Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

hindurchgehen.
    Runciter starrte ihn an. »Mein Gott, Joe, ich habe Ihnen das Leben gerettet! Ich bin gerade noch rechtzeitig zu Ihnen durchgekommen, damit Sie von nun an im Halbleben weiterexistieren können – und das vermutlich unbegrenzt. Hätte ich nicht hier in diesem Hotelzimmer auf Sie gewartet, zum Teufel, Sie lägen jetzt mausetot auf diesem abgewrackten Bett. Ich bin Glen Runciter. Ich bin Ihr Boss und ich habe um jedes einzelne Leben von euch gekämpft. Ich bin der Einzige hier draußen in der Welt, der sich für euch einsetzt.« Er starrte Chip weiter mit Entrüstung und Erstaunen in den Augen an. Ein verwirrtes, verletztes Erstaunen, als könnte er nicht fassen, was hier geschah. »Das Mädchen Pat Conley, sie hätte euch alle getötet, so wie sie …« Er brach ab.
    Â»Wie sie Wendy, Al, Edie Dorn, Fred Zafsky und vielleicht inzwischen auch Tito Apostos getötet hat«, ergänzte Chip.
    Â»Die Situation ist sehr kompliziert, Joe«, sagte Runciter leise und beherrscht. »Sie lässt sich nicht so einfach beantworten.«
    Â»Sie können sie gar nicht beantworten – das ist das Problem. Sie haben sich Antworten ausgedacht. Sie mussten es
tun, um Ihre Anwesenheit hier zu erklären, Ihre sogenannten Manifestationen.«
    Â»Ich habe sie nie so genannt. Sie und Al haben sich diese Bezeichnung ausgedacht. Machen Sie nicht mich für das verantwortlich, was Sie beide …«
    Â»Sie wissen auch nicht mehr als ich«, fiel ihm Chip ins Wort. Ȇber das, was hier mit uns vor sich geht, wer uns angreift. Sie können mir nicht erklären, mit wem wir es zu tun haben, Glen, denn Sie wissen es ebenfalls nicht .«
    Â»Ich weiß, dass ich am Leben bin. Ich weiß, dass ich hier draußen im Sprechzimmer des Moratoriums sitze.«
    Â»Ihre Leiche im Sarg. Im Bestattungsinstitut ›Zum Schlichten Hirten‹. Haben Sie sie sich angesehen?«
    Â»Nein, aber ich wüsste nicht, was …«
    Â»Sie ist geschwunden, Glen. Sie hat ebenso an Substanz verloren wie Wendy und Al und Edie – und bald wohl auch ich. Sie machen denselben Prozess durch, nicht besser, nicht schlechter.«
    Â»Aber für Sie hatte ich doch UBIK …« Ein schwer zu entziffernder Ausdruck war in Runciters Gesicht getreten, eine Mischung vielleicht aus Einsicht, Furcht und … Chip konnte es nicht genau sagen. »Ich habe Ihnen UBIK verschafft.«
    Â»Was ist UBIK?«
    Runciter gab keine Antwort.
    Â»Das wissen Sie auch nicht«, fuhr Chip fort. »Sie wissen weder, was es ist, noch, wie es wirkt. Sie wissen nicht einmal, woher es kommt.«
    Nach einer langen qualvollen Pause erwiderte Runciter: »Sie haben recht, Joe, vollkommen recht.« Zittrig zündete er sich eine Zigarette an. »Aber ich wollte Ihnen das Leben retten, dieser Teil stimmt. Verdammt, ich würde euer aller Leben gerne retten.« Die Zigarette fiel ihm aus den Fingern und rollte über den Boden. Mit großer Anstrengung bückte sich
Runciter, um sie aufzuheben. Eine unverhüllte Traurigkeit war ihm anzusehen, fast Verzweiflung.
    Â»Wir sind hier drinnen, wir sind Teil des Prozesses«, sagte Chip. »Und Sie sitzen da draußen im Sprechzimmer und können nichts ausrichten.«
    Â»Das stimmt.« Runciter nickte.
    Â»Wir sind in Kaltpackung – aber da ist noch etwas anderes, etwas, was im Halbleben nicht geschieht. Zwei Kräfte wirken gegeneinander, wie Al festgestellt hat, die eine hilft uns, die andere zerstört uns. Sie, Glen, arbeiten mit der Kraft oder dem Wesen oder der Person zusammen, die uns zu helfen versucht. Von ihr haben Sie das UBIK bekommen.«
    Â»Ja.«
    Â»Und bis jetzt weiß keiner von uns, wer es ist, der uns zerstören will, und wer es ist, der uns beschützt – Sie draußen wissen es nicht und wir hier drinnen auch nicht. Vielleicht ist es Pat.«
    Â»Ja, ich glaube, das ist Ihr Feind.«
    Â»Da bin ich mir nicht so sicher.« Wir haben unserem Feind noch nicht ins Auge gesehen, dachte Chip, und unserem Freund auch nicht. Aber das wird noch kommen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir wissen, wer Freund und wer Feind ist. »Wissen Sie genau, ganz genau, dass Sie der Einzige sind, der die Explosion überlebt hat? Denken Sie gut nach, bevor sie antworten.«
    Â»Wie ich schon sagte, Zoe Wirt …«
    Â»Der Einzige von uns . Miss Wirt ist nicht in demselben Zeitsegment wie wir. Was ist