Blacksoul - In den Armen des Piraten
Als er aber über dessen Worte nachdachte, musste er zugeben, dass dieser recht hatte. Er war kurz davor, Dummheiten zu begehen, daher schien es ihm zumindest einen Versuch wert, sich seinen Männern anzuschließen, ehe er ganz und gar den Verstand verlor.
Mit einem Blick auf Smithe, der seine Befehle bereits erhalten hatte, wandte er sich ab und ging mit eiligem Schritt von Bord.
Josies Unruhe wuchs. Seit Tagen hatte sie nur Smithe zu Gesicht bekommen, und der hatte nicht mehr zu sagen gewusst, als dass sie New Orleans ansteuerten. Anscheinend war ihr Ziel erreicht, denn an Deck herrschte ungewohnte Ruhe. Auch die Bewegungen des Schiffes deuteten darauf hin, dass sie vor Anker lagen. Aber warum kam niemand sie holen? Würde man sie freilassen? Welche Summe würde ihr Vater als Lösegeld für sie bezahlen müssen?
Angespannt ging sie auf und ab, blieb nur gelegentlich mit dem Blick an dem eingetrockneten Tintenklecks hängen, den sie an ihrem ersten Tag hier hinterlassen hatte. Es schien, als sei dies vor unendlich langer Zeit geschehen. Damals hatte sie Blacksoul gefürchtet, sogar den lächerlichen Versuch unternommen, sich den vor Kraft strotzenden Piraten mit einem Brieföffner vom Leib zu halten. Heute wünschte sie, ihn dazu bringen zu können, ihre Nähe zu suchen. Aber das tat er nicht.
Es war bereits dunkel, als sich die Tür öffnete und Smithe den Kopf hereinsteckte.
„Mademoiselle Josie? Ich bringe Euch jetzt zu Eurem Vater.“
Furchtbare Verzweiflung packte sie. Sie konnte nicht von Bord gehen. Nicht, ohne ein letztes Mal mit Adam gesprochen zu haben.
„Aujourd‘hui? Jetzt?“ Sie kam sich unvorbereitet vor. Was sollte sie nur tun?
„Wo … wo sind denn alle? Es ist so still.“ Alle? Keiner der anderen interessierte Josie, aber sie musste wissen, wo Adam war. Vielleicht konnte sie sich doch von ihm verabschieden, ihm sagen, dass sie ihn liebte und es ihr leidtat, ihn unter Druck gesetzt zu haben.
Smithe schüttelte den Kopf. „Außer Felipe und mir ist niemand mehr an Bord. Aber keine Sorge, wir bringen Euch sicher zu Eurem Vater.“
„Smithe, wo … wo ist er?“
Ein derber Fluch lag Smithe auf der Zunge. Bemerkte er denn als Einziger, was hier los war? Sein Kapitän war nicht mehr wiederzuerkennen, seit er mehr als nur einen kurzen Blick auf die Französin geworfen hatte. Und sie war so unsterblich verliebt, dass es selbst ein Blinder gesehen hätte. Aber was trieben die beiden? Versuchten, sich mit aller Gewalt unglücklich zu machen. Um sie nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen, wandte er ihr den Rücken zu, ehe er ihr antwortete.
„Mit den Männern in einem Puff, Mademoiselle. Schon seit Stunden.“
Wie viel Alkohol er inzwischen intus hatte, konnte Adam nicht so genau sagen, aber endlich schien er kurz davor, in seliges Vergessen hinüberzugleiten. Er hob den Kopf auf der Suche nach der Flasche mit dem Rum.
Seine Männer waren kaum in einem besseren Zustand als er selbst. Angetrunken und mit hübschen, vollbusigen Mädchen auf dem Schoß, feierten sie lautstark ihren Landgang. Zwei brünette, leichtbekleidete Damen tanzten lasziv um die Seeleute herum und warfen hin und wieder einen Blick zu Adam herüber. Mehrfach hatte er sie schon abgewiesen und sich stattdessen lieber an den Rum gehalten. Dennoch sah es nicht so aus, als hätten sie ihr Vorhaben, ihm für ihre Zuwendung eine Stange Geld aus der Tasche zu ziehen, schon aufgegeben.
„Capitán, warum Ihr nicht auch haben ein bisschen Spaß mit diese Putas?“, rief Pablo laut durch das ganze Etablissement.
Adam zuckte mit den Schultern. Vielleicht sollte er tatsächlich versuchen, in den Armen dieser Weiber die schöne Französin zu vergessen. Immerhin wusste er sehr genau, dass es für ihn, den entstellten, ehrlosen Piraten, keine Zukunft mit einer Frau wie Josephine Legrand gab. Zumindest solange nicht, bis er nicht seine Schuld beglichen, seinen Namen reingewaschen und seine Ehre wiederhergestellt hatte. Warum also verzehrte er sich ausgerechnet nach dieser einen, wenn er doch hier nur die Hand auszustrecken brauchte.
Anscheinend spürten die Damen, dass seine Entschlossenheit wankte, denn sofort scharten sich drei von ihnen um den blonden Hünen und versuchten, sich gegenseitig mit ihren Vorzügen zu übertrumpfen. Ein junges blondes Mädchen mit rosaroten Strümpfen hatte sich auf seinen Schoß gequetscht, ehe er weiteren Einspruch erheben konnte. Die beiden anderen machten einen Schmollmund
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