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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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um sich wie einen glühenden Mantel. Er öffnete den Mund zu einem lautlosen Schrei, als Flammen seinen Köper umloderten und ihn in gleißendes Licht hüllten. Schatten aus Bäumen und Gräbern strömten herbei und umschlossen ihn in einem weiten Kreis. Mit dieser Verwandlung hatte er nicht gerechnet. Er spürte ein Herz in seiner Brust schlagen.
    Ein schneeweißes Herz, ein Licht in der Dunkelheit.
    Flammen pulsierten in seinen Adern, Feuerflügel schlugen aus seinen Schultern und versengten die nächsten Bäume. Es roch nach verbranntem Harz, als er Alexas Pistole hob und den Pfannendeckel öffnete. Dann legte er einfach den glühenden Finger ins Pulver.
    Andronikos suchte zu spät nach einem Wort. Als die Kugel in sein Herz eindrang, züngelte goldene und rote Schrift über die Haut des Magiers. Andronikos brach zusammen, und ein alter Mann lag tot am Boden.
    Tycho kniete neben der Leiche nieder und betrachtete sie prüfend. Dann löste er den Umhang des Magiers, ging zu Rosalie und legte ihn ihr zum Schutz gegen die aufgehende Sonne um die Schultern. Dann sah er Giulietta an. »Alexas Soldaten werden bald hier sein.«
    Die Prinzessin nickte, noch immer fassungslos.
    »Das bin ich nicht«, sagte Tycho. »Aber bald bin ich wieder der, der ich war.«
    Er hätte ihr sagen können, dass auch dieses andere Selbst ein Teil von ihm war, unterließ es aber. Das monströse Geschöpf, in das er sich auf der
San Marco
verwandelt hatte, war nur eine Station auf seinem Weg gewesen, dessen Ziel er nun erreicht hatte.
    »Ist Leo in Ordnung?«
    Giulietta nickte.
    »Gut«, sagte er. »Bring ihn zum nächsten Gehöft. Sag ihnen, du brauchst Schutz, bis die Soldaten kommen. Warte dort auf mich.«
    »Ja, Meister.« Einen so spöttischen Unterton hätte sich Rosalie niemals erlaubt. Giulietta machte sich auf den Weg, ohne sich umzusehen.
    Tycho lächelte.
     
    »Giulietta darf mich nicht so sehen«, bat Prinz Frederick.
    Rosalie half dem Anführer der Kriegshunde auf die Füße und hüllte ihn dann vorsichtig in den Umhang ein, den sie Nikolaos abgenommen hatte. »Warum nicht?«, fragte sie.
    »Dann wird sie mich niemals heiraten.«
    »Sie heiratet Euch sowieso nicht«, gab Rosalie zurück. »Sie heiratet den da.« Sie nickte mit dem Kopf zu Tycho hinüber. »Außerdem ist sie nicht mehr hier. Ich an Eurer Stelle würde nach Hause zurückkehren.«
    »Mein Vater …«
    »… wird beeindruckt sein, dass Ihr ihm die
Wolfsseele
zurückbringt. Ihr könnt außerdem darauf hinweisen, dass Ihr am Leben seid, im Gegensatz zu einem gewissen byzantinischen Prinzen und seinem Magier. Leo ist der Erbe Eures Bruders, und Euer Vater kann es sich leisten, ein bisschen zu warten.«
    Der Prinz nickte langsam.
    Der Tag brach an, auf dem Friedhof verschwamm alles in grellem Weiß. Tycho konnte nur noch blinzeln, und sogar das verursachte quälende Schmerzen. Rosalie verbarg ihr Gesicht in den Händen.
    »Deine Augen …«, sagte Prinz Frederick.
    »Sie tun mir weh.«
    »Sie sind riesengroß«, stimmte der Prinz zu.
    Für Tycho, dessen Augen bei Nacht nichts entging, war seine scharfe Sicht in der hellen Morgendämmerung die reinste Tortur. Er hatte Kopfschmerzen, und ihm war übel. Er musste sich verstecken. Die letzten Spuren jenes Geschöpfs, in das er sich verwandelt hatte, waren verschwunden, diesmal hatte er keine Schmerzen verspürt.
    Tycho war einfach wieder er selbst.
    »Ich brauche Eure Hilfe.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte der Prinz. »Was soll ich tun?«
    »Dort drüben ist ein halb ausgehobenes Grab«, sagte Tycho. »Bedeckt uns mit Erde und Piniennadeln und sagt niemandem ein Wort. Sagt, wir seien einfach verschwunden. Beeilt Euch.«

62
    E ine Woche war vergangen seit die Byzantiner Venedig unter Beschuss genommen hatten. Die Sonne ging gerade unter, als der Kapitän der byzantinischen Flotte sich vom Rat der Zehn verabschiedete. Die Sitzung war formell und ausgesprochen höflich verlaufen.
    Auf Anordnung des Rates hatte man die Leichen von Andronikos und Nikolaos in byzantinische Hände zurückgegeben, damit sie in ihrer Heimaterde beigesetzt werden konnten.
    Prinz Alonzo hatte öffentlich dagegen protestiert.
    Die Dogaressa hatte ihn schließlich unter vier Augen darauf hingewiesen, dass es sich bei dieser Geste keineswegs um Höflichkeit, sondern vielmehr um eine Warnung handelte.
Seht,
lautete die unausgesprochene Botschaft,
Ihr habt uns angegriffen, und nun schicken wir Euch Euren mächtigsten Magier und den Prinzen ausgeweidet

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