Blackout
meinem Gedächtnis zurückgeschickt hat wie mein Tumor. Es hat mir geholfen, mich an Teile jener Nacht zu erinnern.« Ich sprach laut und erregt. Lloyd wollte etwas sagen, aber ich hob die Hand. »Ich habe außerdem herausgefunden, dass Sevofluran eine gute Weile vorhält. Doch ich glaube, dass ich sehr rasch wieder zu mir gekommen bin. Ich habe den Eindringling eventuell auf der Straße vor meinem Haus gesehen, was bedeutet, dass ich schneller wieder aufgewacht bin, als er wollte. Ich frage mich, warum. Vielleicht vertrage ich nach meiner bewegten Vergangenheit einfach mehr.«
»Das wäre dann aber eher umgekehrt. Wenn ein Leberschaden vorliegt, wird man nämlich umso empfindlicher für Sevofluran. Aber du kommst hier mit ganz schön vielen Vermutungen auf einmal. Schon allein dein Gedächtnisverlust – du kannst doch gar nicht wissen, wodurch er ausgelöst wurde. Vom Tumor? Von der Operation? Der Anästhesie?«
Ich grübelte ein Weilchen über seine Worte nach. Es gab zu viele noch unsichere Einzelheiten zu bedenken, als dass man sofort zu einem Schluss hätte kommen können.
Lloyd setzte sich auf dem Sofa zurecht und schwenkte sein Glas in der Hand. »Gesichtsmaske.«
»Hab ich auch gedacht. Vielleicht bin ich ja aufgewacht, weil es nicht ganz korrekt angewendet wurde. Vielleicht trug der
Mörder
in meinem Haus eine Sauerstoffmaske und hat das Betäubungsgas einfach in meinem Schlafzimmer entweichen lassen, in der Nähe meines Gesichts, als ich schlief.«
»Haben dir das auch Kaden und Delveckio gesagt?«
»Broach wäre aufgewacht, wenn der Mörder ihr eine Maske aufs Gesicht gedrückt hätte, aber er dachte wohl, dass er stark genug war, um sie festzuhalten, bis das Betäubungsgas wirkte. Sie war eine kleine, zierliche Frau, wahrscheinlich so …?«
»Fünfundfünfzig Kilo«, ergänzte Lloyd leise.
»Genau. Aber ich bezweifle, dass er das Risiko eingehen wollte, mich aufzuwecken, indem er mir eine Maske aufs Gesicht drückt. Also hat er das Gas einfach im Schlafzimmer verströmt, während ich schlief.«
»Hast du irgendwelche Beweise, auf die du diese Theorie stützen kannst?«
»Nicht den geringsten. Vielleicht ist das ein Hinweis darauf, dass wir es hier mit jemand zu tun haben, der über eine gewisse medizinische Erfahrung verfügt. Kommt man leicht da dran? An Sevofluran?«
»Der Verkauf wird kontrolliert, aber nicht in der Form wie zum Beispiel bei Opiaten.«
»Kannst du anhand von Kasey Broachs Blutwerten sagen, wie
lange
sie in bewusstlosem Zustand gehalten wurde?«
»Es ist so gut wie unmöglich, das festzustellen.«
»Kannst du herausfinden, wann meine DNA auf ihren Körper gelangt ist? Oder auch die Plastikplane?«
»Es gibt keine Möglichkeit, das Alter von DNA festzustellen. Das Einzige, was man mit Sicherheit sagen kann, ist, ob sie zum Zeitpunkt der Analyse vorlag.« Lloyd hob die Hände und spreizte seine dünnen Finger. »Warte mal einen Moment. Immer schön langsam. Du arbeitest hier nicht wirklich mit Fakten …«
»Wie soll meine DNA denn sonst auf Kasey Broachs Körper gelangt sein?«
»Nur um das mal festzuhalten: Wir haben dich nicht aufgrund der DNA geschnappt. Das ist hier keine Fernsehshow – wir brauchen mindestens achtundvierzig Stunden, um einen DNA -Test durchzuführen. Wir haben den ganz traditionellen AB 0 -Test gemacht. Du bist AB negativ, damit gehörst du zu einer Gruppe, die weniger als ein Prozent der Bevölkerung ausmacht.«
»Und auf dieser Basis wurde ein Sturmtrupp losgeschickt?«
Er wühlte in seinem Rucksack und zog einen Bericht heraus, den er mir gereizt zuwarf. »Die Haarfollikel. Ich habe die daran befindlichen Hautzellen mit einer Probe verglichen, die wir von dir hatten.«
»Und was ist dann hiermit?« Ich zeigte auf vier Proben weiter unten auf der Seite. »Hier gibt es keine Übereinstimmungen!«
»Weil eine von den Proben von mir stammt und eine von Ted McGraw, der mir bei der Untersuchung der Leiche geholfen hat.« Er sah meinen Gesichtsausdruck und schüttelte den Kopf. »Eine schlichte Verunreinigung, die bei der Arbeit entstanden ist, das passiert ständig. Und fang jetzt bitte nicht an, der arme Ted könnte der Mörder gewesen sein.«
»Und was ist mit dem vierten Haar?«
»Nicht identifiziert. Kein Treffer in unseren Datenbanken. Wir verfolgen das weiter, aber wahrscheinlich wird nichts dabei herauskommen. Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass wir nicht noch mehr verirrte Haare gefunden haben, bei dem Wind, der da geweht
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