Blade Runner Ubik Marsianischer Zeitsturz

Geröll.
    Dann war die Telefonistin wieder am Schirm. »Nein, Sir, Dr. Costa ist der Ansicht, dass Mr. Holdens Zustand vorläufig keinerlei Telefongespräche zulässt, und seien sie noch so dringend.«
    Â»Na gut«, sagte Rick und legte auf.
    Auch die Luft roch unangenehm. Also drehte er das Fenster wieder hoch.
    Dave scheint wirklich übel dran zu sein, überlegte er. Warum sie mich wohl nicht erwischt haben? Vielleicht, weil ich zu rasch gehandelt habe, sagte er sich. Alles an einem Tag, das konnten sie nicht erwarten. Harry Bryant hatte recht.
    Es war nun zu kalt im Wagen. Rick öffnete die Tür und stieg aus. Ein verderblicher, unerwarteter Wind drang durch
seine Kleider. Er rieb sich die Hände und setzte sich in Bewegung.
    Es wäre schön gewesen, Dave noch einmal zu sprechen, dachte Rick. Dave wäre mit dem, was ich getan habe, sicher einverstanden. Aber auch das andere hätte er begriffen, was vermutlich nicht einmal Mercer verstehen würde. Für Mercer ist alles einfach, weil er alles akzeptiert. Nichts befremdet ihn. Was ich getan habe, ist mir jedoch zuwider. Alles um mich herum ist unnatürlich geworden. Ich selbst bin ein unnatürliches Wesen.
    Er ging weiter den Hügel hinauf, und mit jedem Schritt nahm das Gewicht zu, das auf seinen Schultern lag. Zu müde zum Klettern, dachte er. Er blieb stehen, wischte sich den beißenden Schweiß aus den Augen, salzige Tränen traten aus seiner Haut, aus seinem gesamten schmerzenden Körper. Dann wurde er zornig über sich selbst und spuckte aus – spuckte auf den kahlen Boden mit Wut und Selbstverachtung und mit tiefstem Hass. Wieder quälte er sich Schritt um Schritt den Hang hinauf, über einsames, unbekanntes Gelände, abseits von allem Leben. Außer ihm lebte dort nichts und niemand.
    Die Hitze. Es war nun heiß geworden. Anscheinend war viel Zeit verstrichen, und er verspürte Hunger. Er wusste kaum noch, wann er zuletzt etwas gegessen hatte. Hunger und Hitze setzten ihm zu. Er hatte den schalen Geschmack der Niederlage auf der Zunge.
    Ja, so ist das wirklich, dachte er. So seltsam das auch klingt, für mich ist das eine Niederlage. Weil ich die Androiden getötet habe? Weil Rachael meine Ziege umgebrachte hat? Er merkte es nicht, aber während er mühsam weiterstolperte, wurden seine Gedanken immer verschwommener und alles fast halluzinatorisch. Einmal fand er sich plötzlich nur einen Schritt neben einem tödlichen Abgrund und wusste nicht,
wie er da hingeraten war. Ich hätte hilflos abstürzen können, dachte er, immer tiefer und tiefer, und niemandem wäre es auch nur aufgefallen. Es gab hier keinen, der sein oder sonst jemandes Verderben bemerkt hätte, und jede mutige oder stolze Tat wäre umsonst. Die toten Steine, die staubbedeckten Gräser, die austrockneten und abstarben, nahmen nichts wahr, konnten sich an nichts erinnern, weder an ihn noch an sich selbst.
    In diesem Augenblick traf ihn der erste Stein in der Leistengegend – und er bestand nicht aus Gummi oder weichem Schaumstoff. Der Schmerz, die klare Erkenntnis absoluter Isolation und Qual, überfiel ihn mit nackter, brutaler Gewalt.
    Er stand still. Dann, angespornt von einem unerfindlichen, unwiderstehlichen Antrieb, setzte er seinen Aufstieg fort. Ich rolle nach oben, dachte er, wie die Steine. Ich tue, was die Steine tun, ohne Willenskraft. Ohne jeglichen Sinn.
    Â»Mercer«, sagte er keuchend, blieb stehen und stand still. Vor ihm erkannte er eine schattenhafte Gestalt. »Wilbur Mercer, bist du das?« Mein Gott, es ist nur mein Schatten, merkte er. Ich muss weg von hier, den Berg hinunter.
    Er stolperte zurück. Einmal fiel er hin. Wolken und Staub verhüllten seine Sicht, und er rannte vor dem Staub davon. Er lief noch schneller, rutschte und stolperte über die losen Steine. Vor sich sah er den geparkten Wagen. Ich bin wieder unten, sagte er sich. Ich bin dem Berg entronnen.
    Er riss die Wagentür auf und zwängte sich hinein. Wer hat den Stein auf mich geworfen?, fragte er sich. Niemand. Aber warum spüre ich ihn dann? Ich habe das schon einmal mitgemacht, bei der Vereinigung, während ich meine Einswerdungsbox benutzte, wie jeder andere es auch tut. Das hier ist nichts Neues. Und doch war es das. Denn, dachte er, ich hab es alleine gemacht.

    Zitternd zog er eine neue Dose Schnupftabak aus dem Handschuhfach, riss den Klebestreifen weg und nahm eine kräftige