Blackout
meinen Kopf mit Gewalt zur Seite, um wieder Luft zu bekommen. Da war Detective Nummer drei, Bill Kaden, dem Ed Delveckio von hinten über die Schulter spähte. Kaden bohrte mir einen Finger in die Wange, bis sie schmerzhaft gegen meine Zähne gepresst wurde.
»Jetzt bist du geliefert, Freundchen«, sagte er.
Bill Kaden war noch ebenso stämmig wie damals, als ich in meinem Krankenhauszimmer wieder aufgewacht war. Borstiger Schnurrbart, dicke Handgelenke, Polohemd unter dem Jackett. Ed Delveckio mit seinem fliehenden Kinn sah ihm zu und nickte zu den Anweisungen, die Kaden den Männern erteilte. Sein Seniorpartner war ihm um ungefähr fünfzehn Kilo Muskeln und einen Dienstrang überlegen.
Nachdem ich mir in aller Eile etwas übergezogen hatte, legte Kaden mir Handschellen an und führte mich die Treppen hinunter, über die Glasscherben im Flur, die von der eingeschlagenen Scheibe meiner Haustür stammten. Währenddessen durchsuchte die Polizei bereits meine Besitztümer. Ich fühlte mich irgendwie dämlich, rückwirkend beschämt darüber, wie vollkommen verratzt ich gewesen war, bevor ich es auch nur ahnte. Während ich selbstvergessen mein Kissen vollsabberte, hatte man Pläne entworfen, Positionen bestimmt und einen Stoßtrupp aufgestellt. Mein Herz pochte immer noch wie wild. Der überraschte Hausbesitzer sein, wenn so ein Trupp hereinstürmt? Macht nicht so viel Spaß, wie man vielleicht denken könnte.
Vor meinem inneren Auge sah ich rotierende Zeitungen, die langsam den Fernsehbildschirm ausfüllten. Die Schlagzeilen lauteten:
Neue Beweise im Bertrand-Mord.
Aber war ich vor so etwas nicht geschützt, da man mir nicht für dieselbe Tat zweimal den Prozess machen konnte?
»Ich nehme an, Sie haben einen Haftbefehl«, sagte ich.
Das Dokument tauchte, zusammengeknüllt in Kadens Faust, in meinem Gesichtsfeld auf. Ich wurde wegen Mordes festgenommen, obwohl auf dem Haftbefehl kein Name genannt war. Das würde also schätzungsweise mein Job sein.
Kaden stieß mich auf die Rückbank eines Zivilfahrzeugs und setzte sich selbst auf den Fahrersitz. Delveckio nahm ebenfalls vorne Platz. Meine Nachbarn standen in den Haustüren oder an ihren Fenstern.
»Sie hätten auch einfach anrufen können«, protestierte ich. »Ich wäre auch zu Ihnen gekommen. Ich habe mich bis jetzt immer kooperativ verhalten.« Noch ein paar Blocks in völligem Schweigen. Meine Aufregung ebbte langsam ab und machte der Wut Platz. Ich räusperte mich. »Ich frage Sie: ›Worum geht es hier eigentlich?‹ und Sie sagen: ›Das weißt du doch ganz genau, du Halunke.‹ Dann sage ich: ›Ich will mit meinem Anwalt sprechen.‹ Und dann sagen Sie: ›Sobald du hinter Gittern bist.‹«
Ihre Hinterköpfe gaben mir keine Antwort.
Mittlerweile waren wir auf der Autobahn und flogen dem Stadtzentrum entgegen. Das erste Mal, dass ich ohne Verkehr auf der 101 unterwegs war. Die verlassene Autobahn, auf der die Autos normalerweise Stoßstange an Stoßstange dahinrollen, wirkte post-apokalyptisch.
Es überraschte mich kaum, als ich ungefähr fünfzehn Minuten später das Parker Center in der Windschutzscheibe auftauchen sah, Heimat von Derek Chainer. Und von der Elite-Abteilung des LAPD für Mord und schweren Raub. Das rechteckige Gebäude aus Glas und Beton, ein Zeugnis der Kosten-Nutzen-Architektur der fünfziger Jahre, verdeckte die aufgehende Sonne.
Man führte mich nach oben in ein Verhörzimmer. Die Tür blieb offen, Polizisten kamen und gingen mit irgendwelchen Papieren und flüsterten ihren Kollegen die neuesten Erkenntnisse zu. Wieder einmal fühlte ich mich desorientiert, nervös, von meinem rechtmäßigen Platz gerissen. Ich kannte diese Flure. Ich kannte dieses Gebäude. Ich hatte über Männer wie diese Recherchen angestellt und schmeichelhaft über sie geschrieben. Nachdem mein erstes Buch erschienen war, hatte ich mich bei einem Polizisten angebiedert, der mir erlaubte, ein echtes Verhör von der anderen Seite des Einwegspiegels mitzuverfolgen.
»Warum bin ich hier?«, fragte ich.
»Ziehen Sie sich aus«, befahl Kaden.
»Okay, aber das macht fünfzig Piepen, und es gibt keine Küsse auf den Mund.«
»Ausziehen!«
Ich sah ihn finster an. »Nicht, bevor ich mit meinem Anwalt gesprochen habe.«
»Nachdem wir Sie untersucht haben.«
»Für den Fall, dass ich mir eine Bazooka in den Arsch geschoben habe?«
»Sie können Ihre Boxershorts anlassen.«
Ich schleuderte meine Schuhe von den Füßen, und Kaden starrte meine Füße an.
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