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Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Titel: Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dick Philip K
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hatte, dass sie ganz gewöhnliche Schwachsinnige waren, zu ihren Eltern zurückgeschickt. Das Problem der Diagnose hatte die Ausleseprüfung natürlich erschwert. Und im Fall des Esterhazy-Jungen kam noch das körperliche Stigma hinzu …
    Kein Zweifel, entschied Dr. Glaub. Ich habe die Begründung gefunden: Ich kann das Esterhazy-Kind nach Hause zurückschicken. Die Public School konnte ihn problemlos unterrichten, auf sein Niveau herunterschalten. Lediglich physisch konnte man ihn als »abnorm« bezeichnen, und unsere hiesige Aufgabe besteht nicht darin, dass wir uns um Körperbehinderte kümmern.
    Aber welches Motiv habe ich?, fragte er sich.
    Möglicherweise tue ich es, um Arnie Kott heimzuzahlen, dass er mich so grausam behandelt hat.
    Nein, entschied er, das erscheint mir nicht sehr wahrscheinlich; ich bin psychologisch gesehen nicht der Typ, der auf Rache sinnt – das täte eher der anal-ausstoßende Typ
oder vielleicht der oral-beißende. Und er hatte sich schon vor langer Zeit als spätgenitalen Typ klassifiziert, der sich um reife Geschlechtsbeziehungen bemüht.
    Andererseits hatte ihn sein Streit mit Arnie Kott zugegebenermaßen veranlasst, im Vorgang des Esterhazy-Kindes herumzustöbern … es gab also einen geringfügigen, wenn auch begrenzten Kausalzusammenhang.
    Als er weiter im Vorgang las, machte ihn die seltsame Beziehung, die sich darin offenbarte, wieder ganz betroffen. Da setzten sie also noch Jahre, nachdem ihre Ehe beendet war, ein sexuelles Verhältnis fort. Wieso hatten sie sich eigentlich scheiden lassen? Vielleicht hatte es eine ernste Kraftprobe zwischen ihnen gegeben; Anne Esterhazy war eindeutig ein dominanter Frauentyp mit stark maskulinen Zügen, was Jung die »animusbesessene« Frau nannte. Um erfolgreich mit so einem Typ umzugehen, musste man die beherrschende Rolle spielen; man musste gleich zu Beginn die Autorität für sich beanspruchen und durfte sie nie mehr abgeben. Jeder Zweifel an der angestammten Position führte dazu, dass man schnell unterlag.
    Dr. Glaub legte den Vorgang beiseite und schlenderte dann den Flur zum Spielzimmer entlang. Er stöberte Mrs. Esterhazy auf; sie spielte mit ihrem Jungen Bohnentütenfangen. Er ging zu ihnen hinüber und stand beobachtend daneben, bis sie es merkte und aufhörte.
    Â»Hallo, Dr. Glaub«, sagte sie vergnügt.
    Â»Guten Tag, Mrs. Esterhazy. Ehm … wenn Sie mit dem Besuch fertig sind, kommen Sie dann bitte in mein Büro?«
    Es tat ihm wohl zu sehen, wie sich die sachkundige, selbstzufriedene Miene der Frau in plötzlicher Sorge verdüsterte. »Natürlich, Dr. Glaub.«
    Zwanzig Minuten später saß er ihr am Schreibtisch gegenüber.

    Â»Mrs. Esterhazy, als Ihr Junge damals ins Camp B-G kam, gab es gewisse Zweifel an der Natur seiner Probleme. Eine Zeit lang war man der Ansicht, dass es sich um eine Geistesstörung handelt, möglicherweise eine traumatische Neurose oder …«
    Die Frau unterbrach ihn entschieden. »Doktor, Sie wollen mir sagen, dass Sams einziges Problem seine begrenzte Lernfähigkeit ist und er deshalb nicht länger hier bleiben kann, ist es nicht so?«
    Â»Und das körperliche Problem.«
    Â»Aber das ist nicht Ihre Sorge.«
    Er machte eine Handbewegung, die zugleich Resignation und Einverständnis ausdrückte.
    Â»Wann muss ich ihn mit nach Hause nehmen?« Ihr Gesicht war weiß, und sie zitterte; ihre Hände griffen nach ihrer Handtasche, hielten sich daran fest.
    Â»Oh, in drei, vier Tagen. Einer Woche.«
    Mrs. Esterhazy biss sich in die Fingerknöchel und starrte blicklos auf den Teppich des Sprechzimmers hinunter. Zeit verstrich. Dann sagte sie mit bebender Stimme: »Doktor, wie Sie vielleicht wissen, habe ich mich seit einer Weile dafür eingesetzt, dass ein Gesetzentwurf, der gerade der UN vorliegt und wonach Camp B-G geschlossen werden soll, nicht durchgeht.« Ihre Stimme gewann an Kraft. »Wenn ich gezwungen werde, Sam zu mir zu nehmen, werde ich meine Unterstützung für Ihre Sache zurückziehen, und Sie können sicher sein, dass der Gesetzentwurf wirksam wird. Und ich werde Susan Haynes über die Gründe informieren, aus denen ich meine Unterstützung zurückziehe.«
    Ganz allmählich durchlief Dr. Glaub eine kalte Woge des Entsetzens. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    Â»Verstehen Sie, Doktor?«, sagte Mrs. Esterhazy.
    Es gelang ihm

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