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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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gegenüber verhandelt wurde. Doch Richter Celemin hatte darauf bestanden, dass »Mr. Delgado und wer auch immer für dessen Beförderung verantwortlich gewesen sein mag« trotzdem vor ihm erscheinen sollten. »Das ist schon das zweite Mal, dass Mr. Delgado im zarten Alter von vierzehn Jahren seine Bewährungsauflagen durch Besitz von Farbsprayflaschen verletzt hat. Sind Sie sein Big Brother?«
    Ich merkte, dass ich ziemlich schwitzte. »Schuldig im Sinne der Anklage, Euer Ehren.«
    »Dann sollten Sie vielleicht einmal einen Gedanken daran verschwenden, was für eine Art moralisches Vorbild Sie abgeben.«
    »Darüber habe ich in letzter Zeit tatsächlich nicht wenig nachgedacht, Euer Ehren.«
    »Aus Ihren eigenen jüngsten Erfahrungen haben Sie sicher gelernt, was das sechste Amendement Ihnen für Rechte einräumt, nicht wahr, Mr. Danner?«
    Ich war überfragt. Seit jeher hatte ich diese große Angst gehabt, dass ich vielleicht doch nicht so schlau war, wie ich immer dachte.
    Und es war eine ungeheure Erleichterung gewesen, als ich entdeckte, dass ich recht hatte. Trotzdem hat kein angeblicher Erwachsener Lust, bei einer Frage zu versagen, die in der sechsten Klasse in Sozialkunde behandelt wurde. Irgendwie ist die Schulzeit dann doch schon so lange her, und dann stellt man plötzlich bekümmert fest, dass man auch so ein bescheuerter Analphabet ist, der Maryland nicht auf der Landkarte findet oder die Planeten nicht in der richtigen Reihenfolge aufzählen kann. »Ich nehme an, es gibt mir nicht das Recht, zu spät vor Gericht zu erscheinen.«
    »Richtig geraten, Mr. Danner. Tja, Mr. Delgado hatte heute seine letzte Chance, hat sich aber entschieden, zu spät zu seinem Termin zu erscheinen, also befürchte ich, ich muss …«
    »Das war meine Schuld«, unterbrach ich ihn. »Ich habe mich wegen … wegen einer Verabredung verspätet und habe ihn zu spät abgeholt.«
    Eine Verabredung? Na, das war ja mal eine richtig elegante Ausrede.
    Eigentlich hatte ich geglaubt, Richter Celemin könnte gar nicht mehr angewiderter dreinschauen. »Nun gut. Sie werden also morgen um dieselbe Zeit mit Mr. Delgados Verteidiger hier erscheinen, und dann werden wir die Angelegenheit endgültig abschließen.«
    »Morgen ist es ein bisschen schlecht bei mir, aber ich bin sicher, jemand anders kann …«
    »Klang das, was ich eben gesagt habe, irgendwie nach einer Einladung zu allgemeiner Diskussion?«
    »Mitnichten, Euer Ehren.«
    »Ich brauche die Zusicherung eines Erwachsenen, dass dieser Minderjährige morgen hier erscheinen wird.«
    »Meinen Sie mich?«
    »Sind Sie erwachsen?«
    »Manche könnten da sicherlich ihre Zweifel anmelden, Euer Ehren.«
    »Zu denen gehöre ich auch. Aber in unserem fehlerhaften Rechtssystem müssen wir leider mit dem arbeiten, was wir haben, Mr. Danner. Und Ihr ausgebuchter Tag morgen? Tut mir leid, wenn ich Ihnen Ungelegenheiten bereite, aber ich bin auch schon eine Stunde hinter meinem Zeitplan, ich weiß also ganz gut, wie es sich anfühlt, wenn einem die ganze Planung des Tages über den Haufen geworfen wird.«
    Auf dem Weg zum Auto kicherte Junior ununterbrochen.
     
    »Spuck’s schon aus.«
    »Wie wär’s, wenn wir zusammen ins Kino gehen, Big Brother?«
    Ich bremste, dass die Reifen quietschten, und fuhr an den Straßenrand. »Ich werde dieses Spiel jetzt nicht mehr mitspielen. Du wirst mir jetzt von diesem Auto erzählen, das du damals gesehen hast, oder ich schmeiß dich in hohem Bogen hier raus.«
    Er sah sich um. »Nette Gegend hier.« Trotzdem sah er aus, als wäre ihm ein bisschen unbehaglich zumute. »Okay. Ich war gerade unter der Autobahnauffahrt am Sprayen, da hab ich plötzlich die Scheinwerfer gesehen. Und da bin ich schleunigst abgehauen.«
    »Aber du hast das Auto gesehen?«
    »Brauner Volvo. So ’n Kombi. Delle am vorderen Kotflügel direkt über dem Rad. Das konnte ich erkennen, weil da die Farbe abgesprungen war.«
    »An welcher Seite?«
    Er blickte auf seine Hände und bildete mit seinen Daumen und Zeigefingern ein L. »Auf der rechten.«
    »Alter Volvo, neuer Volvo?«
    »Ich hab nur gesehen, dass er dieses hässliche Hinterteil hatte. Hey, ein Volvo ist ein Volvo, Kumpel.«
    »Da muss ich dir allerdings recht geben. Hast du das Kennzeichen gesehen?«
    »Klar.«
    »Klar?«
    »Wenn du gerade am Sprayen bist und so ein Auto kommt, dann guckst du immer schnell aufs Nummernschild. Damit du siehst, ob’s die Bullen sind. Ein eingekreistes E als erster Buchstabe bedeutet

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