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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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unter den Bieren. Wird nur in Cleveland gebraut.
    Â 
    Ella Runciter lag ausgestreckt, umgeben von Eisdunst, mit geschlossenen Augen in ihrem durchsichtigen Sarg, die Hände starr an ihr regloses Gesicht gedrückt. Runciter hatte seine Frau vor drei Jahren zum letzten Mal gesehen und natürlich hatte sie sich nicht verändert. Sie würde sich jetzt auch nicht mehr verändern, zumindest nicht so, dass es äußerlich sichtbar würde. Doch mit jeder Wiederbelebung zu aktivem Halbleben, bei jeder noch so kurzen Rückkehr zu zerebraler Aktivität, starb Ella etwas mehr. In der ihr noch verbleibenden Zeit wurde ihr Pulsschlag immer schwächer.
    Runciter wusste das und deshalb hatte er sich auch nicht getraut, sie öfter auf Touren zu bringen. Er sagte sich, dass es eine Sünde wäre, sie allzu häufig zu aktivieren – weil sie das dem endgültigen Untergang immer näher brachte. Ihr eigener, vor dem Tod und bei früheren Halbleben-Kontakten erklärter Wille hatte sich dabei in seiner Erinnerung angenehm vernebelt. Aber er musste es ja auch besser wissen, er war schließlich viermal so alt wie sie … Was war ihr Wunsch gewesen? Gemeinsam mit ihm für Runciter Associates zu wirken, irgend so etwas Unbestimmtes. Gut, er erfüllte ihr diesen
Wunsch ja in diesem Moment; und hatte ihn schon bisher sechs- bis siebenmal erfüllt. Tatsächlich konsultierte er sie jedes Mal, wenn das Unternehmen in eine Krise geriet. Wie auch jetzt.
    Diese verdammten Kopfhörer, dachte er, während er die Plastikscheiben seitlich an seinem Kopf anbrachte. Und dieses Mikrophon – alles Hindernisse für eine natürliche Kommunikation. Ungeduldig setzte er sich auf dem unzulänglichen Stuhl zurecht, den Vogelsang – oder wie immer er hieß – ihm angeboten hatte, und beobachtete, wie Ellas Wahrnehmungsfähigkeit allmählich zunahm. Er wünschte, sie würde sich ein wenig beeilen, und plötzlich überfiel ihn Panik bei dem Gedanken, sie würde es nicht mehr schaffen. Vielleicht ist sie schon verbraucht und sie haben es mir nur nicht gesagt? Oder sie wissen es selbst nicht. Ich muss diesen Vogelsang herholen – womöglich ist etwas Schreckliches passiert.
    Ella war eine hellhäutige Schönheit. Als ihre Augen noch offen waren, hatten sie in einem wunderbaren Blau geleuchtet. So würde es nie wieder sein. Er konnte zwar weiter mit ihr sprechen, konnte sie antworten hören … aber er würde sie nie wieder mit geöffneten Augen sehen und wie ihr Mund sich bewegte. Sie würde bei seinem Eintreffen nicht lächeln und nicht weinen, wenn er fortging. Lohnt sich das alles überhaupt?, fragte er sich. Ist das hier besser als die alte Art, als der direkte Weg vom Leben in den Tod? In gewisser Weise ist sie immer noch bei mir, entschied er. Die Alternative war wertlos.
    In seinem Kopfhörer erklangen nun langsam und undeutlich Worte – kreisende Gedanken ohne Bedeutung, mysteriöse Fragmente des Traumes, in dem sie gefangen war. Wie mag es sein, wenn man sich im Zustand zwischen Leben und Tod befindet? Aus dem, was Ella ihm bisher erzählt hatte, ließ
es sich jedenfalls nicht ergründen. Das Grundlegende, das Erlebnis selbst, ließ sich nicht vermitteln. Die Schwerkraft, hatte sie ihm einmal erklärt, verliert an Wirksamkeit. Man hat immer mehr das Gefühl zu schweben. Und wenn der Zustand zwischen Leben und Tod vorüber ist, hatte sie gesagt, wird man dieser Welt wohl ganz und gar entschweben, den Sternen entgegen. Allerdings wusste sie es auch nicht genau, sie malte es sich so aus, stellte Vermutungen an. Aber sie schien keine Angst zu haben und wirkte auch nicht unglücklich. Das erleichterte ihn.
    Â»Hallo, Ella«, sagte er unsicher in das Mikrophon.
    Â»Oh«, ertönte ihre Stimme an seinem Ohr. Sie schien aufgeschreckt und doch blieb ihr Gesicht unbewegt, keine Gefühle zeichneten sich ab; er sah weg. »Hallo, Glen«, sagte sie mit etwas kindlichem Staunen, überrascht, verwundert, ihn hier anzutreffen. »Was …« Sie zögerte. »Wie viel Zeit ist vergangen?«
    Â»Drei Jahre.«
    Â»Erzähl mir, was los ist.«
    Â»Ach, alles geht den Bach runter, die ganze Organisation. Deshalb bin ich gekommen. Du wolltest bei anstehenden größeren Entscheidungen hinzugezogen werden, und weiß der Himmel, das haben wir nun bitter nötig, eine neue Strategie, zumindest einen

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