Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

dazu hatte er Cowboychaparajos mit imitierten Silbersternen an und Sandalen.
    Â»Sie sind also der Anti-Animator.« Runciter studierte den entsprechenden Bogen. »Der Einzige, den wir einsetzen.« Zu Chip gewandt sagte er: »Ich frage mich, ob wir ihn überhaupt brauchen. Vielleicht ersetzen wir ihn durch einen weiteren Anti-Telepathen – je mehr wir davon haben, desto besser.«
    Â»Wir sollten jede Eventualität bedenken«, erwiderte Chip. »Wir wissen ja nicht, worauf wir uns einlassen.«
    Â»Na schön, in Ordnung«, nickte Runciter und fuhr fort: »Sammy Mundo.«
    Ein stupsnäsiger junger Mann in langem Hemd mit einem viel zu kleinen melonenförmigen Kopf reckte seine Hand beinahe spastisch in die Höhe. Für Chip sah es so aus, als ob der anämische Körper dies ganz von selbst bewerkstelligte. Er kannte den Mann. Mundo sah um etliche Jahre jünger aus, als er tatsächlich war. Sowohl der geistige wie auch der körperliche
Wachstumsprozess waren vor einiger Zeit zum Stillstand gekommen. Mundo besaß ungefähr die Intelligenz eines Waschbären – er war fähig zu gehen, zu essen, sich zu baden und, in gewisser Weise, zu sprechen. Seine antitelepathische Fähigkeit allerdings war beträchtlich. Einmal hatte er ganz allein S. Dole Melipone mattgesetzt; das firmeninterne Magazin hatte noch Monate später immer wieder darüber geschrieben.
    Â»Jetzt kommen wir zu Wendy Wright.«
    Wie immer, wenn sich eine Gelegenheit bot, blickte Joe das Mädchen intensiv an. Sie hätte er gern als Geliebte gehabt oder noch lieber als Frau. Wendy Wright schien nicht wie andere Menschen aus Blut und inneren Organen zu bestehen. In ihrer Nähe kam er sich vor wie ein mickriger, Öl schwitzender, ungeschliffener Klotz mit knurrendem Magen und keuchendem Atem; wurde er sich seiner Körpermechanismen, die ihn am Leben hielten, mehr als bewusst, all die Rohre, Ventile, Kompressoren und Keilriemen in seinem Inneren, die sich für eine nutzlose, eine zum Scheitern verurteilte Aufgabe abmühten. Wenn er ihr Gesicht sah, kam ihm seines vor wie eine grelle Maske; wenn er ihren Körper sah, erschien ihm seiner wie ein minderwertiges Spielzeug zum Aufziehen. Ihre Augen, grüne umherrollende Steine, nahmen alles leidenschaftslos auf. Er hatte dort nie Furcht entdecken können, nie Abneigung oder Verachtung – was sie sah, akzeptierte sie. Im Allgemeinen schien sie ruhig, ja mehr als das: Ihm fiel auf, wie unerschrocken und ausdauernd sie war, wie jemand, der nie nachlässt oder ermüdet oder von körperlicher Krankheit oder Verfall betroffen ist. Sie mochte fünfundzwanzig, sechsundzwanzig Jahre alt sein – aber er konnte sie sich nicht jünger vorstellen und ganz gewiss würde sie auch niemals älter aussehen. Dazu würde sie es nie kommen lassen.

    Â»Hier bin ich«, sagte Wendy mit sanfter Heiterkeit.
    Runciter nickte. »In Ordnung. Bleibt nur noch Fred Zafsky.« Er richtete seinen Blick auf ein kraftloses, großfüßiges, irgendwie künstlich aussehendes Individuum in mittleren Jahren – mit pomadisiertem Haar, unreiner Haut und einem merkwürdig hervorragenden Adamsapfel -, das für diese Gelegenheit ein hemdartiges Kleid in der Farbe eines Pavianhinterns angezogen hatte. »Das müssten also Sie sein.«
    Â»Stimmt«, bestätigte Zafsky und kicherte enervierend.
    Â»Na ja, es hilft nichts«, sagte Runciter kopfschüttelnd. »Um ganz sicher zu gehen, müssen wir auch einen Anti-Parakinetiker mitnehmen. Und der sind eben Sie.« Er warf die Unterlagen auf den Tisch und suchte nach seiner grünen Zigarre. Dann wandte er sich wieder an Chip: »Das wäre also der ganze Trupp, plus wir beide. Wollen Sie noch irgendetwas daran ändern?«
    Â»Nein, ich bin einverstanden.«
    Â»Meinen Sie, dass diese Inerten das Beste sind, das wir aufbieten können?« Runciter sah ihn aufmerksam an.
    Â»Ja.«
    Â»Und sind sie gut genug, um es mit Hollis’ Psis aufzunehmen?«
    Â»Ja.«
    Aber Chip wusste es besser. Er konnte es nicht spezifizieren und es war alles andere als rational. Potenziell war das Gegenkraftfeld dieser elf Inerten ungeheuer. Und doch …
    Â»Mr. Chip, haben Sie eine Sekunde Zeit für mich?« Der kahlköpfige, ziegenbärtige Mr. Apostos in seinen glitzernden Goldlaméhosen griff nach seinem Arm. »Kann ich mit Ihnen über ein Erlebnis aus