Blacksoul - In den Armen des Piraten
ihres Geliebten. Beinahe war sie froh, dass Adam dies nicht hatte mit anhören müssen. Die Mörder zu jagen und Catherine zu rächen, war zu seiner Bestimmung geworden. Ein Ersatz für das Glück, welches er sich vermutlich mit ihr erträumt hatte. Zu erfahren, dass er diese Zeit vergeudet hatte, obwohl sie wohlauf war, würde ihm ein schrecklicher Schlag versetzen. Und, obwohl sie Adam endgültig verlieren würde, wenn er die Wahrheit erführe, konnte sie ihm diese doch nicht vorenthalten.
Außerdem durfte sie nicht zulassen, dass ihr Vater seine Drohung wahr machte und Adam etwas zuleide tun würde.
Entschlossen, das Richtige zu tun, schlüpfte sie verstohlen aus ihrem Zimmer.
Das hämische Grinsen wirkte wegen der gebrochenen Nase verzerrt. Aber zusammen mit dem auf Adam gerichteten silbernen Pistolenlauf verfehlte es dennoch nicht seine Wirkung.
Adam verfluchte sich im Stillen. Zwar sah er sich endlich seinem Erzfeind gegenüber, war diesem aber hilflos ausgeliefert.
„Sieh an, so sieht man sich also wieder“, spottete Hawkins, als er eintrat. „Ich muss schon sagen, der Säbelstreich quer über Euer Gesicht ist mir recht gut gelungen. Ihr könnt stolz auf Euch sein. Nur wenige tragen meine Handschrift lebend zur Schau. Wenn Ihr erlaubt, der Anblick ist wirklich abstoßend.“
Adams Hand fuhr an seine Wange, und die Bestien unter seiner Haut gruben giftigen Krallen in die alte Narbe. Hawkins Worte setzten Schmerzen frei, die er längst verdrängt hatte. Sein Gesicht stand in Flammen.
„Ihr erinnert Euch also an mich“, stellte Adam fest. Seine Stimme hatte trotz seines inneren Aufruhrs einen festen Klang und gab nichts von seinen Gefühlen preis.
„Natürlich. Euer außerordentlicher Heldenmut hat Euch doch erst das Vergnügen eingebracht, diese hübsche Erinnerung mitzunehmen.“
Der gefürchtetste Pirat dieser Zeit machte mit seiner ordentlichen Frisur und dem schwarzen Anzug einen durchaus gesellschaftsfähigen Eindruck. Adam verstand, warum Hawkins in beiden Welten so erfolgreich war. Dessen dunkles Haar und die beeindruckende Körpergröße ließen ihn an Bord seiner Schiffe zum gefürchteten Schurken werden, wohingegen seine markanten Gesichtszüge etwas Aristokratisches an sich hatten. Auch, wenn in seinen Augen immer nur kalte Grausamkeit zu erkennen war, gelang ihm dieses Doppelleben anscheinend ohne Probleme.
„Trotzdem ist es hauptsächlich Mademoiselle Legrand zu verdanken, dass ich nun die Zusammenhänge verstehe. Wie Ihr Euch vorstellen könnt, gab es für mich keinen Grund, Euch in Erinnerung zu behalten. Ihr hingegen …“, er deutete mit dem Lauf auf Adams Wange, „… habt vermutlich schon so manches Mal an mich gedacht. Trotzdem war es ein dummer Fehler, auf dieser alten Sache herumzureiten und mir in die Quere zu kommen.“
Adam hätte sich am liebsten auf ihn gestürzt und ihn mit bloßen Händen erwürgt. In jedem von Hawkins Worten klang dessen sadistische Neigung mit.
„Hört auf, mich mit Eurem Gerede zu langweilen. Was habt Ihr mit mir vor? Wollt Ihr mich erschießen? Dann tut es jetzt – denn, wenn nicht, werde ich Euch töten“, drohte Adam.
„Nachdem nun alle Gäste das Fest, welches Ihr so uncharmant gestört habt, verlassen haben, ist es an mir, hier aufzuräumen. Und mit Euch fange ich an.“
Nach diesen Worten richtete der Höllenhund die Pistole auf Adam und spannte den Hahn.
Das blaue Licht des nahenden Tages drang bereits durch die großen Fenster ins Haus und beleuchtete schwach Josies Weg. Es war verrückt, nicht bis zum Morgen zu warten, um Adam aufzusuchen, aber ihre innere Unruhe würde ohnehin jeglichen Gedanken an Schlaf zunichtemachen. Außerdem fürchtete sie, dann keine Gelegenheit mehr zu bekommen. Wenn sie erst ihrem Vater glaubhaft versichert hätte, dass Adam nicht der Mann war, der sie entführt hatte, würde er ihn gehen lassen, ohne ihr noch die Möglichkeit zu geben, mit ihm zu sprechen. Sie musste sich nur noch eine Geschichte einfallen lassen und Adam wäre frei.
Als sie auf ihr Zimmer geschickt worden war, hatte sie gesehen, wo Adam eingesperrt wurde. Leise näherte sie sich der Tür und stellte verwundert fest, dass diese nur angelehnt war. Als sie Stimmen hörte, zögerte sie. So leise es ihr in dem raschelnden Ballkleid möglich war, schlich sie näher und lauschte. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie die zweite Stimme erkannte und, ohne zu überlegen, riss sie die Tür auf.
„Monsieur
Weitere Kostenlose Bücher