Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Doch sie war es nicht. »Wer hat Sie geschickt?«
    Â»Dr. Sonderbar«, erwiderte das Mädchen. »Der junge Dr. Sonderbar, der Sohn von Dr. Sonderbar, des Gründers.«
    Â»Wer ist das?« Der Name sagte ihm erst nichts, doch dann erinnerte er sich, wo er ihn schon einmal gelesen hatte. »Ach ja, der Leber- und Nierenmensch. Hergestellt aus Oleanderblättern, Pfefferminzöl, Kobaltchlorid, Zinkoxyd …« Schwäche übermannte ihn, er brach ab.
    Â»Ja, unter Anwendung der fortschrittlichsten Techniken der modernen Wissenschaft«, sagte sie, »kann die Umwandlung von Dingen in ihren früheren Zustand rückgängig gemacht werden, und das zu einem Preis, den sich jeder leisten kann. UBIK wird weltweit in allen führenden Haushaltswarenläden verkauft. Also halten Sie in Ihrer Umgebung danach Ausschau, Mr. Chip.«
    Â» Wo soll ich danach Ausschau halten?« Er stand mühsam auf, sein Kopf war plötzlich ganz klar. »Sie kommen aus dem Jahr 1992. Was Sie soeben sagten, stammt aus der Runciter-Werbesendung.« Ein kalter Wind zerrte an ihm und schien ihn wegblasen zu wollen. Er kam sich vor wie ein Bündel aus Gewebe und Stoff, das nur mühsam zusammengehalten wurde.
    Â»Ja, Mr. Chip.« Sie reichte ihm das Päckchen. »Sie haben mich aus der Zukunft hergeholt, durch das, was Sie vor wenigen Minuten dort in der Apotheke taten. Ich komme direkt aus der Fabrik. Mr. Chip, ich kann Sie damit besprühen, wenn Sie es vor Schwäche nicht mehr schaffen. Soll ich? Ich bin offizielle Repräsentantin und technische Beraterin. Ich weiß, wie es anzuwenden ist.« Sie nahm ihm die Packung wieder aus den zitternden Händen, riss sie auf – und besprühte ihn mit UBIK. In der Dämmerung sah er die
Spraydose glitzern. Und er sah die fröhliche farbige Beschriftung.
    Â»Danke«, sagte er nach einer Weile – als er sich wohler fühlte und ihm wärmer wurde.
    Â»Sie haben diesmal nicht so viel gebraucht wie im Hotelzimmer. Sie müssen kräftiger sein als vorher. Hier, nehmen Sie die Spraydose. Sie werden sie vermutlich vor Anbruch des Tages noch brauchen.«
    Â»Kann ich noch mehr davon bekommen? Wenn das hier leer ist?«
    Â»Selbstverständlich. Wenn es Ihnen einmal gelungen ist, mich hierher zu holen, wird es Ihnen auch ein zweites Mal gelingen. Auf dieselbe Art und Weise.« Sie entfernte sich langsam, verschmolz mit den dunklen Wänden der nahe gelegenen Häuser.
    Â»Was ist UBIK?«, fragte Chip. Er wünschte sich, dass sie noch blieb.
    Â»Eine Dose UBIK«, antwortete sie, »ist ein tragbarer Negativionisator mit eingebauter Hochspannungs-Niedrigampère-Anlage, die mit einer Heliumspitzenleistungsbatterie von 25 kv aufgeladen wird. Die negativen Ionen werden in einer Beschleunigungskammer, die grundlegend vorgespannt ist, im Gegenuhrzeigersinn in eine Drehbewegung versetzt – was ihnen eine Zentripetaltendenz gibt, sodass sie eher zusammenhaften als auseinanderfallen. Ein negatives Ionenkraftfeld vermindert die Geschwindigkeit von Anti-Protophasonen, die normalerweise in der Atmosphäre vorhanden sind. Sobald die Geschwindigkeit abnimmt, hören sie auf, Anti-Protophasonen zu sein und können, nach dem Paritätsprinzip, sich nicht länger mit den Protophasonen verbinden, die in Kaltpackung liegende Menschen ausstrahlen. Das Resultat ist, dass der Anteil der Protophasonen, die nicht durch Anti-Protophasonen aufgehoben werden, ansteigt, und das bedeutet
– jedenfalls für eine bestimmte Zeit – eine Zunahme des Kraftfeldes protophasonischer Aktivität, des Netzwerks. Was sich für den Halblebenden in größerer Vitalität, verbunden mit einer verminderten Wahrnehmung niedriger Kaltpackungstemperaturen, bemerkbar macht. Sie verstehen also, weshalb UBIK in zurückverwandelter Form versagt …«
    Â»â€ºNegative Ionen‹ gibt es nicht«, unterbrach er sie. »Ionen sind immer negativ.«
    Â»Vielleicht treffe ich Sie ja wieder«, sagte sie sanft. »Es war lohnenswert, Ihnen die Spraydose zu bringen. Nächstes Mal vielleicht …«
    Â»â€¦ können wir zusammen essen gehen.«
    Â»Darauf freue ich mich.« Sie entschwebte immer weiter.
    Â»Wer hat UBIK erfunden?«, fragte er.
    Â»Eine Anzahl Halblebender, die von Jory bedroht wurden. Vor allem aber Ella Runciter. Sie haben lange Zeit für die Entwicklung gebraucht. Und es gibt immer noch nicht