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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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People
besser gefällt als Proust, die aber im Wartezimmer ihres Zahnarztes, der ihnen einen Kratzer im Zahnschmelz repariert, verstohlen in die Hochglanzblättchen gucken, um zu sehen, wie viel diese Sängerin zugenommen hat oder wo jenes königliche Pärchen seine Flitterwochen verbracht hat. In dieser Stadt ist Oberflächlichkeit ein Geschäft, und wir alle – alle – glauben, dass wir ein Teil der großen Show sind.
    Manche Besucher finden, dass L.A. nur eine Stadt für Insider ist. In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall. Jeder kann sich hier Zutritt verschaffen. Wenn er nur irgendetwas Interessantes vorweisen kann. Das ist die Eintrittskarte. Es muss keinen Tiefgang haben oder eine gewisse Begabung für Smalltalk sein, nicht einmal Talent. Wenn man der beste Friseur ist, kann man sich an einen Tisch von Großmoguln setzen, zwischen eine alternde Hollywooddiva und einen Operndirektor etwa. Wenn man der beste Finanzberater in Bel Air ist, aber dafür ein Langweiler, tja, dann setz bitte ein Lächeln auf und verschwinde, Schätzchen. Geh zurück nach Manhattan und beschwer dich, wie seicht L.A. doch ist.
    Seicht ist es allerdings, aber auch faszinierend. Wenn man sich nur seinen Sinn für Humor bewahrt. Ab und zu wird ein Erdbeben die Stadt anknacksen, genau so viel, nur, damit es interessant bleibt. Oder irgendjemand droht, den Flughafen in die Luft zu jagen, oder Feuersbrünste wüten im West Valley, und eine Woche lang feiern alle Bewohner die Feuerwehrmänner als Helden. Das Wasser von Santa Monica wird giftig. Angst vor Quecksilber schreckt alle vom Sushi-Essen ab. Kohlenhydrate werden verteufelt, oder Pilates, oder der Kaloriengehalt von Jamba Juice.
    Vier Autos standen neben der Auffahrt zum Parkplatz des Restaurants und nutzten die letzten paar Sekunden Handy-Empfang. Wir ließen unser Auto von einem Angestellten parken. Drinnen gingen wir zwischen den Tischen hindurch und sahen Chic ganz hinten, wo er die Arme rechts und links ausgebreitet und auf die Rückenlehne gelegt hatte. »Ich steh einfach auf Pizza mit Räucherlachs.«
    Preston zog ein saures Gesicht, und wir setzten uns. Die Dokumente, die ich bisher angesammelt hatte, legte ich auf den Tisch.
    Preston verrenkte sich den Hals, um zu der Wand aus geätztem Glas zu blicken, die die Küche abtrennte. »Ob dieser Latino wohl unser Kellner ist?«
    »Der trägt einen Ehering«, wandte ich ein.
    »Bit-te.«
    »Der schielt doch allen weiblichen Gästen ins Dekolleté.«
    »Reine Überkompensation.«
    »Bevor du dich hier in eine Liebe verrennst, die ihren Namen nicht zu nennen wagt, wie wär’s, wenn wir mal bestellen?«
    Chic sah unbehaglich von seiner Speisekarte auf. »Nur, dass du’s weißt, ich bin nicht schwul oder so.«
    Preston warf ihm einen vernichtenden Blick zu: »Schätzchen, wir würden dich auch gar nicht haben wollen.«
    Als wir bestellten, tat Preston sein Bestes, um Augenkontakt herzustellen und sich nach den Spezialitäten des Hauses zu erkundigen, aber der Kellner sammelte nur verunsichert unsere Speisekarten ein und verließ den Tisch wieder.
    Nachdem mir die Medien so zugesetzt hatten, war es für mich immer noch ungewohnt, mich in der Öffentlichkeit zu bewegen. Vorsichtig sah ich mich um. Einen Tisch weiter saßen zwei Typen in Anzügen und ein dritter, bekleidet mit einer Jogginghose, faselte irgendetwas von deutschen Finanzierungsmodellen und Festivals. Neben ihnen saßen Frauen, die entweder zu alt oder zu reich waren, um sich daran zu stören, dass man ihnen zuhören konnte, wie sie sich über Östrogenpräparate unterhielten. Eine gehetzte Frau aß mit ihren zwei Kindern, die, nach ihren Mienen und ihren Designerjeans zu urteilen, um einiges weltlicher eingestellt waren als ihre Mutter. Direkt gegenüber von uns hing ein gut gekleideter Typ über seinem Teller, und dann sah plötzlich seine gesamte Tischgesellschaft zu mir herüber. Allerdings nicht so unauffällig, wie sie es ganz offensichtlich beabsichtigt hatten. Ich rutschte unbehaglich auf meinem Sitz hin und her.
    Chic begriff natürlich als Erster, was hier geschah, und lächelte mir freundlich zu. »Das geht auch vorbei.«
    »Kommen wir zur Sache«, sagte Preston.
    Während wir unsere exklusiven Appetithäppchen verzehrten, rekapitulierte ich die neuesten Fortschritte. Wie immer hatte ich einen Kugelschreiber hinters Ohr geklemmt, aber zum Großteil kritzelte ich damit nur auf dem Papier herum.
    Als ich fertig war, räusperte sich Preston. »Lass das mit

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