Blanche - Die Versuchung
es nicht gutgeheißen hätte, dass sie innerhalb kürzester Zeit seine Regeln über Bord warf, und das Gelernte mit Füßen trat. Dass sie Vertrauen zu jemande m fasste und sich auf Beziehungen einließ. Auf Freundschaften. Auch wenn sie es nie offen zugeben würde, gefiel en einem Teil von ihr Nellas Banalitäten, mit denen sie sie regelmäßig vollplapperte. Sie gab ihr das Gefühl von Normalität in einem Leben, in dem nichts war, wie es zu sein schien.
Noch vor sechs Wochen hatte sie gewusst, dass Wayne unverwundbar war. Vor einem Monat hatte sie gewusst, dass so etwas wie eine Seele nicht exi s tierte. Und vor drei Wochen hatte sie gewusst, dass Dämonen nichts weiter als mittelalterlicher Aberglaube war en . So viel zu den Varianten ihrer Real i tät.
Das E inzige, w as sie zur z eit mit Sicherheit sagen konnte , war, dass sie e i nen Scheiß wusste. Aber ihr war auch klar, dass Wayne sein Leben für sie gegeben hatte, um ihr eine Chance zu bieten. Sie hatte das Gefühl , ihn zu verraten, wenn sie ihre eigenen Regeln aufstellte und nach ihnen lebte. And e rerseits – Wayne war nicht hier. Sie konnte ihn nicht mehr fragen , welches Leben er sich für sie gewünscht hätte.
Fakt war, dass er eine Mörderkohle zur Seite gelegt hatte, damit sie sich um so etwas wie Geld keine Gedanken machen musste. Doch was nützte ihr der Zaster, wenn sie keine Ruhe fand?
Und da kam Beliar ins Spiel. Er vermittelte ihr ein Gefühl von Sicherheit, so sehr, dass sie sich in seiner Nähe erstmals entspannen konnte. Zum Te u fel, es reichte schon , wenn sie seine Stimme hörte.
Umgekehrt wusste sie, dass er ebenso empfand. Sie war der Schlüssel zu einem Frieden, von dem er seit Urzeiten nicht mehr gekostet hatte. Wenn sie bei ihm war, erinnerte er sich an eine Zeit, als er noch kein Diener Saetans war, und das gab ihm Hoffnung auf die Zukunft, die er sich ohne sie nicht mehr vorstellen konnte – noch wollte. Es war, als würden sie erst zusammen ein Ganzes ergeben.
Ergab das irgendeinen Sinn?
„Blanche.“
Sein Flüstern ließ sie aus ihrem Gedanken-Wirrwa r r hochschrecken. Bei allen Höllenhunden, wie war er unbemerkt so nah an sie herangekommen? Ihr Dämon stand mit bebenden Nasenflügeln vor ihr und sah aus, als hätte er Stacheldraht gegessen. Sein Kiefer mahlte, während in den schiefergrauen Augen ein unheilvoller Sturm aufzog. Die zahllosen Narben, die sein Gesicht durchzogen, schienen von innen heraus zu glühen. Sie brauchte keinen E x perten, der bestätigte, dass ihr Lover Schwierigkeiten hatte, sich zu kontro l lieren. Etwas musste geschehen sein, das diese Kreatur in ihm wachgerufen hatte – die Bestie, die er jahrhundertelang gewesen war, und die in seinen schlimmsten Augenblicken aus ihm herausbrach. Blanche hatte diese Wan d lung bisher nur ein M al erlebt, als die drei Großfürsten ihn angegriffen ha t ten, während sie von Zoeys Männern überwältigt wurde. Jetzt lag der G le i che mörderische Ausdruck in seinen Augen.
Das sah nicht gut aus. Gar nicht gut.
Als er sich zu ihr herabbeugte , traten daumendicke Muskelstränge an se i nem Hals hervor, während er langsam ihren Geruch einsog. Dabei stützte er beide Hände links und rechts neben ihrem Kopf an der Tür ab, um zu ve r hindern, dass sie zur Seite auswich. Als er die Arme anwinkelte , machten die Ärmel des hautengen Mantels den Eindruck, als würden sie jeden Auge n blick unter der Anspannung seines Bi- und Trizeps platzen. Das schwarze Haar wehte in einer Brise, die direkt aus der Unterwelt zu kommen schien. Es sah so wild aus wie der Mann vor ihr, der in diesem Moment buchstäblich wie der Her r scher der sieben Höllen wirkte.
Manchmal dachte sie, dass sie den Geschmack von Angst vergessen hätte, doch in Momenten wie diesen wurde sie eines Besseren belehrt. Bei seinem Anblick setzte ihr Herz einen Schlag aus, der sich kurz darauf verdoppelte. Hatte sie wirklich noch vor einer Minute gedacht, wie friedlich Beliar in ihrer Nähe war?
Sein Gesicht kam näher, bis die römische Nase ihren Hals berührte. Er öffnete ihre Jacke und zog sie ihr mit einer flie ß enden Bewegung von den Schultern. Jetzt knurrte er und strahlte eine Bedrohung aus, die wie ein Fu n kenregen auf s ie niederprasselte. Obwohl er wütend war, sah er verdammt heiß aus, dachte sie, dann traf sie die Erkenntnis. Sowohl Ramirez’ als auch Marcels Schwei ß klebte an ihrem Rolli , und Beliar konnte sie an ihr wi t tern.
Ach. Du. Scheiße.
„Ähm …“, begann sie
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