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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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gewisser Weise erklären, aber – war es wirklich so?
    Ich werde schnell in meine Wohnung gehen, die Gratisprobe UBIK holen und dann nach Des Moines fahren, entschied er. Das hat mir ja auch der Werbespot empfohlen. Ich werde sicherer sein, wenn ich die Dose UBIK bei mir habe.
    Man muss eben auf solche Empfehlungen hören, dachte er, wenn man am Leben bleiben will – oder am Halbleben.
    Was auch immer es sein mag.
    Â 
    Das Taxi setzte Chip auf dem Dach des Wohnblocks ab. Er stieg die Rampe hinunter und fuhr mit der Rolltreppe zu seiner Wohnung. Mit einer Münze – er konnte sich nicht mehr erinnern, wer sie ihm gegeben hatte, Hammond oder Pat – öffnete er die Tür und trat ein.

    Es roch schwach nach verbranntem Fett – etwas, was er seit früher Kindheit nicht mehr gerochen hatte – und in der Küche entdeckte er die Ursache dafür: Sein Herd hatte sich in einen uralten Buck-Naturgasherd mit verstopften Flammen und verschmierter Ofentür zurückgebildet, die nicht richtig schloss. Er starrte das monströse, völlig abgenutzte Teil an – und entdeckte dann, dass die übrige Kücheneinrichtung eine ähnliche Metamorphose durchgemacht hatte. Die Nachrichtenmaschine war völlig verschwunden. Der Toaster hatte sich in ein sonderbares handbetriebenes Modell zurückgeformt; nicht einmal das Brot ließ er herausspringen, bemerkte Chip, als er geistesabwesend darin herumstocherte. Der Kühlschrank begrüßte ihn als ein riesiger Kasten mit Riemenantrieb, ein Relikt aus Gott weiß welch ferner Vergangenheit – er war noch älter als der General Electric in dem Werbespot. Die Kaffeemaschine hatte sich am wenigsten verändert, ja sie hatte sich in einer Hinsicht sogar verbessert: Sie hatte keinen Münzeinwurf mehr, funktionierte jetzt also offenbar gratis. Tatsächlich wiesen alle Gegenstände diese Verbesserung auf, erkannte er. Wenigstens etwas. So wie die Nachrichtenmaschine hatte sich auch der Müllschlucker aufgelöst. Chip versuchte sich zu erinnern, welche Küchengeräte er sonst noch gehabt hatte, doch sein Gedächtnis ließ ihn im Stich. Er gab es auf und ging ins Wohnzimmer hinüber.
    Dort hatte der Fernseher einen weiten Weg zurückgelegt: Entsetzt stand Chip vor dem dunklen Holzgehäuse eines antiquierten Mittelwellen-Radios mit Antenne und Erdung … Aber warum hatte sich das Gerät nicht in vereinzelte Metallund Plastikstücke verwandelt?, fragte er sich nach einer Weile. Schließlich waren das die Teile, aus denen es zusammengesetzt war – es war ja nicht aus einem ehemaligen Radio entstanden. Vielleicht, dachte er, bewahrheitete sich damit auf bizarre Weise eine uralte philosophische Idee, nämlich Platons
Universalien, die, in Kategorien sortiert, das einzig Wirkliche waren. Fernsehapparat war demnach lediglich eine Schablone, der eine andere Schablone vorausging, wie eine Folge von Bildern in einem Film. Frühere Formen, überlegte er weiter, existieren unsichtbar in jedem Gegenstand; die Vergangenheit ist in allem latent vorhanden und kann immer wieder an die Oberfläche dringen, wenn die darüberliegenden Schichten – was natürlich jeglicher Erfahrung widerspricht – sich auflösen. Ein Mensch birgt nicht nur ein Kind in sich, sondern auch zahllose frühere Menschen. Geschichte hat vor langer Zeit ihren Anfang genommen.
    Wendys vertrocknete Überreste … Die normale Entwicklung der Formen hatte aufgehört. Und die jeweils letzte Form verfiel, ohne dass eine neue an ihre Stelle trat. Das war es, was wir als Alter empfanden; aus diesem Stillstand resultiert Verfall und Senilität. Nur dass es in diesem Fall abrupt eingetreten war – innerhalb weniger Stunden.
    Aber glaubte Platon nicht, dass etwas den Verfall überlebte, das innere Selbst, das nicht verfallen kann? Der uralte Dualismus von Körper und Seele: Der Körper, der so endet wie Wendy, und die Seele, die wie ein Vogel aus dem Nest fliegt. Vielleicht wurde man wirklich wiedergeboren, dachte er, wie es das Tibetische Totenbuch beschreibt. Ich hoffe es. Denn dann werden wir uns alle wiedertreffen, in einem anderen Teil des Waldes wie bei »Pu der Bär«, wo der Junge und der Bär miteinander spielen und spielen … Wir alle werden Pu dort treffen, an einem klareren, dauerhafteren neuen Ort.
    Aus reiner Neugier stellte er das vorsintflutliche Radio an: Die gelbe Skala leuchtete

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