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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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hatte.
    Ich beendete meine zweite Runde über den Parkplatz – kein einziger Volvo, auch nicht in einer anderen Farbe – und fuhr die umliegenden Blocks ab, um nachzusehen, ob Frankel seinen Wagen vielleicht woanders abgestellt hatte. Aber dort hatte ich auch kein Glück. Vielleicht hatte er den Staat verlassen. Vielleicht hatte er sein Auto angesteckt, um Beweise zu vernichten. Vielleicht hatte er seinen Volvo vor vier Monaten an seinen Poker-Kumpanen, den Sternzeichen-Mörder, verkauft.
    Ich könnte ja unter einem Vorwand in die Fabrik marschieren und versuchen, Frankel zu finden. Aber es gab zwei Probleme – zum einen waren da die Schweißermasken, und zum anderen, wenn er wirklich der war, den ich suchte, würde er mich genauso wiedererkennen wie ich ihn. Und wenn es eines gab, was ich nicht wollte, dann, dass Morton Frankel mit den spitz auslaufenden Koteletten wusste, dass ich ihm hinterherschnüffelte.
    Ich rief die Auskunft an und ließ mich ins Büro der Fabrik verbinden.
    »Hier ist FedEx«, meldete ich mich. »Ich habe eine Sendung für Mortie Frankel abzugeben, die er mir unterschreiben müsste. Ist er heute da?«
    Eine schroffe Stimme antwortete mir: »Bleiben Sie dran. Muss mal kurz nachgucken.« Rascheln. Kreischende Maschinen. »Ja, er ist da.«
    »Ich stecke hier noch in Burbank im Stau. Wie lange arbeitet er denn heute noch?«
    »Um drei Uhr machen sie Feierabend.« Er legte so schnell auf, dass ich mich gar nicht mehr für den exzellenten Service bedanken konnte.
    Ein Sirenenton durchschnitt die Luft und verkündete die Mittagspause. Ich fuhr zurück zum Parkplatz und sah zu, wie die Männer auf die grasbewachsene Seite des Hofes gingen. Sie hatten metallene Lunchboxen und Thermoskannen dabei und setzten sich auf Kabelrollen und verrostete Maschinenwracks. Noch mehr kamen aus dem düsteren Inneren der Halle hervor und hoben ihre roten, glänzenden Gesichter. Als ich gerade schon die Hoffnung verlieren wollte, trat eine dicke Gestalt ins helle Mittagslicht hinaus. Sein Gesicht war von mir abgewandt, aber irgendwie vermeinte ich geradezu elektrische Vibrationen zu spüren, und als er sich schließlich umdrehte, war ich nicht überrascht. Er wischte sich mit der Handfläche über die harte Stirn und ließ dabei einen Sprühregen von Schweißtropfen auf den Boden niedergehen. Während er das Vorderteil seiner blauen Latzhose herunterklappte, um frische Luft an seinen Körper zu lassen, wechselte er ein paar Worte mit einem anderen Arbeiter.
    Uns trennten ungefähr fünfzig Meter – Parkplatz, Zaun, ein kurzes Stück vom Hof –, aber es kam mir vor, als lebten wir in zwei verschiedenen Welten. Er mit seinem Werkzeug, seinen Latzhosen und Funken, ich mit meinem Ledersitz im Auto, dem Notizblock und den getönten Scheiben. Ich starrte ihn an, und plötzlich brach mir trotz Klimaanlage der Schweiß aus.
    War dieser Mann in der Nacht des dreiundzwanzigsten Januar in meinem dunklen Schlafzimmer gestanden und hatte mir beim Schlafen zugeschaut? Hatte er mich betäubt, mir Blut abgenommen und mir ein Haar ausgerissen, um es unter den kalten, toten Fingernagel von Kasey Broach zu schieben? Und wenn ja, warum hatte er das alles getan?
    Frankel hatte auch etwas Faszinierendes an sich – ihn anzusehen, war an sich schon beunruhigend, aber ich konnte meine Augen nicht mehr von ihm abwenden.
    Bitte sei ein Mörder, damit ich keiner bin.
    Mir dämmerte, dass Kaden noch in einer anderen Sache recht gehabt hatte. Frankel war
meine
Spur. Er war mein Verdächtiger, und das würde er bleiben, bis er nicht mehr verdächtig war.
    Ich sah, wie sich diese Zähne in ein Sandwich gruben, sah, wie sich seine Kiefer beim Kauen bewegten.
    Wir sehen uns noch.

[home]
    26
    C hic stolperte unter dem steil nach oben geworfenen Ball seines ältesten Sohnes Jeremiah dahin und schrie seinen anderen Kindern, die Baseballhandschuhe in sämtlichen Größen schwenkten, zu: »Ich hab ihn! Ich hab ihn!« Er fing den Ball, aber dann ließ er ihn wieder aus der Hand springen. Seine Brut stöhnte auf und warf die Handschuhe nach ihm und stürzte sich auf ihn, bis alle auf einem großen Haufen übereinanderkugelten. Er lachte über die Parodie seiner selbst, die er gerade gegeben hatte, rollte über das Gras seines Vorgartens und schirmte das Gesicht mit den Händen ab. Ich griff mir hier einen Knöchel und da ein Handgelenk und zog die Kinder so eins nach dem anderen von ihm herunter, wobei ich jedes mit falschem Namen

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