Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
»Wir kaufen weder von Sidney noch von anderen Tierhandlungen, sondern ausschlieÃlich von Privat, und unsere Preise werden nicht registriert.« Sie fügte hinzu: »Wir haben auch unsere eigenen Naturforscher. Zur Zeit arbeiten sie in Kanada. Dort sind immer noch weite Waldflächen übrig â im Verhältnis zu anderen Ländern jedenfalls. Genug für Kleintiere und ab und zu auch einen Vogel.«
Er stand lange Zeit da und starrte die Eule an, die auf einer Stange hockte und vor sich hin döste. Tausend wirre Gedanken schossen ihm durch den Kopf, er musste an den Krieg denken, an die Tage, da die Eulen vom Himmel fielen. Er erinnerte sich, wie in seiner Kindheit eine Tiergattung nach der anderen als ausgestorben gemeldet wurde â täglich berichteten die Zeitungen darüber. Eines Morgens war es der Fuchs, am folgenden der Dachs, bis die Leute aufhörten, die Tier-Nachrufe zu lesen.
Er dachte auch daran, wie dringend er ein echtes Tier brauchte. Erneut stieg in ihm ein ausgesprochener Hass gegen sein elektrisches Schaf auf, das er versorgen und betreuen
musste, als sei es ein echtes Tier. Die Tyrannei eines Dinges, dachte er. Es weià nicht mal, dass es mich gibt. Wie den Androiden fehlte ihm die Fähigkeit, die Existenz eines andern zu erfassen. Bis jetzt hatte er noch nie über die Ãhnlichkeit zwischen einem elektrischen Schaf und einem Androiden nachgedacht. Das elektrische Tier, überlegte er, konnte als unterentwickelte Form des andern betrachtet werden, als eine Art minderwertiger Roboter. Oder umgekehrt, die Androiden konnten als hochentwickelte Form des Ersatztiers gesehen werden. Beide Ansichten widerstrebten ihm.
Er fragte Rachael Rosen: »Wenn Sie Ihre Eule verkauften, wie viel würden Sie dafür verlangen, und wie viel davon als Anzahlung?«
»Wir würden unsere Eule niemals verkaufen.« Sie betrachtete ihn mit einer Mischung aus Neugier und Mitleid, so wenigstens interpretierte er ihren Blick. »Und selbst wenn wir sie verkaufen wollten, könnten Sie den Preis niemals bezahlen. Was für ein Tier halten Sie sich zu Hause?«
»Ein Schaf. Ein schwarzköpfiges Suffolk-Mutterschaf.«
»Nun, darüber können Sie doch froh sein.«
»Bin ich auch«, erwiderte er. »Ich habe mir nur immer schon eine Eule gewünscht, auch schon vor der Zeit, als sie alle tot von den Bäumen fielen.« Er verbesserte sich: »Ich meine â alle Eulen bis auf Ihre.«
»Nach unserem augenblicklich laufenden Finanzprogramm und im Rahmen der Gesamtplanung suchen wir nach einer zweiten Eule zur Paarung mit Scrappy.« Rachael deutete auf den Vogel, der gleichgültig auf seiner Stange hockte. Für einen Augenblick öffneten sich schlitzbreit die gelben Augenspalten, dann schlossen sie sich wieder, und die Eule schlummerte weiter. Ihre Brust hob sich deutlich und senkte sich dann, als hätte sie in ihrem schläfrigen Zustand geseufzt.
Rick riss sich von dem Anblick los. Seine anfängliche Reaktion der Bewunderung und Sehnsucht wurde mit absoluter Bitterkeit vermengt. »Ich möchte jetzt die Tests vornehmen«, sagte er. »Können wir nach unten gehen?«
»Mein Onkel hat den Anruf Ihres Vorgesetzten entgegengenommen. Inzwischen dürfte er â¦Â«
»Das ist ein Familienbetrieb?«, unterbrach er sie. »Ein so groÃer Konzern wird tatsächlich als Familienunternehmen geführt?«
Rachael führte ihren Satz zu Ende: »Onkel Eldon müsste inzwischen eine Gruppe von Androiden und einigen Testpersonen vorbereitet haben. Gehen wir.«
Sie ging auf den Lift zu, die Hände wieder tief in den Manteltaschen vergraben. Dabei sah sie sich nicht ein einziges Mal nach ihm um. Er zögerte einen Augenblick, unangenehm berührt, bevor er ihr schlieÃlich folgte.
»Was haben Sie eigentlich gegen mich?«, fragte er, als sie zusammen nach unten fuhren.
Sie überlegte, als wüsste sie es selbst nicht ganz genau. Dann sagte sie: »Nun, als kleiner Polizeibeamter befinden Sie sich in einer recht einmaligen Situation. Verstehen Sie, was ich meine?« Sie warf ihm einen boshaften Seitenblick zu.
»Welcher Anteil an Ihrer derzeitigen Produktion ist mit dem Denkzentrum Nexus-6 ausgerüstet?«
»Die gesamte Produktion.«
»Ich bin sicher, dass der Voigt-Kampff-Test funktionieren wird.«
»Und wenn nicht, müssen wir sämtliche Nexus-6-Typen aus dem Verkehr
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