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Blätter treiben im Wind (German Edition)

Blätter treiben im Wind (German Edition)

Titel: Blätter treiben im Wind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Dengler
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größter und ihr einziger Erfolg, der in den Vereinigten Staaten wahrgenommen wurde, aber nur, weil sie es so wollte.
    Donna hatte das Talent und das Aussehen, ganz groß herauszukommen. Die Manager standen Schlange. Sie musste nicht weiter für ein paar lumpige Dollars arbeiten und ihren zehn Jahre alten Toyota weiterfahren. Sie konnte ihre kleine Wohnung in der Ivy Street eintauschen gegen ein großes, luxuriöses Apartment am Park Drive. Die Welt stand ihr offen. Doch dann kam Julia.

Kapitel 2
     
     
    10 Jahre später
     
    Sie hatte es ihr schon lange versprochen. Der Flug war zwar nicht billig, aber für ihre Tochter Julia würde sie ihr Leben geben.
    Sie war der Mittelpunkt in ihrem Leben. Sie war die Blume, die das ganze Jahr über blühte. In jeder Minute, in der sie nicht da war, fragte sie sich, was sie gerade tat. Hoffentlich passierte ihr nichts. Sie könnte es sich nie verzeihen.
    Sie überholten zu meist Wohnmobile mit Familienvätern und Männern über sechzig am Steuer. In den Wintermonaten würde man sie Snowbirds nennen, weil sie der Kälte des Nordens entflohen. Jetzt, am Wochenende vor Labor Day, war es nur die Anhäufung von Urlaubern. Sie wollten die Tage ihren Liebsten gönnen, und in die Welt der monumentalen Magie, Hexerei und unglaublichen Erscheinungen eintauchen.
    Sie hatten sich einen Honda gemietet und starteten von Las Vegas aus. Donna war nicht glücklich über die anstrengende Fahrt, doch entschädigten sie die Zwischenstopps am Lake Mead und den vielen Plateaus. Sie sahen, wie aus Hitze, Kälte, Wind und Wasser, die die Baumeister dieser charakterreichen und weitläufigen Landschaft waren, zwischen tief eingeschnittenen Flusskehren eine prächtige und mit dem Namen der Unvergänglichkeit getauften Felswildnis aufragen.
    Wenn Donna nicht Joshua im Copley Plaza kennen gelernt hätte, dann hätten sie zu Hause in Boston bleiben können. Joshua war ein weit entfernter Verwandter eines noch lebenden Havasupai-Indianers. Er hatte es ihnen ermöglicht, dass sie an diesem Wochenende Maultiere und Pferde zur Verfügung gestellt bekamen, damit sie den Kraft raubenden Ritt in den Havasu Canyon antreten konnten. Vor einem Feiertag war das Gebiet um den Grand Canyon ausgebucht. Wenn man eine Wanderung mit Führer und Maultier durch die Steinwüsten unternehmen wollte, dann waren Planungen von mindestens einem halben Jahr nötig, um diese in die Tat umzusetzen.
    Joshua sah Julia in die Augen ... und da war es um ihn geschehen. Er machte einige Anrufe, und tatsächlich sollte seine Nachricht bis in das Tal des Havasu Canyon gelangt sein. Dort, wo das Leben noch von jahrhundertealten, überlieferten Traditionen bestimmt wurde.
    Julia sah sich immer die bunten und mit vielen Fotos bestückten Bildbände vom Grand Canyon an, die ihr Donna gekauft hatte. Sie wollte dort unbedingt hin und auf den großen Felsen stehen, wie sie die Plateaus nannte – und noch an einen anderen Ort. Nach einem vollen Tagesritt und Temperaturen von bis zu 40 Grad, dem Passieren von gefährlichen Abhängen, langen und steilen Pfaden und dem kurzen Dank im Dorf der Havasupai-Indianer hatten sie es geschafft. Vor ihren Augen zeigte sich schier Unglaubliches. Es hatte sich angedeutet, doch wirklich wahr haben konnten sie es erst jetzt. Bilder in Büchern hatten sie sich angesehen, ja, aber dass zwischen der spröden Kalksteinwüste solch ein Paradies auf sie warten würde, das wurde erst jetzt Wirklichkeit.
    Vorbei der Staub, unterbrochen die Weite, gestohlen das Herz des Canyons. Sie waren angekommen in einer Oase der Stille und der Ausgeglichenheit, die durch das Rauschen des Wassers friedlich untermalt wurde. Inmitten der roten Felswände, am Havasu Creek, reichte ein Naturidyll dem nächsten die Hand. Nicht nur der Duft des frischen Grases, das leuchtete, wie als ob Sterne am Himmel auch am Tag hell ihren Schein in dieses Tal schickten, sondern auch der Anblick der Pappeln, Ahorn- und Obstbäume und die in kurioser Schönheit gewachsenen Büsche besänftigten die Seele und erfreuten das Herz.
    Sie machten Halt, im Land des blaugrünen Wassers . In unmittelbarer Nähe des kristallklaren Baches tummelten sich Kormorane, Eisvögel, Kolibris und zahlreiche andere Vogelarten.
    Donna bestand darauf, die nächsten dreißig Stunden mit Julia alleine zu verbringen. Der Führer ritt murrend weiter ins Indianerdorf Supai, in dem er übernachten, und sie morgen wieder abholen würde. Er mochte es nicht, wenn Urlauber allein ihre

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