Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
mit Pat Conley zum Beispiel?«
»Ihr Brustkorb wurde eingedrückt. Sie starb an einem zerrissenen Lungenflügel und anderen inneren Verletzungen. Was ihren Aufenthaltsort angeht, so liegt sie vier Fuà von Ihnen entfernt, ihre Leiche, meine ich.«
»Und mit den anderen ist es dasselbe? Sie liegen alle in Kaltpackung im Moratorium âºUnsere lieben Anverwandtenâ¹?«
»Alle â mit einer Ausnahme: Sammy Mundo. Er erlitt massive Gehirnverletzungen und fiel ins Koma. Die Ãrzte sagen, er wird nie wieder erwachen. Sein Kortex â¦Â«
»Dann ist er also am Leben. Er ist nicht in Kaltpackung. Er ist nicht hier.«
»Ich würde es nicht âºLebenâ¹ nennen. Sie haben ein Enzephalogramm gemacht und keinerlei Aktivität mehr messen können. Eine Pflanze, nichts weiter. Keine Persönlichkeit mehr, kein Bewusstsein. In Mundos Gehirn geht nichts mehr vor sich, nicht das Geringste.«
»Also dachten Sie, Sie brauchen ihn nicht zu erwähnen?«
»Ich habe ihn ja jetzt erwähnt.«
»Nachdem ich Sie gefragt habe.« Chip dachte kurz nach, dann sagte er: »Wie weit ist er von uns entfernt? Ist er in Zürich?«
»Ja, wir alle sind hier in Zürich gelandet. Er liegt im Carl-Jung-Hospital. Etwa eine Viertelmeile vom Moratorium entfernt.«
»Engagieren Sie einen Telepathen. Oder nehmen Sie G. G. Ashwood. Er soll seine Gedanken lesen.« Ein Kind, dachte Chip, verwirrt, unreif. Eine ungeformte Persönlichkeit. Das könnte es sein. Es würde zu dem passen, was wir erleben, zu diesen kapriziösen, widersprüchlichen Vorgängen. Einmal reiÃt man uns die Flügel aus, dann fügt man sie wieder an, wie gerade bei mir nach dem Treppensteigen.
Runciter seufzte. »Das haben wir bereits getan. Bei schweren Kopfverletzungen wird stets versucht, den Betreffenden auf telepathischem Weg zu erreichen. Aber ohne Erfolg, nichts. Keinerlei Gehirntätigkeit im vorderen Bereich. Tut mir leid, Joe.« Er wiegte traurig seinen massiven Kopf hin
und her, ganz offensichtlich war er ebenso enttäuscht wie Chip.
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Glen Runciter nahm die Kopfhörer ab. »Ich werde später noch einmal mit Ihnen sprechen«, sagte er ins Mikrophon. Dann legte er die Konsole zur Seite, erhob sich steif aus dem Sessel und sah Joe Chip an, der ihm gegenüber in einem durchsichtigen Plastiksarg lag. Aufrecht und still â als wäre es für die Ewigkeit.
»Haben Sie nach mir geläutet?« Herbert Schönheit von Vogelsang betrat eilig das Sprechzimmer, katzbuckelnd wie ein mittelalterlicher Schmarotzer. »Soll ich Mr. Chip zu den anderen zurückbringen? Sind Sie fertig?«
»Ich bin fertig«, erwiderte Runciter.
»Hat Ihr â¦Â«
»Ja, ich bin durchgekommen. Diesmal konnten wir uns gut verständigen.« Er zündete sich eine Zigarette an, es war seine erste seit etlichen Stunden. Der lange, mühsame Versuch, mit Chip eine Verbindung zu bekommen, hatte ihn völlig erschöpft. »Haben Sie einen Amphetamin-Automaten hier?«, fragte er den Moratoriumsleiter.
»Ja, drauÃen am Gang.«
Runciter verlieà das Sprechzimmer und ging zum Automaten hinüber. Er steckte eine Münze hinein, drückte den entsprechenden Knopf und mit einem klimpernden Geräusch rutschte ein kleiner vertrauter Gegenstand durch den Ausgabeschlitz.
Die Tablette half ihm ein wenig. Aber dann fiel ihm ein, dass er in zwei Stunden eine Verabredung mit Len Niggelman hatte, und er fragte sich, ob er das überhaupt schaffen würde. Es war einfach zu viel los, dachte er, ich schaffe es nicht mehr, meinen Bericht an den Verband zu verfassen. Ich werde mit Niggelman sprechen und ihn um einen Aufschub bitten.
Mit einem Münztelefon rief er Niggelman in der Nordamerikanischen Konföderation an. »Len«, sagte er, »ich bin heute wirklich nicht mehr in der Lage, noch etwas zu tun. Ich habe zwölf Stunden lang versucht, meine Leute in Kaltpackung zu erreichen, und ich bin fix und fertig. Hat es noch bis morgen Zeit?«
»Je eher Sie Ihren offiziellen Bericht abliefern«, erwiderte Niggelman, »desto eher können wir etwas gegen Hollis unternehmen. Meine Rechtsabteilung sagt, dass die Sache eindeutig ist. Die Jungs sind schon ganz ungeduldig.«
»Sie denken also, dass sie ihn zivilrechtlich belangen können?«
»Wer weiÃ, vielleicht sogar strafrechtlich. Sie haben bereits mit dem New Yorker
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