Blanche - Die Versuchung
nichts.
Als er die Erregung in ihren Augen las, machte er kurzen Prozess und b e freite sie von ihren restlichen Klamotten. Ihre Hose riss er kurzerhand in zwei Teile – verfluchter Mist, nicht schon wieder! Diese Nummer hatte er bereits bei einem halben Dutzend Cargos abgezogen. Vielleicht sollte sie über ein Abo bei diesem Armeeshop nachdenken.
Doch denken war das Letzte, das ihr in diesem Augenblick in den Sinn kam. Als sich ihre nackten Körper berührten , stieg ein überwältigender Hu n ger in ihr auf, der jede andere Regung zurückdrängte, bis sie sich stöhnend an ihn presste und seinen brutalen Kuss gierig erwiderte.
Vielleicht bin ich ja auch bloß ein Tier, das vorgibt , zahm zu sein, dachte sie, als Beliar hart in sie hineinstieß und ihr ein lustvoller Schrei entwich. Normalerweise war dies der Moment, in dem er kurz innehielt, um sich lan g sam vorzutasten und einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Doch den zärtlichen Liebhaber hatte er heute anscheinend bei der Landung auf dem Dach gelassen. Der Dämon in ihm war entfesselt und er hatte Probleme , ihn zu bändigen.
Entfesselt war auch etwas anderes, denn ein orkanartiger Sturm tobte durch die Suite. Er leerte Tische, spielte mit den Sofakissen , bis sie rissen , und sich ihr Inhalt in Form weicher Daunenfedern wie Schneeflocken in den Wirbelsturm mischten. Während um sie herum Chaos ausbrach, genoss Blanche Beliars rücksichtslose Wildheit. Sie half ihr , loszulassen. Ihre Regeln. Die Ängste. Den Kopf. Sie hätte ohnehin keine Chance gegen ihn, warum sich nicht ergeben? Das war etwas, das sie niemals zulassen konnte, bei ni e mandem. Was es umso erotischer machte, denn bis zu einem gewissen Grad vertraute sie Beliar. In jedem Fall kannte er ihre Grenzen besser als sie selbst und würde niemals etwas tun, das sie ernsthaft verletzten könnte. Dennoch – wie sicher konnte sie sich bei einem Dämon wirklich sein? Sie war schon einmal Zeugin gewesen, wie er die Kontrolle verloren hatte. Nicht beim Sex, sondern im Kampf gegen Zoeys Männer, die sie in ein Lagerhaus ve r schleppt hatten. Das war keine drei Wochen her. Er hatte wie ein Be r serker unter den Russen gewütet und ein Massaker angerichtet.
Dass sie ausgerechnet in diesem Moment daran dachte, hätte ihr Verlangen wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen müssen. Doch gerade dieser Ne r venkitzel steigerte ihre Lust bis ins Unerträgliche. Um ihm zu signalisieren, dass er ihr nicht wehtat , wickelte sie die Beine um seine Taille und schlang ihm beide Arme um den Hals. Die Botschaft kam an. Er trug sie ins Es s zimmer, legte sie auf den leer gefegten Tisch, und bohrte sich mit roher G e walt in sie hinein. Blanche stieß einen S chrei aus, der in ein lustvolles Stö h nen überging, als er mit jedem Stoß tiefer in sie eindrang, bis sie glaubte, zu zerbersten. Dieses Gefühl nahm von ihr Besitz und war möglicherweise der Grund dafür, dass sie sich in diesem Augenblick vollständig fühlte. Eins, mit sich und ihrer Umgebung. Im Moment war ihr Innerstes so sehr mit dem Außen im Einklang, dass beides – vielleicht zum ersten Mal überhaupt – einander entsprach.
Das hier war sie, Blanche, die Zerrissene.
Schmerz und Hass waren die Komponenten, die sie zusammenhielten. Fi e len sie weg, bestand die Gefahr, dass sie auseinanderbrach.
Denn etwas in ihr war kaputt und musste ständig gekittet werden, ein Vo r gang, der ihr permanent Energien absaugte. Doch nun konnte sie das, wofür sie keine Worte fand, erstmals greifen, denn hier und jetzt ließ sie los.
Im Heim hatte man jahrelang daran gearbeitet , sie nach allen Regeln der Kunst zu brechen, und die Verluste, die später folgten, vergrößerten die Risse in ihrem Leben. Beliars geballte Kraft in sich zu fühlen, war wie ein Heilmittel gegen einen Schmerz, der niemals nachließ. Seine Stärke übertrug sich auf sie, die Schrecken der Vergangenheit schmolzen dahin. Ihr Geist wurde leer und weit … Und endlich begriff sie, was den Wind erzeugte.
Das war sie.
Die angestauten Emotionen hatten sich wie ein Champagnerkorken b e freit. Ihr innerer Aufruhr wurde zu einem äußeren Sturm, der die Suite in ein Schlachtfeld verwandelte. Und sie verstand noch etwas. Miceals Worte wi r belten aus den Tiefen ihrer Erinnerung ans Licht. Etwas, das er vor Wochen zu ihr gesagt hatte , nahm nun Gestalt an. Damals hatte sie es nicht versta n den, heute ergab es erstmals einen Sinn.
„Beliar ist der Wächter des Nordens und steht für das Feuer.
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