Blanche - Die Versuchung
heiser. „Es ist nicht so, wie es, äh, riecht.“
„Wie ist es dann?“
Sie räusperte sich oder versuchte es zumindest. „Die z wei haben, äh, tra i niert, und Ramirez ist ein alter Freund von mir . Wir, ähm, haben uns länger nicht gesehen und …“ Plötzlich stieg Ärger in ihr auf. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal in die Lage gebracht worden war , sich zu rechtfertigen. Und sie hatte nicht vor, hier und jetzt damit anzufangen.
Leise fluchend boxte sie gegen seinen Arm, um sich zu befreien, was sich als Fehler herausstellte. Vermutlich hatte sie sich gerade ein oder zwei Fi n gerknöchel gebrochen. Jetzt war sie diejenige, die ihre Zähne zusammenbiss, während Beliar bei dem Schlag nicht mal mit der Wimper gezuckt hatte.
So hatte sie sich ihr Wiedersehen nicht vorgestellt.
Wenn es überhaupt möglich war, sah ihr Dämon jetzt noch gefährlicher aus. Seine Narben traten stärker hervor, glühten dunkler, passend zu seinem Gesichtsausdruck, der rohe Grausamkeit ausstrahlte. Auf einmal wirkte er gar nicht mehr sexy. Wenn er mit ihr zusammen war, verhielt er sich mei s tens zivilisiert. Doch diesen Gesichtsausdruck sollte sie sich gut einprägen, um niemals zu vergessen, dass er im Grunde ein Raubtier war, das vorgab , domestiziert zu sein, um unter den Schafen weniger aufzufallen.
Blanche drückte mit beiden Händen gegen seine Brust, aber er war gebaut wie eine Kriegsmaschine. Sein Körper befand sich im Kampfmodus und war hart wie Beton, da würde sie selbst mit einem Rammbock nichts ausrichten. Sie schluckte, als sie spürte, dass noch etwas anderes an ihm hart war.
Ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte er sie von ihren dive r sen Half t ern befreit. Einen Wimpernschlag später verwandelte sich der N a gel seines Zeigefinger s in eine Kralle , mit der er ihr en Rollkragenpu l lover vom Hals bis zum Saum aufschlitzte. Insgeheim bewunderte sie seine Fei n mot o rik, denn ihre Haut hatte nicht den kleinsten Kratzer abbekommen. Er riss ihr den Stoff vom Leib, warf ihn in die Luft, wo er ihn mit einem Finge r schnippen verbrennen ließ. Wie es aussah , mochte er den Geruch wirklich nicht, denn alles, was von dem Pulli übrig blieb, waren graue Asch e flocken, die sanft wie Schnee zu Boden rieselten.
Fluchend schnappte sie sich das letzte verbliebene Uzi Combat Messer aus dem Hosenbund ihrer Cargo und presste es gegen seinen Hals. Töten konnte sie ihn nicht, aber das hatte sie auch nicht vor. Doch selbst ein Erzdämon war nicht unverwundbar. Zumindest hoffte sie das.
Zum ersten Mal bemerkte sie die kühle Brise, die aufgekommen war, seit die Wut sie gepackt hatte. Wo kam die her, stand irgendwo ein Fenster o f fen?
Während sie noch an einer Formulierung arbeitete, die bedrohlich und gleichzeitig cool wirken sollte, trat Beliar dichter an sie heran, als wäre das Messer Teil eines Plastikbestecks. Er stützte seine Unterarme an der Tür hinter ihr ab und fuhr mit seinen Lippen über ihre nackte Haut. Blanche schloss die Augen und hielt die Luft an.
Seine Nase strich über ihr Dekolleté, glitt tiefer über die sanften Hügel i h rer Brust. Sie spürte seinen heißen Atem am Saum ihres BHs und ließ das Messer fallen. Als sein Kopf wieder auf Augenhöhe erschien, sah er so ate m los aus, wie sie sich fühlte.
„Der einzige Grund“, flüsterte er heiser, „warum ich die beiden am Leben lasse, ist die Tatsache, dass ich ihren Geruch nicht auf deiner Haut ausm a chen kann.“
Blanche erstarrte, als er im nächsten Moment seinen Mund auf ihre Lippen presste. Er biss hinein, bis sie ihr eigenes Blut schmeckte, saugte an ihrer Unterlippe und bahnte sich gewaltsam einen Weg in ihren Mund. Aus der Brise wurde ein kräftiger Wind, der durch den Eingangsbereich fegte und sie beide wie ein Mini-Tornado einschloss.
Als N ächstes spürte sie, wie Beliars Mantel verschwand, der mit seinem Körper verschmolz, bis er nackt war, wie Gott ihn erschaffen hatte. Oder Saetan. Oder wer auch immer. In jedem Fall hatte derjenige ganze Arbeit geleistet, denn ihr Dämon sah wie die fleischgewordene F antasie einer Ny m phomanin aus. Zugegeben, als sie ihn das erste Mal ohne einen Faden am Leib gesehen hatte, waren die zahllosen Narben, die jeden Zentimeter seines Körpers bedeckten, irritierend gewesen. Doch sie hatte sich schnell an den Anblick gewöhnt, und nun waren sie ein Teil von ihm, passten zu seinem kantigen Wesen, denn an ihm gab es nichts G lattes. Nun ja, fast
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