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Blanche - Die Versuchung

Blanche - Die Versuchung

Titel: Blanche - Die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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Blanche. Sie verfügte auch sonst über keinerlei Talent, außer vielleicht im Vortäuschen von Orga s men. Nicht, dass sie das bei Enzo brauchte. Er nahm Rücksicht auf sie und dachte nicht nur an sich. Die wenigen Ausnahmen konnte sie an einer Hand abzä h len. Erst gestern hatten sie eine spektakuläre Liebesnacht verbracht, die sie nicht so schnell vergessen würde. Bei dem Gedanken daran stahl sich ein Lächeln in ihre Züge. Sie hielt mit dem Ohrenkraulen inne, was Brutus nicht gefiel. Er stu p ste sie mit der feuchten Nase an, und sie beugte sich zu ihm , um ihm einen Kuss zwischen die Augen zu geben.
    „Nicht wahr , mein Schöner, du magst Blanche auch, oder?“ Zur Antwort gab er ein Knurren von sich, was hieß, dass er ein kluges Kerlchen war. Ihre Freundin machte ihm Angst und das gefiel ihm nicht. Abermals lächelte sie, dann traf sich ihr Blick mit Ramirez’ im Rückspiegel. Der Kubaner schüttelte den Kopf.
    „Kein Mensch mag Blanche“, sagte er tadelnd. „Man respektiert sie oder hasst sie.“
    „Oder fürchtet sie“, ergänzte Nella.
    „Das fällt in die letzte Kategorie.“
    „Und was ist mit dir?“
    Als Antwort hob er die Schultern und richtete den Blick wieder auf die Straße. Sie streichelte Brutus ’ Hals, bis er ein seliges Jaulen von sich gab.
    Blanche hatte sich verändert, auch wenn sie es nie zugeben würde. Nella wusste es besser. Die knallharte Auftragsmörderin wurde weich, genau wie ihr Bullterrier. Und Blanche mochte sie, das konnte sie spüren. Erstaunlich, welche Wege das Leben einschlug. Noch vor ein paar Wochen hätte sie ke i nen Pfifferling um Waynes Prot e gé gegeben, und heute suchte sie Spielw a renläden nach Puzzles für sie ab, damit Blanche einen Weg fand , sich zu entspannen.
    Aber sie würde es noch lernen. Genau wie Brutus, der ihr einen Schmachtblick zuwarf.

7
     
     
    A
    ls Blanche aus der schweren Holztür auf die Straße trat, musste sie sich erst mal orientieren. Sie befand sich in der Rue d ’A ndigné Nummer f ün f zehn, in unmittelbarer Nähe der Jadins du Ranelagh. Sie trat auf die Straße und nahm den Weg zur Chaussée de la Muette. In dem gleichnamigen Bistro gegenüber des Reisebüros Don a tello hatte sie mit Wayne ihren vierzehnten Geburtstag – und ihren ersten Abschuss gefeiert. Gleich daneben befand sich die Metrostation. Dort stieg sie in die Linie neun Richtung Montreuil und wechselte bei Roosevelt in die Linie eins. Zwei Stationen später stieg sie aus. Vom Place de la Concorde waren es keine zehn Minuten zum Ritz.
    Es war ein se l t s ames Gefühl , die Suite zu betreten. Fast , wie nach Hause kommen.
    Was für ein absurder Gedanke. Sie besaß kein Zuhause. Das hier war bloß eine der gesichtslosen Unterkünfte, in denen sie seit frühster Kindheit g e wohnt hatte. Dass dies eine Luxusherberge war, änderte nichts. Dieser Schuppen war ihr genauso fremd wie jeder andere der französischen Metr o pole. Was ihn für sie zu etwas Besonderem machte, war die Tatsache, dass Beliar dort auf sie wartete. Ein stechender Schmerz breitete sich in ihrer Brust aus. Was empfand sie wirklich für ihn? Obwohl sie wusste, dass sie nun verbot e nes Terrain betrat, hielt sie an der Frage fest. Möglicherweise wurde ihr durch Marcels Anwesenheit mehr und mehr bewusst, dass sie durchaus zu tieferen Gefü h len fähig war. Dass sie sich insgeheim nach ihnen sehnte. Nach Gefühlen, die nicht auf Wut basierten, um präzise zu sein.
    Innerlich schüttelte s ie den Kopf. Wenn Wayne sie so sehen könnte. Jahr e lang hatte er versucht , ihr das Fühlen abzutrainieren, bis sie Schmerzen für etwas Normales hielt. Damit sie stärker und zäher war als ihre Gegner. D a mit sie überleben konnte in einer Welt, in der Dämonen auf Seelenfang gi n gen.
    Eine andere Frage schob sich in ihr Bewusstsein. Ob Wayne sie auch dann ausgebildet hätte, wenn ihm klar gewesen wäre, was sie war? Die Brut des infernalen Anti-Christus, eines Typen, der sich Schwarzer Gott nannte.
    Doch Wayne fürchtete die Dämonen nicht. Wahrscheinlich hatte er sie nicht einmal als Feinde betrachtet. Sein Hass galt den Männern, die seine Frau und Kind missbraucht und ermordet hatten. Der Mafia. Dennoch hatte er mit Enzo Geschäfte gemacht, weil sich lediglich der russische Teil der Unterwelt seine Familie geschnappt hatte. Als ob Enzo keine Leben zerst ö ren würde, dachte sie bitter und schloss die Tür hinter sich.
    Warum sie gerade jetzt an Wayne dachte , wusste sie nicht. Vielleicht, weil er

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