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Blade 02 - Nachtklinge

Blade 02 - Nachtklinge

Titel: Blade 02 - Nachtklinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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runzelte die Stirn. Irgendetwas in diesem Raum stimmte nicht. Als würde jeder Laut von einer verborgenen Wand zurückgeworfen. Er senkte den Blick. Die Echse beobachtete ihn neugierig.
    Tycho suchte den Raum erneut mit den Augen ab. Die Tür zum Vorratsraum war frisch gestrichen, daneben stand ein zweitüriger Eichenschrank, das Marmorwappen der Felezzo hing an der Wand, ein Fresko stellte eine nackte Märtyrerin dar, deren Brüste wie angeklebt wirkten, als habe Tomas Felezzo dem Maler in letzter Minute befohlen, das Geschlecht der Figur zu ändern. Im Schrank befand sich ein reichlich vermoderter, klebriger Stoffballen aus Seide.
    Im Vorratsraum stand ein zweiter Schrank, der mit Spinnweben und Staub gefüllt war. Der Fleck darin konnte ein Blutfleck sein, aber ebenso gut von Öl oder Farbe stammen.
    Irgendwo hier ist es,
dachte Tycho. Die Echse ließ ihn nicht aus den Augen.
    Der Schrank schien an der Wand befestigt zu sein, denn er ließ sich nicht verschieben. Als Tycho von innen gegen die Rückwand drückte, glitt sie plötzlich ein Stück nach unten. Nun konnte er sie zur Seite schieben. Kühle Nachtluft strömte herein.
    Zuerst glaubte Tycho, er habe einen Geheimgang entdeckt, ähnlich wie die, in denen sich Graf Atilo durch den Dogenpalast bewegte. Doch dieser Gang mündete in einen kleinen, mit Unkraut überwucherten Garten. Er endete an einer Mauer, und dort sah er eine zweite Tür.
    Sogar die Echse wirkte überrascht.
    Die Mauern ringsum waren fensterlos, nur unter dem Giebel der Stuckfassade von San Aponal befand sich ein winziges, vollkommen verschmutztes Fenster. In der Tür steckte ein Schlüssel.
    Tycho drehte ihn um und trat ein.
    Er stand vor einer Druckerpresse mit Handkurbel. Dicke Stoffbahnen bedeckten die Wände. Das Türblatt war ebenfalls dick gepolstert, um den Lärm der Presse zu dämpfen. Der Ausgang zum Gässchen war zugemauert, und einen Zugang zum Kanal besaß das Hinterhaus nicht.
    Auf dem Tisch waren bedruckte Papiere gestapelt, einige lose ineinander geschoben, andere bereits mit Fäden geheftet. Tycho nahm ein fast fertiges Exemplar in die Hand und blätterte darin. Die Echse war auf die Presse geklettert und reckte neugierig den Hals.
    Gebt uns die Republik zurück …
    Das Pamphlet rief zum Sturz der Dynastie Marco Polos auf und forderte freie und geheime Wahlen. Wahlberechtigt sollten alle mit einem Vermögen von mehr als 10.000 Dukaten sein. Die Vorwürfe an die Millioni waren zahlreich: Lasterhaftigkeit, strategische Morde, die Kriegsversessenheit Marcos III., die Trunksucht des gegenwärtigen Regenten und nicht zuletzt die Hexenkünste der Dogaressa.
    Der erste, erstaunlich kunstfertige Stich zeigte einen friedlich aussehenden Adeligen, der von maskierten Assassinen erstochen wurde. Ein anderer bildete den Regenten mit der Tochter eines Weinhändlers ab. In der einen Hand hielt er eine leere Flasche, mit der anderen begrapschte er das Mädchen. Die Echse erstarrte, als Tycho das dritte Bild betrachtete. Der Doge hockte wie eine Spinne auf dem Thron, aus seinem Mundwinkel tropfte Speichel. Auf einer weiteren Abbildung sah man einen Händler, an Armen und Beinen gefesselt und blutüberströmt, der von vier wilden Pferden in Stücke gerissen wurde. Im Gürtel des Mannes steckte ein Blatt mit der Aufschrift
Republik.
    Bisher hatte Tycho die berüchtigte
Republikanische Verschwörung
für eine Erfindung der Millioni gehalten, die ihre brutalen Regierungsmethoden rechtfertigen sollte. Anscheinend war an der Sache doch etwas Wahres dran. Zumindest gab es eine Reihe von weniger reichen Adeligen und wohlhabenden Händlern, die sich der Familie widersetzten. Die Feinde lauerten nicht nur vor der Stadt, sondern auch innerhalb der Stadtmauern. Beinahe empfand er ein wenig Mitleid mit Dogaressa Alexa.
    Als er den nächsten Stich in die Hand nahm, stockte ihm der Atem.
    Wieder war Alonzo abgebildet. Zusammen mit Alexa. Ihr Gesicht war verschleiert, aber ansonsten war sie nackt, mit spitzen Brüsten und schmalen Schenkeln.
    Sie saß rittlings auf der rundlichen Gestalt ihres verhassten Schwagers und blickte zu den Fledermäusen auf, die über ihr kreisten. Falls jemand den bärtigen Mann unter ihr nicht erkennen sollte, so lag das Markenzeichen des Regenten, sein federgeschmückter Helm, gut sichtbar auf dem Boden.
    »Verbrenn es«, befahl die Echse.
    Tycho fuhr herum. Das Tier blickte ihn drohend an. Es hatte die Halskrause aufgestellt, und seitlich an seinem Leib spreizten sich zierliche

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