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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Durchs Fenster sah ich, wie der Hund sich zufrieden auf dem Rücksitz zusammenringelte.
    »Platz, Xena«, sagte ich.
     
    Die Zelle der Polizeidienststelle von Rampart war überraschend sauber, obwohl ein hartnäckiger Kotzgeruch in der Luft hing. Man hatte mich natürlich getrennt von Junior untergebracht, damit ich ihn nicht weiter verderben konnte.
    Nach einer halben Ewigkeit erschien Caroline Raines Gesicht hinter den Gitterstäben.
    Ich hatte noch nie einen schöneren Anblick gesehen.
    »Sie sind ein schlechter Einfluss«, stellte sie fest.
    Ich hievte mich von der klebrigen Sitzbank hoch. »Merken Sie das erst jetzt?«
     
    Wir setzten Junior im Hope House ab, danach brachte mich Caroline noch zu meinem Highlander. Ich ließ Xena heraus, und sie trabte zu einem Grasstreifen, hockte sich hin und pinkelte.
    Caroline schürzte amüsiert die Lippen: »Ist das nicht Juniors Hund?«
    »Sie ist eine Kriegerprinzessin, Kumpel.« Ich pfiff Xena zurück zum Auto.
    Caroline sah sich um und schauderte im kühlen Nachtwind. »Vorgestern ist hier ein Mord passiert.«
    »Und man hat es so inszeniert, dass es aussah, als sei ich der Täter. Sehr gut eingefädelt. Aber diesmal hatte ich ein Alibi.«
    Sie nickte fast unmerklich. Diese Frau war wahrhaftig nicht leicht zu schockieren. »Und zwar?«
    »Ich hab mich selbst beim Schlafen gefilmt.«
    »Sie haben ziemlich viele seltsame Angewohnheiten.«
    »Das zu besprechen würde länger dauern. Darf ich Sie zum Abendessen einladen?«
    Sie lachte, als sei ihr nicht ganz wohl bei diesem Vorschlag. »Soll das ein Date werden?«
    »Eher ein Dankeschön.«
    Sie wirkte ungeheuer erleichtert. »In dieser Gegend ist die kulinarische Auswahl enorm.« Sie zeigte die Straße hinunter.
»Pepe’s Haus des verdorbenen Magens?«
    »Genau mein Fall.«
     
    Caroline trank kleine Schlucke von ihrem Bier, während ich an einem Ginger-Ale nippte. Die Überreste von Burgern und Chili-Pommes lagen in roten Plastikkörbchen vor uns auf dem Tisch, auf mit Fettflecken übersätem Einwickelpapier. Ein paar Nachzügler an der Bar, ein leerer Billardtisch, und aus der Jukebox erinnerten uns die Stones daran, dass wir nicht immer kriegen können, was wir wollen. Wir waren ein paar Kilometer weitergefahren, bis wir in eines der etwas weniger schlechten Stadtviertel kamen. Ich hatte Xena glücklich dösend auf dem Rücksitz liegen lassen, von wo aus sie das Schuldgefühlmobil mit ihrem Killerinstinkt bewachen konnte.
    Caroline hatte mich das ganze Essen über hartnäckig ausgefragt. Dabei blickte sie mir direkt in die Augen, wahrscheinlich weil sie das als Therapeutin so gewöhnt war, aber ich fühlte mich dabei gar nicht so unbehaglich, wie ich gedacht hätte. Ich beantwortete ihre messerscharf abgefeuerten Fragen eine nach der anderen, über meinen Prozess, meine Theorien, die aktuellen Ermittlungen und wie es gekommen war, dass Junior und ich zu guter Letzt auch noch im Knast gelandet waren.
    »Ganz schön cleverer Junge«, bemerkte ich.
    »Junior wurde als Baby auf der Straße ausgesetzt, sogar noch mit Nabelschnur. Er hat auf die harte Tour schon eine ganze Menge gelernt, und zwar von Kindesbeinen an.« Sie trank noch einen Schluck Corona. »Er scheint Sie zu mögen. Vielleicht könnten Sie sich ja noch mal mit ihm treffen. Ich meine, abgesehen vom morgigen Gerichtstermin.«
    Ich zuckte die Schultern. »Könnte mir vielleicht ganz guttun, mal was für jemand anders zu tun.«
    »Ich traue prinzipiell nur selbstsüchtigen Motiven. Seien Sie sein Big Brother, wenn Sie möchten. Für sich selbst.«
    Ihr Gesicht war plötzlich härter geworden. Ich musterte es und versuchte, die Stimmungsschwankungen darin zu lesen – eine Fähigkeit, die ich in meinen Jahren mit Geneviève vervollkommnet hatte. Es fiel mir allerdings schwer, nicht die Narben anzustarren. Die Linien verliefen zwar im Zickzack, waren aber sehr klar konturiert, was die Vermutung nahelegte, dass sie von einer Messerklinge stammten. Wahrscheinlich hatte sie jemand tätlich angegriffen. Mir war klar, dass ich Gefahr lief, Carolines Gesicht zum Fetisch zu machen, ihm eine eigene Faszination zuzuschreiben. Abgesehen von diesen offensichtlichen Verletzungen war ihre Haut glatt und wurde anscheinend sorgfältig mit Hautcremes gepflegt. Ich hätte wetten mögen, dass sie früher einmal sehr stolz auf ihre Haut gewesen war. Vielleicht war sie ja klug genug, sie immer noch schön zu finden. Sie hatte einen schlanken Körper, aber an den richtigen Stellen

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