Blacksoul - In den Armen des Piraten
feststellen, dass er entwaffnet worden war.
„Verflucht!“, murmelte er.
In dem fensterlosen Zimmer waren die Arbeiten noch nicht ganz abgeschlossen, denn an der Decke fehlte der Stuck und den Wänden ein Anstrich. Es gab nichts, was ihm helfen würde, sich zu befreien. Ihm pochte der Kopf, seine Lippe war aufgeplatzt und verklebt von getrocknetem Blut. Trotzdem schmerzte ihn nichts so sehr wie das Bild, welches ihm nicht aus dem Sinn gehen wollte: Josie in den Armen eines anderen Mannes. Was hatte sie überhaupt hier zu suchen? Unter demselben Dach wie dieser gottlose Bastard!
Als er den Wachposten der Kerberos überwältigt hatte, war ihm dessen Erklärung, sich an Bord zu schleichen, sei unsinnig, weil der Höllenhund einige Tage die Gastfreundschaft eines Geschäftspartners genieße, wie eine Ausrede oder gar eine Falle vorgekommen. Hawkins tatsächlich hier auf dem Ball zu finden, hatte ihn zugegebenermaßen erstaunt.
Doch Josephine ebenfalls hier anzutreffen, brachte ihn endgültig aus dem Gleichgewicht. Und jetzt musste er für sein unüberlegtes Handeln bezahlen. Warum er hier festgehalten wurde, war ihm klar. Er hatte einen der Gäste angegriffen. Vielleicht konnte er dennoch eine Möglichkeit finden, sich aus der Affäre zu ziehen, solange niemand wusste, wer er war. Denn, auch wenn Hawkins in diesen Kreisen geduldet wurde, so galt das ganz sicher nicht für andere Piraten. Wenn er nur sicher sein könnte, dass Josie ihn nicht verriet.
Er musste sich eingestehen, dass er Angst verspürte. Nicht davor, als das erkannt zu werden, was er war. Sondern vor Josies Verachtung. Auch wenn er diese mehr als verdient hatte. Er hatte sie auf sein Schiff verschleppt, verführt, und sie dann ohne ein weiteres Wort von sich gestoßen. Er fuhr sich energisch durchs Haar bei dem Gedanken, wie elend er sich verhalten hatte, als er sie zuletzt sah. Was musste sie von ihm denken? Er konnte von Glück reden, wenn sie ihn nur für einen trunkenen Hurenbock hielt. Wahrscheinlicher war, dass die Französin ihn für das, was er ihr angetan hatte, bestraft sehen wollte. Mit ihrem Schweigen war also nicht zu rechnen. Es könnte demnach ungemütlich für ihn werden.
Während er überlegte, wie er sich aus dieser brenzligen Lage befreien konnte, prüfte er die fest verschlossene Tür, die jedoch keinen Deut nachgab. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten. Es schienen Stunden zu vergehen. Stunden, in denen ihm Hawkins wieder einmal entkommen konnte und er Josies Bild nicht aus dem Kopf bekam. Wie wundervoll sie in dem Kleid ausgesehen hatte. Er hatte sie zuvor immer nur in Hosen gesehen, und die Verwandlung in eine Dame hatte sie noch schöner gemacht. Verlangen wallte in seinem Blut auf – und Eifersucht. Glühende Eifersucht auf den Mann, der es gewagt hatte, seine Josie zu berühren! Verbittert schlug er mit der Faust gegen die Wand, als Schlüssel klapperten und die Tür sich öffnete.
Es war nicht zu fassen! Wie konnte das Schicksal nur so grausam sein? Josie saß noch immer in ihrem pompösen Ballkleid auf der Bettkante und fluchte nicht gerade damenhaft. Warum war Adam jetzt aufgetaucht, wo sie sich doch fest vorgenommen hatte, ihr Glück mit einem anderen Mann zu finden? Dass dieser Versuch scheitern würde, war ihr bereits in dem Moment klar, als ihre Lippen sich auf die des überraschten Bankiers gelegt hatten. Seine Berührungen weckten in ihr nur den Wunsch, den Kuss zu beenden. Und als sie sich dann Adams brennenden Blick ausgesetzt sah, erkannte sie die Dummheit ihres naiven Vorhabens. Sie konnte zwar ihren Verstand davon überzeugen, dass ein Leben ohne Adam möglich war, aber ihr Herz würde sich niemals in dieser Art täuschen lassen. Obwohl er aussah wie ein Berserker, hatte sie mit aller Macht den Drang niederkämpfen müssen, sich ihm vor aller Augen in die Arme zu werfen.
Doch was konnte sie jetzt tun? Fortunas grausames Spiel, ausgerechnet ihren Vater Zeuge ihres Kusses werden zu lassen, raubte ihr jede Möglichkeit. Es war bereits entschieden, dass sie die Frau des Bankiers werden sollte. Und Ramsey schien sich an der kompromittierenden Situation nicht einmal gestört zu haben. Sein Wunsch, sie zur Frau zu nehmen, war damit praktisch erfüllt worden, ob sie ihn nun wollte oder nicht. Und sie wollte ihn definitiv nicht! Sie wollte Adam!
Nur war es verrückt, an diesem Wunsch festzuhalten: Catherine Nelson lebte. Irgendwo in England wartete sie sicherlich auf ein Lebenszeichen
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