Blacksoul - In den Armen des Piraten
neben ihm räusperte.
„Was ist?“, fragte Adam.
„Captain, Stefano fragt, ob er das Steuer heute Nacht nicht übernehmen soll. Was soll ich ihm sagen?“
Schweigen. Sein Blick war auf den schwarzen Horizont gerichtet. Seit er aus der Kabine gestürmt war, hatte er versucht, Klarheit in seine Gedanken zu bringen. Er hatte sich geschworen, die junge Frau zu beschützen, auch wenn es ihm nicht leicht gefallen war. Adam wusste, er hatte bereits einmal versagt. Was, wenn er wieder scheitern würde? Es schien ihm, als würde sich sein Schicksal wiederholen. Sein Versagen ihm vorherbestimmt sein. Selbst der unerschütterliche Smithe war beunruhigt. Und das, ohne zu ahnen, dass die größte Gefahr für Josephine Legrand nicht von der Besatzung, sondern von seinem Kapitän ausging.
„Captain?“, hakte Smithe nach.
„Nein, er soll übernehmen. Und Felipe soll ein Abendessen für mich und Mademoiselle Legrand richten.“
Adam ballte die Fäuste. Seine Finger schmerzten, so fest hatte er sich in den vergangenen Stunden am Steuer festgehalten, um nicht hinunter in seine Kabine zu gehen und wer weiß was mit diesem, ihm ausgelieferten Mädchen zu tun. Inzwischen, so hoffte er, hatte er sich wieder unter Kontrolle.
Dennoch holte er tief Luft und strich sich das Haar zurück, ehe er sein Reich betrat. Es war dunkel und ruhig. Beinahe so wie immer. Nur ein Hauch von Jasmin hing in der Luft und veränderte dadurch alles. Er entzündete die Laterne neben der Tür und noch zwei weitere neben dem Fenster. Zuerst dachte er, die Kabine sei leer, bis er Josie zusammengerollt und schlafend im Sessel vorfand. Unschlüssig blieb er stehen und betrachtete sie.
Das Gesicht umrahmt von kinnlangen Locken, die vollen, leicht geöffneten Lippen und der dunkel schimmernde Bluterguss weckten in ihm den Impuls, sie in den Arm zu nehmen. Ihr zu sagen, dass alles gut werden würde, ihr niemand etwas zuleide tun werde, solange sie unter seinem Schutz stehe. Aber es hatte schon einmal zwei Frauen gegeben, die darauf vertraut hatten. Zwei Frauen, die heute nicht mehr am Leben waren, weil er dieses Versprechen nicht gehalten hatte.
Er wickelte sich eine Strähne ihres Haares um den Finger. Es war samtweich, und der Jasminduft stieg ihm zu Kopf. Kurzerhand hob er sie hoch und trug sie hinter den Paravent. Vorsichtig, ohne sie zu wecken, bettete er sie zwischen die Kissen und breitete eine weitere Decke über ihr aus. Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch und betrachtete missmutig den Tintenfleck auf seinem Boden. Restlos würde sich dieser Schlamassel sicher nicht entfernen lassen. Weil er nicht so recht wusste, wie er diese Nacht verbringen sollte, entrollte er eine der Seekarten und versuchte, Ablenkung in der Berechnung der Route zu finden.
Wie jeden Tag zeichnete sein Finger die Linie nach, die Willie Hawkins voraussichtlich in Richtung Südafrika führen würde. Seit die Silberflotten nicht mehr genug Profit abwarfen, war der gefürchtetste Mann des gesamten Atlantikraums auf die Sklavenschiffe der Dreiecksfahrer aufmerksam geworden. Er hatte schon so viele Sklaven in die Karibik verkauft, dass er von den Händlern freudig begrüßt wurde und selbst hohe Würdenträger darüber hinwegsahen, mit einem der schlimmsten Piraten Geschäfte zu machen. Adams Finger tippte auf eine Stelle, an der er hoffte, endlich seine Rache zu bekommen.
Josie stöhnte im Schlaf.
Adam hob den Kopf, sein Blick brannte sich in die Bespannung des Paravents.
Sie brauchte Kleidung. Sein Blick fiel auf seine Truhe, und er bemerkte die nasse Hose und das Hemd, welches sie anscheinend im Lauf des Tages ausgewaschen und zum Trocknen über die Truhe gebreitet hatte. Nun gut, vorerst musste das ausreichen. Er konnte vielleicht den schmächtigen Felipe bitten, eine seiner Hosen und ein Hemd zu opfern.
Ein leises Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Überlegungen. Er rollte die Karte ein und öffnete. Der Spanier stemmte ein voll beladenes Tablett in die Höhe, und Adam trat zur Seite, um den Koch einzulassen. Felipe hob fragend die Augenbraue, als er Josie in Adams Bett liegen sah, aber Blacksouls warnender Gesichtsausdruck hielt ihn von einer Bemerkung ab.
„Captain, wenn Ihr nichts weiter braucht, gehe ich jetzt schlafen.“
Adam nickte und hielt ihm die Tür auf. Als er wieder allein war, tat er etwas, was er noch nie zuvor getan hatte, seit er mit seiner Crew unterwegs war. Er schloss die Tür ab. Das Tablett auf dem Tisch blieb unbeachtet, als er an
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