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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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es veränderte sich nicht. »Spraydose«, sagte er laut. Er schloss seine Augen und wartete.
    Â»Das ist keine Spraydose, Mr. Chip.« Der Apotheker machte im ganzen Laden die Lichter aus. Dann drehte er den Schlüssel an der Kasse, die Schublade sprang rasselnd heraus und in aller Seelenruhe nahm er die Scheine und Münzen heraus und legte sie in einen kleinen Metallkasten.
    Â»Du bist eine Spraydose«, sagte Chip zu dem Glas, das er in der Hand hielt. »Und es ist das Jahr 1992.«
    Das letzte Licht verlosch, der Pseudoapotheker hatte es ausgeschaltet. Der dumpfe Schein einer Straßenlampe drang von draußen herein, sodass Chip weiterhin die Umrisse des Gegenstandes in seiner Hand erkennen konnte. Dann öffnete
der Apotheker die Tür. »Kommen Sie, Mr. Chip«, sagte er. »Es ist Zeit zu gehen. Sie hat sich geirrt. Und Sie werden sie nie wiedersehen – weil sie bereits auf dem Weg zur Wiedergeburt ist. Sie denkt auch nicht mehr an Sie oder an mich oder an Runciter. Ella sieht jetzt nur noch Lichter, rote, trübe, vielleicht auch mal ein Orange …«
    Â»Was ich hier in der Hand halte, ist eine Spraydose.«
    Â»Nein, es tut mir leid, Mr. Chip. Wirklich. Aber es ist keine.«
    Chip stellte das Glas auf den Ladentisch. Er drehte sich um und ging langsam zur Tür hinüber, die der Apotheker für ihn geöffnet hielt. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Schließlich war er durch die Tür hindurch und stand auf dem nächtlichen Gehsteig.
    Hinter ihm trat nun auch der Apotheker heraus, bückte sich und schloss die Tür zu.
    Â»Ich werde mich beim Hersteller beschweren«, sagte Chip. Ȇber …« Er konnte nicht weitersprechen. Irgendetwas schnürte ihm den Hals zu, er bekam keine Luft mehr. Als der Druck für einen Augenblick nachließ, krächzte er: Ȇber Ihren Laden. Über die Regression.«
    Â»Gute Nacht«, erwiderte der Apotheker lediglich. Er stand noch einen Moment lang da und blickte Chip durch die Abenddämmerung hindurch an. Dann zuckte er mit den Schultern und ging fort.
    Links von ihm erkannte Chip die dunklen Umrisse einer Holzbank, auf der Leute saßen und offenbar auf den Bus warteten. Es gelang ihm, sie zu erreichen und sich ebenfalls zu setzen. Die anderen Personen – es waren zwei oder drei – rutschten zur Seite, entweder, weil sie sich gestört fühlten, oder um ihm Platz zu machen; er konnte es nicht genau sagen und es war ihm auch egal. Alles, was er spürte, war das feste Material der Bank. Einige Minuten wird es dauern,
dachte er, wenn ich mich recht erinnere. Mein Gott, was man hier durchmachen muss. Und das zum zweiten Mal. Aber immerhin haben wir es versucht.
    Er blickte in die gelb flackernden Lichter der Leuchtreklamen und dann auf den Strom der vorbeiziehenden Autos. Runciter, dachte er, hat sich mit aller Macht zur Wehr gesetzt. Ella hat gekratzt und gebissen und eine lange Zeit die Oberhand behalten. Und ich? Mir ist es fast gelungen, das Glas UBIK LEBER- UND NIERENBALSAM zurückzuverwandeln, in die Gegenwart zu bringen. Fast. Das Wissen darum vermittelte ihm ein Bewusstsein für seine eigene enorme Kraft. Es war sein letzter Transzendierungsversuch gewesen.
    Dann hielt der Bus, ein klapperndes Metallungeheuer, quietschend vor der Bank. Die Leute, die neben Chip saßen, standen auf und bemühten sich, einen Platz auf der hinteren Plattform zu ergattern.
    Â»Hallo, Mister!«, rief der Schaffner. »Wollen Sie mit oder nicht?«
    Chip sagte nichts. Der Schaffner wartete noch einen Moment, dann zog er die Signalschnur. Geräuschvoll setzte sich der Bus wieder in Bewegung und verschwand schnell außer Sichtweite. Viel Glück, dachte Chip, als das Geräusch des fahrenden Busses immer schwächer wurde. Macht’s gut.
    Er lehnte sich zurück und schloss die Augen. Und dann hörte er eine Stimme.
    Â»Entschuldigen Sie bitte.« Erschrocken blickte er auf – ein Mädchen in einem Mantel aus synthetischem Straußenleder beugte sich über ihn. »Mr. Chip?« Sie war hübsch und schlank, trug einen Hut und Handschuhe, ein Kostüm und hochhackige Schuhe. Sie hielt etwas in der Hand, er erkannte die Umrisse eines Pakets. »Aus New York? Von Runciter Associates? Ich will das nämlich nicht der falschen Person aushändigen.«

    Â»Ja, ich bin Joe Chip«, sagte er. Einen kurzen Augenblick dachte er, das Mädchen wäre Ella Runciter.

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