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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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auf, der Apparat gab ein lautes 60-Hertz-Brummen von sich und in all den statischen Störgeräuschen fand er schließlich einen Sender. »Und wieder ist es Zeit für die Pepper Young Family«, hörte er den Ansager plärren, dann erklang Orgelmusik. »Präsentiert von Camay,
der milden Seife für wunderschöne Frauen. Gestern hatten für Pepper die Anstrengungen eines ganzen Monats ein plötzliches Ende gefunden, als …« Chip drehte das Radio wieder ab. Eine Soap Opera aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Er war fasziniert von der Logik der Veränderungen in dieser sterbenden Halblebenwelt – oder was immer sie war. Er sah sich im Wohnzimmer um und entdeckte einen kleinen, verschnörkelten Tisch, auf dessen Glasplatte eine Ausgabe des Liberty- Magazins lag – die ebenfalls vor dem Zweiten Weltkrieg erschienen war und damals eine Fortsetzungsserie mit dem Titel »Blitz in der Nacht« veröffentlicht hatte, eine futuristische Fantasy-Geschichte um einen Atomkrieg. Er blätterte etwas darin herum und suchte dann nach weiteren Veränderungen.
    Der äußerst widerstandsfähige Plastikfußboden bestand jetzt aus langen weichen Holzdielen und in der Mitte des Zimmers lag ein verblichener türkischer Teppich, bedeckt mit einer dicken Staubschicht.
    Ein Bild hing an der Wand, ein einfarbiger gerahmter Druck, der einen sterbenden Indianer auf einem Pferd zeigte. Auch das hatte er nie zuvor gesehen.
    Anstelle des Videophons besaß er jetzt ein schwarzes bauchiges Telefon mit Wählscheibe. Er nahm den Hörer ab und hörte eine weibliche Stimme: »Die Nummer, bitte.« Er legte wieder auf.
    Die Thermostatheizung war offenbar verschwunden. In einer Ecke des Wohnzimmers entdeckte er einen Gasofen mit einem Abzugrohr aus Blech, das an der Wand entlanglief, beinahe bis zur Decke.
    Er ging ins Schlafzimmer und öffnete den Schrank, kramte darin herum, suchte ein paar Sachen heraus: Schwarze Oxfordschuhe, Wollsocken, Knickers, ein blaues Baumwollhemd, einen Kamelhaarmantel und eine Golfmütze. Für einen förmlicheren
Anlass stellte er folgende Garderobe zusammen: einen blauschwarzen Nadelstreifenanzug, Hosenträger, eine breite Krawatte mit Blumenmuster und ein weißes Hemd mit Celluloidkragen. Und schließlich fand er im Schrank noch eine Golftasche mit aller Art von Schlägern – ein echtes Relikt.
    Zurück im Wohnzimmer sah er an die Stelle, wo früher seine Polyphon-Anlage gestanden hatte. Alles war verschwunden – der Multiplex-Tuner, der gewichtslose Tonarm, die Lautsprecher und Metaphasenverstärker, alles. Stattdessen begrüßte ihn ein großes schmales Gerät aus Holz. An der Seite hatte es eine Kurbel und Chip brauchte erst gar nicht den Deckel zu öffnen, um zu wissen, welches Soundsystem er nun besaß. Ein Päckchen Grammophonnadeln lag auf dem Bücherbrett daneben sowie eine 78er Schallplatte mit dem Aufdruck »Das Ray Nobles Orchestra spielt Turkish Delight«. Das war alles, was von seiner umfangreichen Plattensammlung übrig geblieben war. Immerhin – wenn man bedachte, dass er morgen vermutlich einen Phonographen mit Schalltrichter vorfinden würde. Und eine Aufnahme des Kirchenchors.
    Eine wie frisch gedruckt aussehende Zeitung, die auf dem üppig gepolsterten Sofa lag, zog sein Interesse auf sich. Er las das Datum: Dienstag, 12. September 1939. Dann die Schlagzeile:
    FRANZOSEN MELDEN DURCHBRUCH AN DER SIEGFRIEDLINIE BERICHT VON GELäNDEGEWINNEN NAHE SAARBRüCKEN An der Westfront scheint sich eine größere Schlacht anzubahnen
    Interessant, dachte er. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen und die Franzosen glaubten, sie würden ihn gewinnen. Er las eine andere Überschrift:
    NACH POLNISCHEN BERICHTEN VORMARSCH DER DEUTSCHEN TRUPPEN GESTOPPT ERSATZTRUPPEN KÖNNEN ANGEBLICH KEINE NEUEN GELäNDEGEWINNE VERZEICHNEN
    Die Zeitung hatte damals drei Cents gekostet. Das war auch interessant. Was konnte man heute noch für drei Cents bekommen?, überlegte er. Er legte die Zeitung wieder auf das Sofa und fragte sich, warum sie so neu aussah. Ein, zwei Tage alt, höchstens. Damit habe ich einen zeitlichen Orientierungspunkt – ich kann bestimmen, wie weit die Rückbildung bereits verlaufen ist.
    Er wanderte durch die Wohnung und suchte nach weiteren Veränderungen. Auf einer Kommode im Schlafzimmer standen etliche gerahmte Fotografien.
    Sie alle zeigten Runciter.

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