Blackout
tatsächlich?
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14
I ch starrte wieder auf mein letztes Kapitel, das jetzt mit den Pockennarben von Prestons Notizen übersät war.
Irgendjemand war hinter mir her. Irgendjemand war in mein Haus eingebrochen, hatte mich betäubt, während ich schlief, hatte mir Blut abgenommen und es auf einer Leiche verteilt. Ich gruselte Nimm hier lieber nicht so'n Klischee mich fast zu Tode und stand noch einmal auf, um alle Räume abzugehen und Türen und Fenster zu überprüfen. Alles gesichert. Dann kontrollierte ich noch einmal die Garage, die Schränke und sah auch hinter Sofas und unter Betten nach.
Ich war allein im Haus.
Warum kein Brett? Wir reden hier über dein Leben – bei der Architektur sollten wir nicht sparsam sein
Die zerbrochenen Glasscheiben in der Eingangstür hatte ich mit Paketband überklebt. Trotz Scherben und Klebeband waren die Löcher vielleicht doch noch groß genug, dass jemand hineingreifen und den Riegel lösen könnte. Bevor ich wieder nach oben ging, brachte ich also noch eine Schicht Klebeband an der Scheibe an, denn wenn ich die Schlafzimmertür offen ließ, konnte ich dann zumindest hören, wenn jemand das Klebeband abmachte.
Ich lag auf meiner Decke und schwitzte trotz der Januarkälte. Bilder und Gesprächsfetzen schwirrten mir durch den Kopf. Die Fotos vom Tatort, die auf dem Tisch im Verhörzimmer ausgebreitet waren wie eine üppige Festtafel. Kaden und Delveckio, die mich um jeden Preis aus ihrer Ermittlung heraushalten wollten.
Im Moment Im Moment? Können diese Typen sich nicht normal ausdrücken. Echt peinlich, diese Sprache. haben wir keine Informationen, die wir mit Ihnen teilen könnten.
Cal, der mir nur eine Denunziation anbot.
Mein eigenes Bild, das ich in den verspiegelten Gläsern seiner Sonnenbrille sah. Preston mit seinem unablässigen Genöle.
seinen scharfsinnigen Bemerkungen. Es ist die Aufgabe eines Schriftstellers, vielleicht sogar seine wichtigste, keine Angst vor den Möglichkeiten zu haben.
Wovor hatte ich Angst? Was zog ich immer noch nicht in Erwägung?
Vielleicht gab es in diesem Spiel noch so einige Variablen mehr, die ich bisher noch nicht in Betracht gezogen hatte.
Die Tatsache, dass ich Kasey Broach nicht umgebracht hatte, erlaubte wohl kaum den Rückschluss, dass ich an Genevièves Tod auch unschuldig war. Zwar hätte ich nur wenige Leute in meinem Bekanntenkreis aufzählen können, die willens und fähig sein könnten, eine weitere Frau zu ermorden und es so zu inszenieren, dass man mich für den Mörder hielt, doch vielleicht hatte es ja ein unausgeglichener Fernsehzuschauer Letzte Woche war ich gerade auf einem dieser Knauser-Feste. Nervt mich echt, dass die tatsächlich »Fest« heißen. auf mich abgesehen und wollte Vergeltung – ein Bürgerrechtler auf seinem Kreuzzug, ein Milizsoldat, dem endgültig die Galle übergelaufen war angesichts des totalen Verfalls unserer Gesellschaft, ein wütender Ehemann, der seine Frau durch ein ähnliches Verbrechen verloren hatte.
Halte dir mehr erzählerische Möglichkeiten offen!
Das Leben ist kompliziert genug. Eigentlich braucht’s keine teuflischen Plots. So was passiert einfach.
Irgendjemand war hinter mir her. Aber jetzt war ich auch hinter ihm her.
Ich blickte von den rot bekritzelten Seiten auf. Preston lag auf meinem Sofa, redigierte irgendein anderes Opfer und wirkte wie immer sehr zufrieden mit sich.
Preston sah zu mir herüber, leerte seine morgendliche Tasse Rum und stellte sie auf den Wohnzimmertisch. Für die Putzfrau, die ich mir nicht mehr leisten konnte. Er fächerte sich mit dramatischer Geste mit den Manuskriptseiten Luft zu, dann warf er sie beiseite. »Hier drin ist es ganz schön heiß.«
»Du bist wohl in den Wechseljahren.«
Er stand auf, nahm mir die Seiten aus der Hand und blätterte sie durch.
Als ihm eine seiner Anmerkungen ins Auge fiel, konnte er ein kleines Kichern nicht unterdrücken. Dann schlug er sich mit dem Manuskript gegen die offene Handfläche. »Es muss hier irgendeine Story geben, in die sich alle Elemente elegant einfügen. Wir brauchen ein Entwicklungsgespräch.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich habe für drei Uhr im Spago reserviert.«
»Um drei?«
»Ich dachte, du möchtest vielleicht auch Cal Unger einladen. Den brauchen wir für unser Brainstorming.«
»Du hast gerade geschrieben, dass man ihn nicht mehr belästigen sollte, bevor man nicht ein – ich zitiere wörtlich – ›konkretes Ziel‹ hat.«
»Aber das ist was
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