Blätter treiben im Wind (German Edition)
sagte das mit der Überzeugung, die Lanzen brechen konnte.
»Und nun ist sie von mir gegangen. Gott hat sie zu sich genommen. Kein Schmerz, kein Leid wird ihr nun mehr widerfahren. Sie schlief vor zwei Jahren einfach ein und erwachte nicht mehr.«
Tom war auch den Tränen nahe. Cooper hatte lange keinem mehr die Geschichte seines Lebens erzählt.
Beide saßen noch lange auf der Veranda und sprachen über vieles was die Liebe, das Farmerleben und Vermont anging.
»Es wird Zeit aufzubrechen, Coop. Ich muss einer gewissen Donna noch einen Brief schreiben.«
Es war das erste Mal seit langem, dass bei Cooper wieder ein leichtes Lachen zu erkennen war.
»Danke, für diesen für mich unvergesslichen Tag, Coop. Tief drin in meinem Herz ist für dich eine Kammer, in der ich alles verberge, was du mir heute erzählt hast.«
Zum Schluss umarmten sie sich.
Tom lag in Shorts auf seinem weißen Himmelbett. Seine zwei britischen Katzen – J. F. K. und Nixon, umrahmten ihn beispiellos. Sie drückten sich, die eine links, die andere rechts, fest an seinen Oberkörper und wärmten ihn. Ihr Fell war weicher als Watte. Er lag auf dem Bauch. Vor ihm sein geschnitztes Holzbrett. Es war die Zeit gekommen, mit Donna zu sprechen .
Liebe Donna!
Jetzt bin ich dran zu „sagen“: Was soll ich Dir nur auf Deinen Brief antworten?
Bevor ich auf viele andere Dinge in Deinem Brief eingehe, komme ich zuerst zu dem Thema, das Dir am meisten am Herzen liegt. Zu Deiner Tochter Julia.
Als ich die ersten Worte des Satzes las: „Vielleicht verliere ich Dich jetzt ...“, wusste ich, was nun auf mich zukommt. Irgendwie hatte ich schon eine Ahnung, frage mich aber bitte nicht wieso.
Die unsichtbare Verbindung zwischen uns ...
Zu Deiner kleinen Tochter. Natürlich, wie Du Dir sicherlich vorstellen kannst, war ich die ersten Sekunden etwas benommen, im Gedanken, aber das ist für mich KEIN PROBLEM. Warum auch. Wenn, dann mag ich Dich und ALLES was zu Dir gehört. Und Deine Tochter ist ein Teil von Dir. Natürlich kann ich nicht Zeilen sprechen lassen, welches Band sich, vielleicht, auch zwischen Deiner Tochter und mir entwickeln wird. Es könnte ja auch sein, dass ich ihr nicht sympathisch bin. Ist fast unvorstellbar (wenn sie nur ein wenig von ihrer einzigartigen Mutter hat!), da ich Kinder sehr gerne habe. Ich selbst sehe die Welt oft auch mit anderen Augen. Mit Kinderaugen.
Wir drei würden sicher oft etwas Gemeinsames unternehmen, vorausgesetzt Julia will das auch. Sie hat dabei natürlich – wohl - das letzte Wort. Kinder sind die großen Redner unter uns. Frauen, auch wenn sie noch etwas kleiner sind, können ja bereits sehr viel Durchsetzungsvermögen haben und einen eigenwilligen Charme entwickeln. Abwarten, wie ich auf Deine Tochter anspreche. Die Zeit wird’s bringen.
Du schreibst: „Bis jetzt war es noch nie ein Problem ...“. Wie meinst Du das? Hast Du schon so viele unglückliche Beziehungen hinter Dir, seit Julias Geburt?
Nun wieder zu uns zwei. Mein Puls erhöht sich bei Deinen zauberhaften Worten, die Du mit einem spitzen Pfeil direkt in mein Herz und meine Gedanken geschossen hast.
Du treibst in meinem Kopf umher, wie die Wolken am Himmel.
Was steht uns beiden – dreien – wohl noch alles bevor? Ich kann es einfach nicht glauben, wie Du, und was Du schreibst. Ich dachte, Dein Brief wurde von meiner Hand verfasst. Unmöglich, sagte ich mir immer wieder. Doch nach dem dritten durchlesen musste ich es einfach glauben. Du bist es! Der Teil „unserer“ gemeinsamen Substanz. Die Theorie von Freud hat mich sehr beeindruckt. Was bist Du nur für ein Wesen, das solch Gedanken umtreibt? Ich dachte wirklich, Dich gibt es nicht auf dieser Welt. Du bist ich. Ich bin Du. Wie soll man es nur ausdrücken? Mir ist heiß, mir ist kalt, wenn Deine Worte in meinen Gedankengängen ein Beben auslösen.
„Zwei Menschen mit großem Lebenshunger ...“, schreibst Du.
Was machst Du mit mir? Du schaffst es, mit geschriebenen Wörtern auf ein simples weißes Papier, meinen Verstand außer Kraft zu setzen. Wie machst Du das?
Was ich schön finde, sind unsere gleichen Ansichten über das Leben in einer Beziehung. Das Ich muss bewahrt werden, um auch nach zehn, zwanzig oder dreißig Jahren Beziehung so glücklich zu sein wie am ersten Tag. Fast alle behaupten, so etwas gibt es nicht. Ich bin da ganz anderer Ansicht.
Wie Du schreibst, die Fehler und
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