Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
verlassen und sich auf die denkwürdige Pilgerfahrt zum Moratorium »Unsere lieben Anverwandten« zu begeben, um seine halblebende Frau anzukurbeln, wie er es respektlos nannte. Eine Geschäftskrise, vermutete Herbert. Seit einiger Zeit verkündeten verschiedene Anti-Psi-Schutzgesellschaften im Fernsehen und in den Zeitungen schrill ihre Werbebotschaft: Verteidigen Sie Ihr Privatleben! Werden Sie von einem Fremden überwacht? Sind Sie tatsächlich völlig allein? Das zu den Telepathen. Und dann die furchtbare Angst vor den Präkogs: Werden Ihre Handlungen von jemandem vorausgesagt, dem Sie nie begegnet sind? Von jemandem, dem Sie auch nie begegnen möchten, den Sie nie in Ihr Haus lassen würden? Machen Sie der Angst ein Ende! Nehmen Sie Verbindung mit einer der Schutzgesellschaften auf, die zunächst feststellt, ob Sie wirklich ein Opfer unerlaubter Ãbergriffe sind, und dann, wenn Sie den Auftrag dazu erteilen, diese Ãbergriffe unterbindet â die Kosten für Sie sind gering â¦
Schutzgesellschaften. Herbert gefiel diese Bezeichnung; sie strahlte Würde aus und war überaus zutreffend. Er hatte da so seine Erfahrungen: Vor zwei Jahren hatte sich ein Telepath in die Moratoriumsbelegschaft eingeschlichen â warum, hatte er nie herausgefunden. Vermutlich, um insgeheim vertrauliche Unterhaltungen zwischen den Halblebenden und ihren Besuchern aufzuzeichnen, vielleicht auch die Unterhaltung
eines ganz bestimmten Halblebenden. Wie auch immer, ein Späher aus einer der Anti-Psi-Gesellschaften hatte das telepathische Kraftfeld gescannt und die Aktivitäten des Telepathen entdeckt. Nach Vertragsunterzeichnung wurde ein Anti-Telepath losgeschickt, der sich im Moratorium niederlieÃ. Der Telepath konnte zwar nicht aufgespürt, aber er konnte unschädlich gemacht werden â genau wie es der Werbespot versprochen hatte. Und so hatte sich der geschlagene Telepath nach einer Weile davongemacht. Das Moratorium war jetzt Psi-frei und damit es dabei blieb, führte die Anti-Psi-Gesellschaft zweimal im Monat eine gründliche Ãberprüfung durch.
»Vielen Dank, Mr. Vogelsang.« Runciter folgte Herbert in eines der nicht besetzten inneren Büros, wo es nach staubigen Mikrodokumenten roch.
Natürlich, dachte Herbert, habe ich ihnen geglaubt, dass hier ein Telepath war. Als Beweis haben sie mir eine Kurve gezeigt, die sie gemessen hatten. Aber vielleicht haben sie die Kurve ja in ihren eigenen Labors erstellt. Und ich habe mich darauf verlassen, dass der Telepath verschwunden ist. Er kam, er ging â und ich habe zweitausend Poscreds dafür bezahlt. Konnte das Betrug gewesen sein? Weckten sie vielleicht Bedarf an ihren Diensten, wenn in Wirklichkeit gar kein Bedarf bestand?
Mit solchen Ãberlegungen ging er schlieÃlich wieder in Richtung Buchhaltung. Diesmal folgte ihm Runciter nicht. Stattdessen zappelte er geräuschvoll umher und versuchte, es seinem riesigen Körper in einem schmalen Stuhl bequem zu machen. Runciter seufzte â und plötzlich wurde Herbert klar, dass dieser massige Mensch trotz aller Kraftdemonstrationen sehr müde war.
Vermutlich muss man sich, wenn man in diese Einkommensgruppe kommt, so verhalten, dachte Herbert, muss
man den Anschein erwecken, als sei man mehr als nur ein Wesen mit ganz gewöhnlichen Fehlern. Möglicherweise enthielt Runciters Körper ein Dutzend K-Organe â künstliche Organe, die ihm eingepflanzt worden waren, nachdem die echten, originalen, ihre Tätigkeit eingestellt hatten. Die Medizin sorgt für die materielle Grundausstattung â und durch die Kraft seines Geistes fügt Runciter den Rest hinzu. Ich möchte wissen, wie alt er ist. Nach dem ÃuÃeren lässt sich das heutzutage nicht mehr beurteilen, vor allem nicht, wenn man über neunzig ist.
»Miss Beason«, wies er seine Sekretärin an, »suchen Sie bitte Mrs. Ella Runciter heraus und bringen Sie mir die Kennnummer. Sie soll dann in das Büro 2-A gebracht werden.« Er setzte sich ihr gegenüber und nahm eine Prise Fribourg & Treyer- Princes- Schnupftabak, während Miss Beason sich an die relativ einfache Arbeit machte, Glen Runciters Frau zu finden.
2
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