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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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erreichbar; seine Mom war oft den ganzen Tag weg und besuchte andere Damen, trank mit ihnen Kaffee und tauschte den neuesten Klatsch aus. Also, die verpassen was, dachte David bei sich. Er lief zum Fenster und schaute hinaus, um sicherzugehen, dass ihm auch nichts entging.
    Der Polizist und Mrs. Steiner waren jetzt wieder aufgetaucht, und beide gingen langsam zum Hubschrauber. Mrs. Steiner hielt sich ein großes Taschentuch vor das Gesicht, und der Polizist hatte den Arm um ihre Schultern gelegt, als wäre er ein Verwandter oder so. Fasziniert beobachtete David, wie die beiden in den Hubschrauber stiegen. Die Steiner-Mädchen standen in einer kleinen Gruppe zusammen und machten seltsame Gesichter. Der Polizist ging hinüber und sprach mit ihnen, dann kehrte er zum Hubschrauber zurück – und bemerkte David. Er winkte ihn zu sich heraus, und David gehorchte ängstlich; er verließ das Haus, blinzelte im Sonnenlicht und näherte sich Schritt für Schritt dem Polizisten mit dem glänzenden Helm und der Armbinde und der Waffe an der Hüfte.
    Â»Wie heißt du, mein Junge?«, fragte der Polizist mit einem Akzent.

    Â»David Bohlen.« Ihm zitterten die Knie.
    Â»Ist deine Mutter oder dein Vater zu Hause, David?«
    Â»Nein«, sagte er, »nur ich.«
    Â»Wenn deine Eltern zurückkommen, sag ihnen, sie sollen auf die Steiner-Mädchen aufpassen, bis Mrs. Steiner wieder da ist.« Der Polizist ließ den Motor des Hubschraubers an, und der Rotor begann sich zu drehen. »Tust du das, David? Hast du mich verstanden?«
    Â»Ja, Sir«, sagte David und bemerkte, dass der Polizist einen blauen Streifen trug, was bedeutete, dass er Schwede war. Der Junge kannte sämtliche Erkennungszeichen, die die verschiedenen UN-Einheiten benutzten. Er fragte sich, wie schnell der Polizeihubschrauber wohl fliegen mochte; allem Anschein nach war er speziell auf Tempo getrimmt, und er wünschte, er könnte darin mitfliegen: Er hatte jetzt keine Angst mehr vor dem Polizisten und hätte gern noch länger mit ihm gesprochen. Doch der Polizist brach auf; der Hubschrauber erhob sich vom Boden, und Wind und Sand wirbelte um David herum auf, sodass er sich abwenden und den Arm vors Gesicht halten musste.
    Die vier Steiner-Mädchen standen noch immer beisammen, und keines machte den Mund auf. Eines, das älteste, weinte; Tränen liefen ihm die Wangen hinunter, doch es gab keinen Laut von sich. Das kleinste, das erst drei war, lächelte David schüchtern an.
    Â»Wollt ihr mir bei meinem Damm helfen?«, rief David ihnen zu. »Ihr könnt rüberkommen; der Polizist hat mir gesagt, ihr dürft.«
    Nach einer Weile kam das jüngste Steiner-Mädchen auf ihn zu, und dann folgten die anderen.
    Â»Was hat euer Dad angestellt?«, fragte David das älteste Mädchen. Es war zwölf, älter als er. »Der Polizist hat gemeint, ihr könnt es ruhig sagen«, fügte er hinzu.

    Es kam keine Antwort; das Mädchen starrte ihn nur an. »Wenn du es mir sagst«, meinte David, »erzähle ich’s auch keinem weiter. Ich verspreche, dass ich es für mich behalte.«
    Â 
    Silvia Bohlen sonnte sich auf June Henessys umzäuntem, mit Wein überwachsenem Patio, trank Eistee und unterhielt sich schläfrig, als sie hörte, wie das Radio im Henessy-Haus die ersten Abendnachrichten brachte.
    June richtete sich auf und sagte: »Sag mal, ist das nicht der Mann, der neben euch wohnt?«
    Â»Sssch«, sagte Silvia und lauschte gespannt dem Nachrichtensprecher. Aber mehr kam nicht, nur die kurze Meldung: Norbert Steiner, Naturkosthändler, hatte auf einer Straße im Geschäftsviertel von Neu-Israel Selbstmord begangen, indem er sich vor einen Bus warf. Es war der Steiner, klare Sache; es war ihr Nachbar, sie wusste es sofort.
    Â»Wie entsetzlich.« June setzte sich ganz auf und band ihr gepunktetes Bikini-Oberteil fest. »Ich hab ihn nur ein paarmal gesehen, aber …«
    Â»Er war ein schrecklicher Kleingeist«, sagte Silvia. Ȇberrascht mich nicht, dass er das getan hat.« Und trotzdem war sie fassungslos. Sie konnte es nicht glauben. Sie stand auf und sagte: »Mit vier Kindern – er hat sie mit der Sorge um vier Kinder allein gelassen! Ist das nicht furchtbar? Was soll jetzt aus ihnen werden? Sie waren auch so schon völlig hilflos.«
    Â»Ich hab gehört, dass er Schwarzmarktgeschäfte getätigt hat. Wusstest du das?

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