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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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erwartungsvoll.
    »Ich heiße Rosalie.«
    Alexa war froh über den Schleier vor ihrem Gesicht.
    Als sie den ersten Schreck überwunden hatte, lächelte Marco unverwandt, während Tycho und Rosalie zu ihr blickten. Sie schienen auf etwas zu warten.
    »Mutter«, setzte Marco an, »darf ich dir …«
    »Wir kennen uns bereits.«
    »Tatsächlich?«
    »Es ist ungefähr ein Jahr her«, antwortete sie und wählte jedes Wort mit größtem Bedacht. »Damals gab es einen … nun, Unfall ist nicht ganz das richtige Wort, nennen wir es lieber ein unerwünschtes Ereignis. Rosalie wurde dabei … verletzt. Ich war wütend, hauptsächlich, weil ich mir selbst die Schuld daran gab.«
    »Jetzt geht es ihr aber besser?«
    »Anscheinend.«
    In den Augen des Mädchens lag ein katzenhafter Ausdruck, aber in Venedig gab es schließlich jede Menge Straßenkinder, die sich auf ihre tierhaften Instinkte verließen, um zu überleben.
    »Es geht dir doch besser?«, erkundigte sich Alexa.
    »Ich bin am Leben.«
    Die Dogaressa nickte langsam.
    Genau darum hatte sie Tycho gebeten, damals, als sie noch glaubte, er würde eines Tages zur Klinge des Dogen werden.
Beschaffe mir eine Armee Unsterblicher wie deinesgleichen.
Kämpfer, die den geheimen Krieg gegen die Kriegshunde führten, Venedigs ärgste Feinde. Die Serenissima würde keine zweite Niederlage verkraften. Prinz Leopold hätte die Kampftruppe beinahe vernichtet, damals, als Giulietta …
    Weggelaufen ist,
dachte Alexa beschwörend.
    Ihre Nichte war aus Angst vor der Heirat mit König Janus von Zypern geflohen. Die Schlacht gegen den Prinzen hatte fast alle Mitglieder der Klinge das Leben gekostet. Alexa hatte dafür gesorgt, dass nichts davon durchsickerte.
    Sie hatte Tycho auch befohlen, den Dämon auf der Insel zu töten.
    Falls sie sich nicht täuschte, handelte es sich bei diesem Mädchen um genau diesen Dämon. Tycho hatte ihren Befehl also missachtet oder einfach beschlossen, dass ihr früherer Befehl den zweiten aufhob. Falls er nicht noch andere Gründe für seine Entscheidung gehabt hatte.
    »Tee«, sagte sie. »Ich brauche Tee.«
    Marco lachte.
    »Doch zuerst …« Sie sah Rosalie in die Augen. Als sich das Mädchen zutraulich zu ihr neigte, begriff Alexa, das noch ein halbes Kind in diesem tierhaften Geschöpf steckte. Etwas Lebendiges in etwas, das tot gewesen war.
    »Bitte helft Ellie …«, flehte Rosalie.
    »Seid ihr Freundinnen?«
    Sie nickte.
    Ihr beschmutztes Kleid stammte aus Eleanors Garderobe. Den Armreif hatte Giulietta einst Eleanor vermacht, als sie ihn leid geworden war und nicht mehr tragen wollte. Als der Reif zum zweiten Mal die Besitzerin gewechselt hatte, war es keineswegs aus Langeweile geschehen, dachte Alexa, während sie Rosalies angstvolles Gesicht betrachtete.
    »Wusstest du etwas von dieser Freundschaft?«, fragte sie ihre Nichte, die den Kopf schüttelte.
    »Rosalie darf bleiben«, verkündete Alexa.
    Das war das Zeichen zum Aufbruch für alle anderen.

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    T ante Alexa kennt dieses zerlumpte Mädchen?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, erwiderte Tycho.
    »Wo sind sich die beiden bloß begegnet?«
    »Dieses Mädchen heißt Rosalie«, erklärte Tycho sanft.
    Er saß neben Giulietta auf einer Fensterbank, halb verborgen hinter einem Vorhang, der sich in der vormorgendlichen Brise bauschte. Tycho schärfte die Klinge der
Wolfsseele,
ohne auf Giuliettas Stirnrunzeln zu achten.
    »Wie haben sich ihre Wege nur kreuzen können?«, hakte sie nach.
    Achselzuckend ließ er den Stein an der Klinge entlanggleiten. Hoffentlich fragte sie nicht noch einmal, denn er musste ihr die Antwort schuldig bleiben. Glücklicherweise lenkte sie die
Wolfsseele
vom Thema ab.
    »Musst du das Schwert wirklich schleifen?«
    Statt einer Antwort zog er ein rotes Haar aus ihrem Schopf und ließ es über die Schneide gleiten. Es teilte sich sofort.
    Sie schnaubte, konnte aber nicht umhin, beeindruckt zu sein.
    Tycho beneidete Giulietta um ihr Vertrauen, dass ihre Tante ein Gegengift finden, geschickte Ärzte die Wunde säubern und Eleanor bald wieder die Alte sein würde.
    Das Leben konnte einfach nicht so ungerecht sein.
    »Stell dir vor, der Pfeil hätte …« Giulietta schlug sich die Hand vor den Mund. »Wie schrecklich, beinahe hätte ich gesagt …«
    »Er hätte dich treffen können?«
    »Ich dachte an Tante Alexa.« Sie wirkte beschämt, Tycho konnte sich nicht erinnern, diesen Ausdruck je zuvor auf ihrem Gesicht gesehen zu haben. »Eleanor ist meine Cousine. Als ihre

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