Blade 02 - Nachtklinge
Rosalie nicht, um den letzten Menavlatoi im Vorbeischnellen zu töten, an Andronikos vorbeizurennen und den Prinzen zu erreichen. Nikolaos ließ Giulietta los und zückte sein Schwert.
»Lauf!«, schrie Rosalie. Jeder halbwegs vernünftiger Mensch hätte jetzt die Beine in die Hand genommen.
Doch Giulietta blieb wie angewurzelt stehen, den Blick auf Tycho geheftet, und für einen Augenblick war Rosalie versucht, sie einfach umzubringen. Doch dann beschloss sie, sich nicht um Giulietta zu kümmern, verbannte Andronikos aus ihren Gedanken und warf sich mit solcher Wucht auf den Prinzen, dass er rückwärts auf die Brücke fiel.
Fluchend biss Nikolaos die Zähne zusammen. Den Griff seines Schwerts hielt er noch immer umklammert.
Dann grinste er plötzlich breit, als habe er sich noch nie so sehr amüsiert. Rosalie folgte seinem Blick, sah, was ihn erheiterte, und spürte die Kälte in ihren Eingeweiden. Sein Schwert hatte sie durchbohrt und ragte an ihrem Rücken heraus. Aus der Wunde tropfte schwarzes Blut.
»Was für eine dämliche kleine Schlampe.«
Es war der verächtliche Ton derjenigen, denen das schwere Dasein eines Straßenmädchens vollkommen gleichgültig war. Die nicht begriffen, dass es schon einem Sieg gleichkam, wenn man auf der Straße halbwegs menschlich blieb. Grinsend drehte er das Schwert in ihr. Vor Qual färbte sich der Himmel grellrot.
»Nein«, keuchte sie, »da irrst du dich gewaltig.«
Er riss die Augen auf, als sie sein Handgelenk umfasste und das Schwert in die ursprüngliche Position zurückdrehte.
»Du hättest Eleanor nicht töten dürfen.«
»Das war ich nicht. Mit Theodora war es eine andere Sache … ihr Vater war wirklich böse auf mich.«
»Es reicht.«
Rosalie packte ihn an seiner schwarz-goldenen Brustplatte und zerrte sein Gesicht dicht an sich heran. Sie spürte wie sein Schwert tiefer in sie drang.
»Schau weg«, befahl sie Giulietta.
Dann grub sie ihre Zähne in den Nacken ihres Opfers und nahm Zug um Zug seiner niederträchtigen Erinnerungen in sich auf. Sie hatte seine Kraft nötig, um schnell zu heilen und zu kämpfen. Aber schließlich war ihr seine Verderbtheit so zuwider, dass sie sich aus dem Schwert löste und seinen Körper fallen ließ.
»Jetzt sind wir quitt«, sagte sie zu Giulietta. »Dieser Widerling ist tot, und ich habe es Tychos Geliebter gedankt, dass sie mich damals nach Alta Mofacon gebracht hat.«
»Ich danke dir«, sagte Giulietta unsicher.
»Ich will deinen Dank nicht.«
»Du hättest mich nicht retten müssen.«
»Richtig«, erwiderte Rosalie gepresst. »Ich hätte dich töten können.«
Sie drängte Giulietta an eine Tanne und umfasste mit unversöhnlichem Griff ihr Gesicht.
»Dein Sohn wäre innerhalb eines Monats gestorben.«
»Was?«
Rosalie ließ sie los.
»Nikolaos wollte Leo töten. Dieses Glück hättest du nicht gehabt. Er hatte die Absicht, dich wegzusperren, bis du ihm ein Balg zur Welt bringst. Im besten Fall hätte er dein Leben danach beendet.«
Giulietta musste sich übergeben.
Aber nach den vielen Schrecken dieser Nacht war das Rosalie völlig gleichgültig.
61
T ycho hielt den Speer in der Linken, Alexas Waffe schussbereit in der Rechten. Der Magier war bis zur Mitte der Brücke zurückgewichen. Tycho begriff, dass Andronikos über dem Wasserlauf stehen wollte.
»Aha, du bist also Alexas Goldjunge.«
Der Magier ahnte vermutlich, dass etwas Ungutes hinter ihm geschehen war. Der Speer in Tychos Hand hinderte ihn jedoch daran, sich umzudrehen.
Andronikos musste sich konzentrieren.
Sobald er jedoch den Blick senkte, um Kraft aus dem Wasser unter der Brücke zu ziehen, würde Tycho den Speer auf ihn schleudern. Jeder wartete auf eine Schwäche des anderen.
Ich sollte näher an ihn heran,
dachte Tycho. Er hatte keine Erfahrung mit Handfeuerwaffen und war sich nicht sicher, ob er Andronikos’ Herz aus dieser Entfernung treffen würde.
»Venedig entscheidet sich also für Sigismund?«
Tycho sah ihn an.
»Das nehme ich jedenfalls an. Wofür solltest du dir sonst die Mühe machen, das da zu beschützen.« Andronikos wies mit dem Kinn zu dem Baumstumpf, hinter dem sich Frederick und sein letzter Gefährte verbargen. »Merkwürdig, wenn man bedenkt, dass sein Bruder die Klinge vernichtet hat.«
»Ich habe den Befehl, ihn zu töten.«
»Und du wagst es, dich diesem Befehl zu widersetzen?«
»Ich befolge Alexas Befehle grundsätzlich nicht.«
»Glaub mir, das würdest du dir bei mir nicht herausnehmen.«
»Von
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