Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
Vom Netzwerk:
in einem geschlossenen Raum vor einer Leinwand mit Zeitlupenfilmen verbringt? Ich finde, Doktor, dass Sie hier alle nur Ihre Spielchen spielen. Sie stellen sich nicht der Realität. Keiner von Ihnen hier in Camp B-G. Sie sind ja so rechtschaffen. So arglos. Aber die Welt da draußen – die ist nicht so. Hier drin ist alles edelmütig und idealistisch, aber Sie machen sich etwas vor. Und deshalb machen Sie auch den Patienten etwas vor – entschuldigen Sie, dass ich das sage. Aber dieser Raum mit der Leinwand und den in Zeitlupe ablaufenden Filmen, das ist bezeichnend für Sie alle hier, für Ihr Verhalten.«
    Dr. Glaub hörte zu und nickte dabei mit gespannter Miene. »Uns wurden die erforderlichen Geräte versprochen«, sagte er, als Steiner fertig war. »Von Westinghouse, drüben auf der Erde. Die Verbindung mit anderen wird in der Gesellschaft hauptsächlich durch Laute hergestellt, und Westinghouse hat einen Audiorekorder für uns entwickelt, der die ans psychotische Individuum – zum Beispiel Ihren Sohn Manfred – gerichtete
Mitteilung auffängt und sie dann, sobald diese Mitteilung auf Eisenoxidband aufgezeichnet ist, für ihn gleich darauf mit langsamerer Geschwindigkeit wieder abspielt, sie danach selbsttätig löscht und die nächste Mitteilung aufzeichnet und so weiter, mit dem Ergebnis, dass nach seinem eigenen Zeitmaß ein ständiger Kontakt zur Außenwelt aufrechterhalten wird. Und später steht uns hier hoffentlich ein Videorekorder zur Verfügung, der ihn mit einer ständigen, aber eben verlangsamt ablaufenden Aufzeichnung des sichtbaren Bereichs der Realität versorgt, synchronisiert mit dem Audioteil. Zugegeben, er wird immer einen Schritt vom Kontakt mit der Realität entfernt sein, und die unmittelbare Berührung bleibt auch weiterhin ein Problem – aber ich kann Ihnen nicht zustimmen, wenn Sie meinen, das sei alles zu idealistisch, um von Nutzen sein zu können. Denken Sie an die weitverbreitete Therapie mit chemischen Präparaten, die vor noch gar nicht langer Zeit ausprobiert wurde. Stimulantien beschleunigten das innere Zeitgefühl des Psychotikers, sodass er die auf ihn einprasselnden Reize aufnehmen konnte, doch kaum ließ die Wirkung des Stimulans nach, nahm auch die Wahrnehmung des Psychotikers in dem Maß wieder ab, wie sein schadhafter Metabolismus wirksam wurde – verstehen Sie? Trotzdem haben wir viel daraus gelernt; wir haben gelernt, dass Psychosen eine chemische Grundlage haben, keine psychologische. Sechzig Jahre irriger Vorstellungen wurden mit einem einzigen Experiment, der Anwendung von Natriumamytal, hinweggefegt und …«
    Â»Träumereien«, unterbrach Steiner. »Sie werden nie mit meinem Sohn in Verbindung treten können.« Er wandte sich um und ließ Dr. Glaub stehen.
    Â 
    Von Camp B-G aus fuhr er mit dem Bus zu einem protzigen Restaurant, dem Red Fox, das immer im großen Stil bei ihm
einkaufte. Nachdem er seine Geschäfte mit dem Besitzer getätigt hatte, saß er noch eine Weile an der Bar und trank ein Bier.
    Wie Dr. Glaub drauflos geplappert hatte – das war genau die Art von Idiotie, die dazu geführt hatte, dass sie jetzt auf dem Mars waren. Auf einem Planeten, auf dem ein Glas Bier doppelt so viel kostete wie ein Schuss Scotch, weil es entsprechend mehr Wasser enthielt.
    Der Besitzer des Red Fox, ein kleiner, fülliger Glatzkopf mit Brille, setzte sich neben Steiner und sagte: »Weshalb schauen Sie so finster drein, Norb?«
    Steiner erwiderte: »Sie wollen Camp B-G schließen.«
    Â»Gut«, sagte der Besitzer des Red Fox. »Wir können diese Missgeburten hier auf dem Mars nicht brauchen – das ist schlecht fürs Image.«
    Â»Finde ich auch. Wenigstens zum Teil.«
    Â»Das ist genau dasselbe wie bei den Babys mit Seehundflossen damals in den Sechzigern, als sie dieses deutsche Medikament verwendeten. Die hätten sie alle ausmerzen sollen; es werden genug normalgesunde Babys geboren, warum sollte man die anderen verschonen? Wenn Sie ein Kind mit Extraarmen oder überhaupt keinen Armen hätten, irgendwie deformiert, dann würden Sie doch auch nicht wollen, dass es am Leben bleibt, oder?«
    Â»Nein«, sagte Steiner. Er sagte nicht, dass der Bruder seiner Frau drüben auf der Erde ein Phokomelus war; er war ohne Arme geboren und bediente sich erstklassiger künstlicher Gliedmaßen, die eine Firma in

Weitere Kostenlose Bücher