Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz
damit er ihn bei den anderen lässt und sich gute Gründe dafür ausdenkt. Und auÃerdem: Jorys gibt es in jedem Moratorium. Dieser Kampf findet überall dort statt, wo es Halblebende gibt. Er ist Teil unserer Existenz.« In diesem Moment konnte Chip zum ersten Mal einen Ausdruck von Angst auf ihrem Gesicht erkennen. »Und wir müssen ihn auf unserer Seite ganz allein ausfechten. Wir, die Halblebenden, die von Jory gejagt werden. Sie müssen das nun übernehmen, Mr. Chip, wenn ich nicht mehr hier bin. Denken Sie, Sie können das tun? Natürlich, es wird nicht einfach sein. Jory wird Sie schwächen, wann immer er kann, er wird Ihnen Steine in den Weg legen, sodass es Ihnen vorkommt, als â¦Â« Sie zögerte kurz. »⦠als käme der Tod näher. Was auch der Fall sein wird. Weil man nämlich im Halbleben ständig an Kraft verliert. Jory beschleunigt das. Irgendwann spüren wir alle Schwäche und Kälte, aber normalerweise nicht so schnell.«
Chip dachte daran, was Jory mit Wendy gemacht hatte. Das wird mir Kraft geben. Das allein.
»Wir sind da«, sagte der Fahrer; der alte Dodge hielt quietschend an einer Apotheke.
»Ich komme nicht mit«, sagte Ella zu Chip, der die Tür öffnete und wacklig ausstieg. »Auf Wiedersehen. Vielen Dank dafür, dass Sie zu Glen gehalten haben. Und vielen Dank dafür, was Sie bald für ihn tun werden.« Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Backe. Ihre Lippen schienen ihm voller Leben zu sein und er spürte, dass irgendetwas auf ihn übergegangen war; er fühlte sich ein wenig kräftiger.
»Viel Glück mit Jory.« Sie lehnte sich, ihre Tasche auf den Knien, gelassen zurück.
Chip machte die Taxitür zu, stand einen Augenblick lang da und betrat dann mit unsicheren Schritten den Laden. Hinter ihm tuckerte das Taxi davon. Er hörte es, sah sich aber nicht mehr um.
Ein kahlköpfiger Apotheker, bekleidet mit schwarzer Weste, Fliege und sauber gebügelten Hosen aus einem synthetischem Material, kam auf ihn zu. »Tut mir leid, Sir, wir schlieÃen gerade«, sagte er.
»Aber ich bin doch noch hineingekommen«, erwiderte Chip. »Und nun will ich auch bedient werden.« Er zeigte dem Apotheker das Papier, das Ella ihm gegeben hatte. Der Apotheker kniff hinter seinen runden randlosen Brillengläsern die Augen zusammen, offenbar hatte er Mühe, die Schrift zu entziffern.
»UBIK? Ich fürchte, ich habe nichts mehr davon da. Ich sehe mal nach.« Er wandte sich um.
»Jory«, rief Chip plötzlich.
Der Apotheker hielt inne. »Sir?«
»Du bist Jory.« Ich kann ihn jetzt erkennen, dachte Chip. Ich erkenne ihn, wenn ich ihm begegne. »Du hast diese Apotheke erfunden, das alles hier drin â auÃer den UBIK-Dosen. Ãber UBIK hast du keine Macht. Es kommt von Ella.« Er zwang sich vorwärts zu gehen, Schritt für Schritt, bis hinter den Ladentisch, zu den Medikamenten. Dort suchte er nach UBIK, aber das Licht im Laden wurde immer schwächer, die Einrichtung verschwamm vor Chips Augen.
»Ich habe alle UBIK-Vorräte hier zurückverwandelt«, sagte der Apotheker nun mit Jorys hoher Stimme. »In das Leberund Nierenbalsam. Es ist jetzt nutzlos.«
»Dann gehe ich eben in den anderen Drugstore.« Chip stützte sich auf den Ladentisch und rang nach Luft.
»Der wird auch geschlossen sein.«
»Dann morgen. Bis morgen Vormittag halte ich noch durch.«
»Das glaube ich nicht. AuÃerdem wird das UBIK dort ebenfalls zurückverwandelt sein.«
»Dann in einer anderen Stadt.«
»Wohin Sie auch gehen â es ist alles zurückverwandelt. Entweder in Salbe oder in Puder oder in Balsam. Sie werden keine Spraydose mehr finden, Joe Chip.« Jory, als kahlköpfiger Apotheker getarnt, lächelte und zeigte dabei ein zelluloidartiges Gebiss.
»Ich kann â¦Â« Chip versuchte verzweifelt, sein bisschen Lebenskraft zusammenzuhalten, seinen steif gewordenen klammen Körper aus eigener Kraft zu wärmen. »⦠es wieder in die Gegenwart bringen, in das Jahr 1992.«
»Wirklich, Mr. Chip?« Der Apotheker reichte ihm ein blaues Glas. »Hier bitte. Ãffnen Sie es und Sie werden sehen â¦Â«
»Ich weiÃ, was ich sehen werde.« Chip konzentrierte sich darauf, auf das Leber- und Nierenbalsam. Verändere dich, beschwor er es. Er wandte alle Kraft auf, die ihm noch geblieben war. Aber
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