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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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der Tag, an dem die Halblebenden öffentlich geehrt wurden – stand kurz bevor; der Ansturm würde bald beginnen.
    Â»Guten Morgen«, wandte sich Herbert mit leutseligem Lächeln an ihn. »Kann ich die Nummer sehen?«
    Â»Es handelt sich um eine ältere Dame«, sagte der Kunde. »Etwa achtzig, sehr klein und ziemlich verschrumpelt. Meine Großmutter.«
    Â»Ich bin gleich wieder da.« Herbert ging zu den Kaltpackungsregalen hinüber, um die Nummer 3054039-B herauszusuchen.
    Als er das Fach ausfindig gemacht hatte, prüfte er die beiliegenden Unterlagen. Danach verblieben nur noch vierzehn
Tage im Halbleben. Nicht sehr viel, dachte er, während er den transportablen Protophasen-Verstärker in die durchsichtige Plastikumhüllung des Sarges drückte, einstellte und lauschte, auf welcher Frequenz sich die Gehirntätigkeit anzeigte. Eine schwache Stimme kam aus dem Lautsprecher: »…und dann verstauchte Tillie sich den Knöchel und wir dachten, das würde niemals heilen. Sie führte sich ganz verrückt auf, wollte damit herumlaufen …«
    Zufrieden zog Herbert den Verstärker wieder heraus und beauftragte einen seiner Angestellten, die Nummer 3054039-B in das Besuchszimmer zu bringen, wo die Verbindung zwischen dem Gast und der alten Dame hergestellt werden würde.
    Â»Sie haben sie überprüft, nicht wahr?«, fragte der Kunde, während er die fälligen Poscreds bezahlte.
    Â»Höchstpersönlich«, antwortete Herbert. »Sie funktioniert tadellos.« Er drückte auf einige Sensoren und trat dann zurück. »Einen frohen Auferstehungstag wünsche ich.«
    Â»Danke.« Der Kunde nahm dem Sarg gegenüber Platz, dessen Kaltpackungshülle dampfte. Er steckte sich eine Hörkapsel ins Ohr und sprach mit fester Stimme in das Mikrophon. »Flora, kannst du mich hören? Ich kann dich bereits hören, glaube ich. Flora?«
    Wenn ich einmal sterbe, sagte sich Herbert Schönheit von Vogelsang, werde ich meine Erben testamentarisch bitten, mich jedes Jahr einmal wieder ins Leben zurückzurufen. Auf diese Weise kann ich das Schicksal der Menschheit mitverfolgen. Allerdings würde das für die Erben ziemlich hohe Unterhaltskosten bedeuten – er wusste, wovon er sprach. Früher oder später würden sie rebellieren, seinen Körper aus der Kaltpackung nehmen und – Gott behüte – begraben.
    Â»Begräbnisse sind etwas Barbarisches«, murmelte Herbert. Ȇberreste der primitiven Anfänge unserer Kultur.«

    Â»Das stimmt«, pflichtete ihm seine Sekretärin an der Schreibmaschine bei.
    Im Besuchszimmer unterhielten sich jetzt mehrere Kunden, in angemessener Entfernung voneinander, entrückt dem jeweiligen Sarg gegenübersitzend, mit ihren halblebenden Verwandten. Es war ein friedvoller Anblick – diese treuen Seelen, die regelmäßig kamen, um den Angehörigen ihre Ehre zu erweisen. Sie brachten Neuigkeiten mit, Nachrichten, was immer sich draußen in der Welt ereignet hatte. Sie munterten die betrübten Halblebenden für die kurze Zeit ihrer Gehirnaktivität auf. Und – sie zahlten an Herbert Schönheit von Vogelsang. So ein Moratorium war ein einträgliches Geschäft.
    Â»Mein Vater scheint ein bisschen schwächlich.« Ein junger Mann sprach Herbert an. »Vielleicht hätten Sie einen Moment Zeit, ihn kurz durchzuprüfen. Das wäre wirklich sehr freundlich.«
    Â»Natürlich«, sagte Herbert und folgte dem Kunden zu seinem Angehörigen. Die Daten für diesen Halblebenden wiesen nur noch ein paar Tage aus – was die nachlassende Gehirntätigkeit erklärte. Und doch … Herbert drehte den Protophasen-Verstärker so hoch es ging und die Stimme des Halblebenden kam jetzt ein wenig stärker aus dem Kopfhörer. Er ist ziemlich am Ende, dachte Herbert. Es schien ihm verständlich, dass der Sohn die Unterlagen nicht zu sehen wünschte, nicht wahrhaben wollte, dass der Kontakt mit seinem Vater allmählich zu Ende ging. Deshalb sagte Herbert nichts. Er entfernte sich und überließ den Sohn dem Gespräch mit seinem Vater. Weshalb sollte er ihn darauf aufmerksam machen, dass er wahrscheinlich zum letzten Mal hier war? Er würde es ja doch früh genug selbst merken.
    In diesem Moment fuhr ein Lastwagen an der Plattform auf der Rückseite des Moratoriums vor und zwei Männer in blassblauer Uniform sprangen

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