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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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weitere Schaustellerin. Nur der Schütze mit dem Langbogen mochte Zweifel hegen.
    Tycho war derart auf den Mann konzentriert, dass er das Zupfen an seinem Ärmel erst nach einer Weile registrierte. Ohne nachzudenken holte er mit dem Dolch aus und hätte die rothaarige Kleine um ein Haar verletzt, wenn sie sich nicht so rasch geduckt hätte. Durch die Lumpen traten dünne Schultern hervor, eine Pobacke sah dünner aus als die andere, die Füße waren schmutzverkrustet.
    Sie grinste verächtlich.
    »Du bist nicht hier.«
    »Absolut nicht«, gab A’rial zurück. »Ich befinde mich zurzeit nämlich auf Befehl der Dogaressa auf Reisen.«
    Sie deutete auf Tychos Klinge. »Können wir vernünftig miteinander reden?« Ihre Augen, so alt wie der Mond, musterten ihn durchdringend, dann nickte sie zufrieden. »Inzwischen hältst du meinem Blick stand. Früher hast du gezittert.«
    »Was hat deine Anwesenheit mit mir zu tun?«
    »Alles und nichts.«
    »Ich habe keine Zeit für Spielchen.«
    »Unsinn«, entgegnete sie barsch, »sieh dich um.«
    Der Rauch der Fackeln hing wie erstarrt in der Luft, der Schütze kauerte bewegungslos am Fenster. Ein Bürgerlicher hatte ein Weinglas an die Lippen gesetzt; unendlich langsam rollte der erste Tropfen auf seine Zunge.
    »Siehst du? Wir haben alle Zeit der Welt.«
    Die Glasbläsermeister aus Murano behaupteten, Glas sei flüssig und Fensterscheiben würden im Laufe der Zeit an der Unterkante immer dicker. Auch der Rauch im Festsaal wälzte sich langsam wie eine zähe Flüssigkeit durch die Luft.
    A’rial bohrte ihre kalten grünen Augen in seine.
    Alte, wissende, unbarmherzige Augen.
    »Du hast meine älteste Schwester getroffen. Sie mochte dich.«
    Die stillende Frau mit der Krähe war also A’rials Schwester gewesen? Dabei hieß es doch, A’rial sei Alexas Stregoi. Tycho wusste zwar nicht genau, was das bedeutete, bezweifelte aber, dass die Fremde eine Stregoi gewesen war.
    »Das ist mir nur recht. Ohne ihre Hilfe hätte ich die Flotte der Mamelucken nicht versenken können«, fuhr A’rial fort. »Ich stehe in ihrer Schuld, so wie du in meiner.«
    Tychos Magen zog sich zusammen, als er an die nächtliche Unterhaltung mit A’rial an Deck der
San Marco
dachte, damals, in der dunkelsten Stunde der Schlacht.
    »Einen Mord. Meiner Wahl.«
    »Heißt das, der Wahl deiner Herrin?«
    »Nein, meiner eigenen.«
Ihre Stimme hatte unerbittlich geklungen.
»Eines Tages werde ich dich um diesen Mord bitten. Und du wirst ihn ohne zu zögern ausführen.«
    »Aber nicht Giulietta, nicht Desdaio oder Pietro.«
    Sie hatte säuerlich gelächelt.
»Du bist nicht in der Position zu verhandeln. Trotzdem bin ich einverstanden. Keiner der drei.«
Inzwischen war Desdaio tot, Giulietta verbarg sich draußen auf dem Flur … und Pietro befand sich hoffentlich in Sicherheit.
    »Ja«, sagte A’rial, »ich bin gekommen, um diesen Mord von dir zu verlangen.«
    »Wen willst du?«
    Mit dem Tod des deutschen Prinzen oder dem Alonzos konnte er leben, er würde ihr den Wunsch sogar mit Freuden erfüllen. Alexa? Hoffentlich nicht. Stand es überhaupt in A’rials Macht, den Tod ihrer Herrin zu fordern?
    »Hightown Crow.«
    Er sah sie mit großen Augen an.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Jeder hasst seinen Rivalen.«
    So einfach war es gewiss nicht. In Venedig war nichts einfach.
     
    Tycho entdeckte den Anführer der Fremden auf einem Marmorsockel, der eigentlich für eine Statue bestimmt war. Mit raschen Fingerbewegungen, die Tycho nicht zu deuten vermochte, gab er seinen Männern Zeichen.
    Die drei Wachposten ließen den Blick zu den vergoldeten Ehrensitzen wandern, wo Alexa, Eleanor, Frederick und Alonzo Platz genommen hatten. Sie nickten kaum merklich. Der Anführer hob die Armbrust.
    Tycho sprang.
    Die Farben vertieften sich und Lichter blitzten grell auf, als er mit einem Blick den Saal erfasste, während er über einen Balken an der bemalten Decke zu fließen schien. Ein kleines Mädchen schaute verdutzt zu ihm hoch. Dann ließ er sich fallen und riss den Anführer von seinem Sockel herunter.
    Blut spritzte auf den nächsten Tisch, eine Frau schrie auf. Tycho hätte schwören können, dass seine Fingernägel wuchsen, als er die Augäpfel des Mannes eindrückte. Das Kreischen schwoll an, als Tycho seinen Dolch in die Kehle des Schützen stieß und noch während der Mann zurückwankte, warf er einen zweiten Dolch nach einem seiner Gefährten.
    Die
Wolfsseele
auf seinem Rücken bebte.
    Jeder Gast im Saal war nur

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