar noch im Haus gewesen sein könnte, aber ich war nicht ganz sicher …«
    Kaden legte mir seine fleischige Hand auf den Brustkorb und schubste mich, so dass ich auf meinen Stuhl zurückplumpste. Dann versetzte er dem Tisch einen Tritt, so dass er auf mich zuschlidderte und genau vor mir zum Stehen kam. Und schon saß ich ganz korrekt und bereit fürs Verhör hinter dem Tisch. Hübscher Trick.
    »Wo waren Sie letzte Nacht zwischen 22 Uhr 30 und 2 Uhr?«
    Letzte
Nacht?
    »Okay«, sagte ich, im vergeblichen Bemühen, dem Geschehen zu folgen. »Okay.«
    Delveckio reichte mir meinen Kaffee, eine Geste, die trotz seiner wahren Beweggründe seltsam zivilisiert wirkte.
    »Sie werden langsam schlauer, nicht wahr?«, fuhr Kaden fort. »Diesmal haben Sie die Leiche weggeschafft. Haben sie mit einem Reinigungsmittel gewaschen.«
    Wenn du das mit Geneviève getan hast, wozu bist du dann noch in der Lage?
    Ich spürte, wie mich Panik überkam. »Ist es April? Geht es ihr gut?«
    Sie standen mit verschränkten Armen und leicht gespreizten Beinen vor mir und starrten mich an. Delveckio sah aus wie eine dünnere Version des großen Typen.
    »Sagen Sie mir, dass es ihr gutgeht«, flehte ich. »Sie haben mich doch schon hierher geschleift. Es gibt keinen Grund, das Ganze noch schlimmer zu machen.«
    Delveckio streckte die Hand aus und versetzte mir eine Ohrfeige. Mit der flachen Hand, aber hart. »Sie sind ein mieses Stück Scheiße«, sagte er. »Das ist es, was das Ganze noch schlimmer macht.«
    Mein Brustkorb war wie zugeschnürt, ich konnte nicht genügend Luft einatmen. »Sagen Sie mir einfach nur, dass es hier nicht um April geht.«
    Kaden legte eine Aufnahme vom Tatort vor mich auf den Tisch. Ich zitterte so heftig, dass der Kaffee über die Kante des Styroporbechers schwappte und mir die Knöchel verbrühte. Eine Frau auf der Bahre des Gerichtsmediziners, die vertraute tiefe Einstichwunde in der Magengrube. Aber es war nicht April.
    Und plötzlich legte sich eine große Hoffnung über mich wie eine Decke aus Licht. Zwei Leichen, dieselbe Vorgehensweise des Täters. Wenn ich diese Frau nicht umgebracht hatte, dann hatte ich Geneviève

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